Vegan vom Großkonzern - wie konsequent ist das?
Bevor große Konzerne wie zum Beispiel Nestlé, Unilever, Danone, McDonald's und Co den veganen Markt für sich entdeckt haben, wurden vegane Fertigprodukte vor allem von kleinen, unabhängigen Herstellern produziert. Von Tofureien, handwerklichen Betrieben, oft Unternehmen aus der Naturkostbranche.
Doch diese Zeiten sind vorbei. Große Konzerne investieren Milliarden in den rasant wachsenden Markt mit veganen Fertigprodukten. Und machen wir uns doch nichts vor: Die Rendite bestimmt das Geschäft. All die oben genannten Konzerne standen bereits (berechtigterweise) in der Kritik wegen aller möglichen Missstände.
Doch wie konsequent ist es, vegane Produkte vom Lebensmittelgiganten zu kaufen? Von Unternehmen, die womöglich selbst an Tierquälerei, Umweltzerstörung und Verstöße gegen die Menschenrechte beteiligt sind?
Klare Antwort: Es ist komplex.
Vegan vom Lebensmittelkonzern - ziemlich konsequent.
Die meisten Menschen, die vegane Produkte von großen Konzernen kaufen, wollen genau eines: Weniger Tierprodukte konsumieren, ohne auf den gewohnten Geschmack zu verzichten. Das gelingt ihnen, indem sie z. B. vegane Burger kaufen, die so schmecken wie Burger eben schmecken, aber keine Tierprodukte enthalten.
Veganismus ist in erster Linie eine Lebensweise, die ohne Tierprodukte auskommt. Es ist also eindeutig konsequent, als Veganer vegane Produkte zu kaufen, auch wenn diese vom Lebensmittelkonzern hergestellt wurden.
Konzerne bringen vegane Produkte auch in ländliche Regionen
Dass immer mehr große Konzerne vegane Lebensmittel ins Sortiment aufnehmen, hat auch einige klare Vorteile. Es erhöht die Verfügbarkeit auch auf dem Land, da große Lebensmittelmarken einfach eine sehr viel höhere Marktmacht haben.
Zudem erreichen vegane Produkte von bekannten Marken viel mehr Menschen und tragen so die Idee einer veganen Lebensweise immer weiter (wenn auch nicht immer mit höchster Konsequenz).
Der Vorwurf von Fleischessern, dass (manche) Veganer ja auch Fertigprodukte von großen Konzernen kaufen (und deshalb inkonsequent seien), ist oft nichts weiter als ein "Whataboutism".
Zugleich spricht natürlich vieles dafür, sich bewusst mit Lebensmittelketten und den Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft zu beschäftigen und sein Wissen Stück für Stück zu erweitern. Und so ist es oft nur konsequent, wenn viele Menschen vegane Produkte von kleineren, ökologischer orientierten Herstellern bevorzugen.
Vegan vom Konzern ist immer noch besser als Fleisch vom Konzern
Die ethischen und ökologischen Vorteile einer veganen Lebensweise liegen an sich auf der Hand - auch, wenn vegane Produkte vom Lebensmittelkonzern kommen!
Überfordernder Perfektionismus ist jedoch einer der häufigsten Gründe, warum manche Veganer resignieren und wieder Tierprodukte essen. Auch deshalb empfehlen wir stets eine entspannte vegane Lebensweise nach dem Pareto-Prinzip. Darin darf dann schon mal eine vegane Tiefkühlpizza oder ein veganer Schokoriegel vorkommen.
Denn schon einfache Schritte können viel bewirken. Auch der Kauf von veganen Fertigprodukten vom Lebensmittelkonzern kann so gesehen ein Weg in eine ökologisch nachhaltigere, tierfreundlichere und sozialere Zukunft sein. Ein erster Schritt.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig