Liebe Felice,
ich selber habe keine Erfahrung, aber ich kann Dir auch von einem anderen mir bekannten Mädchen berichten, dem es ähnlich wie Dir geht - Magersucht und den Veganismus oben drauf entdeckt, um ein Gefühl der Kontrolle über sich und ihr Leben zu bekommen (hat sie selbst gesagt). In der Klinik soll die Herkunft und Art des Essens kein Thema sein, und das Hauptziel ist, die Gedanken weg vom Thema zu lenken, und ein anderes Verhältnis zum Essen und zum Körper zu bekommen - Veganismus ist dort deswegen auch tabu. So erklärte mir das die Mutter.
Mit Magersucht ist nicht zu spaßen - eine existenielle Krankheit mit hoher Sterberate- und scheinbar sehen Deine Erziehungsberechtigten und die Ärzte in der Kombination mit Veganismus bei Dir eine sehr hohe, lebensbedrohliche Gefahr.
Hier im Forum wird allergrößtenteils die Meinung vertreten, dass, wenn Veganismus lebensbedrohlich wird für einen Veganer, er Dinge nicht zu sich nimmt, z.B. unvegane Medizin, die sein Leben retten würde, es zu weit geht. Man soll sich und sein Leben nicht aufgeben, zumal wir Veganer ja laaaaange leben sollten, um möglichst oft unser Mitgefühl in die Welt zu tragen. Also ist das gerade Medizin, die Du zu Dir nehmen sollst. Kannst Du es so betrachten?
Ich würde sagen: Ordne Dich in der Zeit in dieser Klinik unter, so gut Du kannst (Mettas Tip, es vegetarisch als Kompromiss zu versuchen, wenn sie es zulassen, finde ich auch einen Versuch wert - aber mach Dich nicht fertig, wenn es nicht klappt).
Setze gedanklich Deine Zeit im Krankenhaus in Relation mit Deinem gesamten Leben: Es werden ein paar Monate sein, in denen Du Dich nun wie ca. 98 % der Deutschen ernährst, so, wie Du es bereits einige Jahre getan hast, als andere über Dich bestimmten, aber wenn Du wieder gesund und normalgewichtig bist, ggf. 18 geworden bist, den Weg zu einer gesunden, nahrhaften pflanzlichen Ernährung gefunden hast, dann hast Du um die 70 Jahre, die Du vegan leben kannst und ebenso dafür kämpfen kannst, dass in den Kliniken Ernährungsberater sind, die korrekt über Veganismus informiert sind. Das wäre rechnerisch z.B. 36 Monate (3 Jahre bis zur Volljährigkeit) zu 840 Monaten (70 Jahre Veganismus als Erwachsene): 36/840= 4 % Deines Lebens, in denen Du für Dein Überleben "inkonsequent" wärest. Ich nehme mein Leben lang Medizin, die an Tieren getestet wurde. Sonst wäre ich schon tot. WIr haben in der derzeitigen Gesellschaft in einigen Punkten nicht die Möglichkeit, ein komplett veganes Leben zu führen. Auch da kannst Du es einordnen...
Alles Liebe für diese Zeit, Du wirst Freundinnen dort finden und gute Gespräche führen, das geht dem Mädchen aus meinem Bekanntenkreis auch so, und es tut ihr sehr gut, dort zu sein.