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Zu Weihnachten ne Ausnahme machen?

Erstellt 18.11.2023, von kilian. Kategorie: Allgemein vegan. 28 Antworten.

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Benutzerbild von kilian
Themen-Startervegan7.052 PostsmännlichBerlinLevel 4Team
04.12.2023
Es gibt Menschen, die würden am liebsten ein riesiges ®-Zeichen auf den Veganismus kleben. Selbst wenn man ihnen einen riesigen Stapel Studien vorlegen würde, die genau erklären, warum das kontraproduktiv ist, würden sie immer weiter nach "Beweisen" rufen. Man nennt das Doorkeeper-Verhalten.
Diese Türsteher können aber gern unter sich bleiben.

Edit:
95%-Pareto-Prinzip: https://vegpool.de/magazin/vegan-pareto-prinzip.html

Folgen des Perfektionismus: https://vegpool.de/magazin/veganer-aufhoeren-fleisch-essen-gruende.html

Psychologische Hintergründe (kompakt): Buch "Switch" von Chip und Dan Heath https://www.amazon.de/Switch-Ver%C3%A4nderungen-wagen-dadurch-gewinnen/dp/3596190258/

Psychologische Hintergründe (ausführlich): "The righteous mind" von Jonathan Haidt https://www.amazon.de/Righteous-Mind-Divided-Politics-Religion/dp/0141039167/

Die Vegan Society hat früh erkannt, wie wichtig es ist, den Perfektionismus rauszulassen. Und selbst wenn sie auf Perfektionismus bestehen würde, müsste man ihr ja nicht blind folgen.

2x bearbeitet

Benutzerbild von Danielaa
vegetarisch19 PostsweiblichLevel 3
04.12.2023
Hallo kilian,

vielen Dank für diese tollen Artikel. Gerade das Pareto Prinzip, übertragen auf die vegane Ernährung, finde ich einen wunderbaren Umgang mit den Themen.

Benutzerbild von Elke-Berlin
vegan6 PostsLevel 1
04.12.2023
@kilian

Ich finde es schade, dass Du auf die Argumente nicht eingehst, sondern mit Labeln um Dich wirfst und so tust, als wäre Deine Definition (die die meisten im übrigen als "plant-based" ansehen würden) die einzig richtige und für alle beste.

Für Menschen, die keine Ausnahmen machen wollen (außer nicht änderbarer Grund wie Einnahme von wichtigen Medikamenten, für die es noch keine Alternative gibt oder Versehen, wenn was falsch deklariert wurde), wird es durch diese Aufweichung nämlich oft schwieriger, ernst genommen zu werden. ("Aber die Veganer heute Morgen haben doch auch die Kuhmilch im Kaffee getrunken" - also kann es ja nicht so schlimm sein... "Aber gestern hast Du doch auch Kekse mit Eiern gegessen, warum heute dann nicht das Rührei?" etc...)

Auch sehe ich die Gefahr, wenn Du propagierst, dass 95 % reichen, dass es dann (einigen) Menschen schwerer fällt, vegan zu leben, da sie sich immer wieder Ausreden ausdenken, warum es grade in dieser Situation zu schwierig sei.
Und dann sinds auf einmal nur noch Flexitarier (die ja bekanntermaßen alle nur gaaanz wenig Fleisch und dann auch nur bio essen, was aber laut Statistiken gar nicht sein kann).

Ich selber weiß aber aus eigener Erfahrung, dass der Aufwand (für einige Menschen?) deutlich geringer ist, wenn mensch einfach möglichst konsequent is(s)t. Warum nur 95 Schweine retten, wenn ich 100 retten könnte? Das hat doch nichts mit "blindem Folgen" zu tun, sondern mit Erfahrung, Empathie und auch ein bisschen Logik. ;-)

Benutzerbild von kilian
Themen-Startervegan7.052 PostsmännlichBerlinLevel 4Team
04.12.2023
Danke liebe Danielaa, das freut mich! 😍

Elke, ich zitiere mich aus Bequemlichkeit mal selbst:

Pareto-Prinzip:

Wer entspannt zu 95% vegan lebt, rettet daher auf Dauer mehr Tiere und trägt stärker zur Erhaltung der natürlichen Ressourcen bei, als Perfektionisten, die nach wenigen Jahren verzweifelt resignieren.


Die 95% empfehlen wir auf Vegpool, weil man nicht ignorieren kann, dass auch Veganer aufhören und wieder Tierprodukte essen.

Oder anders gesagt: Man kann es schon ignorieren, aber dann ist es halt kein tragfähiges Argument.

Wenn es nur entweder / oder gibt und man sich die Gegebenheiten nicht nach Belieben auswählen kann, dann ist es doch Quatsch zu fragen, ob 0% oder 95% besser sind.

Würde eine 100%-Vegan-Strategie die Massen bewegen, müsste man das nach min 80 Jahren veganer Bewegung erkennen.

Bei 2% Veganern in der deutschen Bevölkerung ist die fehlerorientierte 100%-Argumentation ja offensichtlich krachend gescheitert. Und das Blöde ist, dass es sich sogar sehr gut erklären lässt, da es eine Menge Wissen über solche Prozesse gibt.

Mich ärgert das, da ich selbst jahrelang diesen 100%-Anspruch "für die Tiere" vertreten habe, ignorant gegenüber der Tatsache, dass "gut gemeint" eben noch lange nicht "gut gemacht" ist.

Deshalb bin ich bei dem Thema auch ein bisschen emotional und nehme mir die Zeit für diesen Post, auch wenn es ziemlich aussichtslos ist, jemanden gegen seinen Willen von anderen Sichtweisen zu überzeugen (absurderweise aus ähnlichen Gründen wie bei der 100%-Argumentation). :) Aber vielleicht liest ja jemand mit, den es interessiert.

Die heutige Vegan-Veränderung geht im Wesentlichen auf die wachsende Nachfrage durch Flexitarier zurück, die auf niedrigschwellige, emotional ansprechende Veggie-Angebote reagieren. Weil sie Bock drauf haben, gesünder, nachhaltiger usw zu essen, aber ohne das Gefühl, einem Dogma folgen zu müssen.

Das ist ja das Fatale: Viele Menschen würden ja was ändern, wenn es nicht so sehr nach Gift schmecken würde. Wenn sie die Wahl zwischen einem toxischen Bekehrungs-Veganismus und einer entspannten "scheißegal-Ernährung" haben, dann ist ja klar, was sie wählen...

Der Witz ist ja, dass Marketing-Profis genau wissen, was sie tun, während Vegan-Ideologen fundierte Strategien reflexartig abzuwehren scheinen, als ginge es darum, Veganismus einem exklusiven Zirkel von Auserwählten vorzubehalten.

Dabei kann man sich die psychologischen Grundlagen auch selbst aneignen, wenn man will.

Heute werden dank Subventionierung mehr Tierprodukte weggeworfen als alle Veganer zusammen boykottieren könnten. Boykott wird also nicht die Lösung bringen.
Wir brauchen politischen Einfluss und den bekommen wir durch Masse. Also geht es am Ende eben doch um niedrigschwellige, emotional ansprechende Kommunikation.

Wer 100% will, täte gut daran, eine Treppe dorthin zu bauen. 95% sind eine Treppe.

1x bearbeitet

Benutzerbild von Elke-Berlin
vegan6 PostsLevel 1
04.12.2023
Wenn mensch Menschen, die es einfach nur richtig und gut finden, vegan zu leben, mit Worten wie "Dogma", "Gift", "toxischen Bekehrungs-Veganismus", "Vegan-Ideologen", exklusiven Zirkel von Auserwählten" betitelt, dann finde ich das sehr traurig.


Ich persönlich hätte mich sehr gefreut, wen mir jemand, als ich noch Vegetarierin war, einfach mal direkt gesagt hätte, wie dumm das doch ist und das vegan zu leben so einfach ist (und nee, ich verdränge da nichts, aber 2,3 Monate lang sich im Supermarkt umorientieren und nach neuen Rezepten googlen ist echt nicht schwer. Wenn jemand ne Allergie hat, bekommt er das ja auch hin).


Und dieses ständige Unterstellen, wenn mensch keine Ausnahmen machen möchte, dann würde er wahrscheinlich bald wieder Fleisch essen... naja, kommt vermutlich vor allem auf die Gründe an, warum mensch vegan lebt. Und natürlich freue ich mich auch sehr über jeden Menschen, der zu 95% pflanzlich isst!

Benutzerbild von MichaelB
vegan708 PostsmännlichPlanet ErdeLevel 4
04.12.2023
Sehr gut geschrieben Kilian!!! 👌Für mich, als Vegan-Newbie (5 Monate), macht Deine Sicht der Dinge viel Sinn, und ich fühle mich nicht unter "Druck" gesetzt. Ihr seid vermutlich alle schon viel länger vegan als ich, trotzdem sollten gerade Meinungen von Neulingen in der "Bewegung" gehört werden. Mich hätte ein Domolos-Schwert des Perfektionismus eher abgeschreckt.
Ich finde es eher erschreckend, dass es offensichtlich unter den vegan lebenden so viele Grabenkämpfe zu geben scheint.
Dabei ist doch eigentlich JEDES ersetzte tierische Produkt positiv zu sehen. Stattdessen wird hier um ein Prozent mehr oder weniger ein Fass aufgemacht. Irgendwie finde ich ich das ein wenig absurd in Anbetracht der Gesamtlage in dieser völlig verrückten Welt.


Benutzerbild von kilian
Themen-Startervegan7.052 PostsmännlichBerlinLevel 4Team
04.12.2023
Jetzt hab ich mir so viel Mühe gegeben und du gehst auf keinen Punkt ein!? 😒
Na, ist nicht so schlimm.

Deinen Profilbild-Text "Du sollst nicht töten" teile ich übrigens.

Die brutale Schlachtung des darauf sichtbaren Bullen habe ich vor ungefähr 15 Jahren in einem Schlachthof in Süddeutschland dokumentiert. Es war entsetzlich und die Bilder gingen durch mehrere TV-Sender und haben hoffentlich vielen Menschen den nötigen Anstoß gegeben.

@Michael: Danke, das freut mich zu lesen.

1x bearbeitet

Benutzerbild von Sunjo
vegan2.859 PostsweiblichLinzLevel 4Supporter
04.12.2023
Naja, ich finde, sowohl Elke-Berlin als auch Kilian haben recht. Für wen welche Strategie die Bessere ist, ist erstens wirklich abhängig von der Motivation und zweitens eine Typfrage.

-Ethisch motiviert -> so vegan wie möglich, das hört dann nicht bei 95% auf (für Ausnahmen muss es gravierende Gründe geben)
-ökologisch/gesundheitlich motiviert -> 95% vegan als Ziel (Ausnahmen werden von vornherein eingeplant - und wenn man dann nur 90%, 85%, 80% oder noch weniger vegan is(s)t, merkt das keiner, auch man selbst nicht)

-leicht von außen beinflussbar und von der Meinung von Antiveganern abhängig, lebt es sich vermutlich mit Ausnahmen leichter
-wer konsequent bleibt, wird von den anderen allerdings eher ernstgenommen und akzeptiert, weswegen man denjenigen seltener zu Ausnahmen zu überreden versucht, weswegen derjenige es auch wiederum leichter hat, konsequent zu bleiben.



Benutzerbild von Elke-Berlin
vegan6 PostsLevel 1
04.12.2023
@kilian Ich glaube, wir missverstehen uns (und wollen beide vermutlich ja auch das Selbe). Mir geht es nur darum, dass Konsequenz bitte nicht als etwas Negatives dargestellt wird.


Ich werde keine Ausnahmen machen und ich werde auch bis zum Rest meines Lebens vegan leben. Und nur weil ich dies so klar weiß und sage, möchte ich bitte aus der Veganer:innen-Szene keine implizite Kritik oder Belehrungen oder ähnliches dafür! Die war ich bisher nur aus der Omni-Szene gewöhnt.

1x bearbeitet

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