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Was passiert mit den Tieren, wenn alle Menschen vegan werden?

Ein glückliches Schwein liegt auf nackter Erde.
Werden glückliche Schweine in unseren Vorgärten wühlen, wenn plötzlich alle vegan werden? Bild: Patrik Stedrak / Adobe Stock

Was passiert eigentlich mit den Tieren, wenn plötzlich alle Menschen vegan werden?

Wohin mit den Kühen, Schweinen und Hühnern?

Werden Rinderherden in Zukunft auf den Grünstreifen der Straßen grasen? Werden Schweine sich im Vorgarten suhlen und Hühner in den Parks nach Futter suchen, wenn Deutschland vegan geworden ist?

Diese Frage gehört zu den häufigsten Fragen rund um eine vegane Ernährung. Und ehrlich: Wir wissen auch keine Antwort. Es bleibt beim Versuch.

Endlich Freiheit für Tiere?

Was für eine märchenhafte Vorstellung, dass all die geknechteten Tiere endlich frei sein dürfen. Dass der "Speziesismus", die Ausbeutung der Tiere, ein Ende hat.

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Zahl der vegan lebenden Menschen rasant weiterentwickelt. Das ist Tatsache.

Veganer:innen gelten als Multiplikator:innen und nehmen sichtbaren Einfluss auf die Denk- und Konsumgewohnheiten in Deutschland und auf der ganzen Welt.

Es wird immer schwerer, die Grausamkeit der Tierhaltung zu verdrängen, wenn man Milch, Käse, Fleisch und Eier kauft.

"Es machen ja Alle"? Eben nicht!

Veganer:innen beweisen jeden Tag, dass es auch anders geht.

Gemessen an der Gesamtbevölkerung wirkt der Anteil der Veganer:innen in Deutschland aber mit ein paar Prozent immer noch verschwindend gering.

Auch wenn die Bewegung Fahrt aufnimmt, ist Deutschland weit davon entfernt, "plötzlich" vegan zu werden.

Alle Menschen plötzlich vegan?

"Plötzlich" würde bedeuten, dass es sofort geschehen würde. Von Heute auf Morgen. So kurzfristig, dass sich die Industrie gar nicht erst drauf vorbereiten könnte.

Dass Bürger:innen gemeinsam in die Tierhaltungen strömen, die Tore öffnen und die armen Geschöpfe in die Freiheit entlassen. Alle zusammen, als Gesellschaft.

Und dann ein fairer Ausgleichsplan für die ehemaligen Tierhalter:innen. Und staatlich finanzierte Lebenshöfe, die zugleich ein Mahnmal sind: Schluss mit der Ausbeutung!

Was für eine schöne, utopische Vorstellung!

Was geschieht also mit den Tieren?

Ein wahrscheinliches Szenario ist, dass sich die Zahl der Veganer:innen und Tierprodukte-Reduzierer:innen in den kommenden Jahren vervielfacht. Dass Tierprodukte teurer werden und pflanzliche Alternativprodukte erschwinglicher.

Die ökologischen und gesundheitlichen Folgen von Fleisch, Milch und Eiern werden künftig in den Preis der Produkte eingerechnet - über eine Tierprodukte-Steuer.

Statt tierquälerische Massentierhaltung zu fördern, investiert der Staat in pflanzliche Lebensmittel, die unsere Gesundheit fördern.

Die Nachfrage nach pflanzlichen Lebensmitteln wird weiter explodieren, schon deshalb, weil sie so viel billiger sein werden. Schon, weil die "Veredelungsverluste" der Tierhaltung entfallen.

Tierprodukte werden künftig als Genussmittel angesehen. Weil wir so viel bessere Auswahl haben.

In der Folge züchten Tierzüchter weniger Schweine und Hühner. Mehr Kälbchen werden von Milchbauern direkt getötet, ohne zuvor als "Milchkuh" ausgelaugt zu werden.

Vegane Lebensweise kann die Tiere nicht retten. Doch sie hilft dabei, die Grausamkeit der Tierindustrie zu stoppen. Damit zukünftig weniger Tiere gezüchtet und ausgebeutet werden.

Dennoch werden weiterhin Tiere getötet

Dass dennoch wohl nicht alle Tiere gerettet werden, liegt an der heutigen Nachfrage der Vegetarier:innen und Fleischesser:innen.

Der wichtigste Grund, nicht vegan zu werden, ist die Angst vor sozialer Ausgrenzung. Der Verzehr von Tierprodukten hat daher viel mit Gruppenzwang gemeinsam. Sorge vor Nährstoff-Mangel dient als Rechtfertigung.

Selbst wenn Deutschland tatsächlich innerhalb von 5 Jahren vegan werden würde, bliebe den Tierhaltern noch genug Zeit, alle Tiere zu töten.

Das "Nutztier" mit der höchsten Lebenserwartung, eine "Milchkuh", wird in der Milchindustrie durchschnittlich ~5 Jahre alt. Bei Hühnern und Schweinen könnte sogar noch nachgezüchtet werden.

Das Ende der Tierindustrie würde folglich mit der Aufgabe der Züchtereien eingeläutet werden. Lebenshöfe könnten immerhin einen kleinen Teil der Tiere retten.

Vielleicht ist es wie ein Wirbelsturm. Er beginnt mit einem lauen Lüftchen und steigert sich zu einem kräftigen Sturm, der unsere tödlichen Gewohnheiten durcheinander wirbelt und frische Luft ins Oberstübchen bläst.

Sodass wir uns irgendwann fragen werden, wie wir als Gesellschaft je auf den Gedanken kommen konnten, Tiere so zu behandeln... Und ihr erbärmliches Leid so lange ignorieren konnten.

Ein Sturm der veganen Veränderung. Er wird kommen - aber er wird nicht überraschend sein. Die ersten Wölkchen sind ja heute schon am Horizont zu erkennen.

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Was, wenn alle plötzlich vegan würden?
Letzter Beitrag: 24.09.2023, von Pee-Bee.

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AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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