Tiefkühl-Lebensmittel: Wie klimaschädlich sind sie wirklich?
Wie klimafreundlich ist Tiefkühlkost eigentlich? Oder wie klimaschädlich?
An sich ist es ja richtig bequem, fertig portioniertes Obst und Gemüse im Tiefkühler griffbereit zu haben. Das soll ja sogar reicher an Vitaminen sein, als das schrumpelige Gemüse, das schon ein paar Tage im Regal liegt.
Das unabhängige Öko-Institut e. V. in Freiburg hat im Auftrag des Deutschen Tiefkühlinstituts die Klimabilanz von tiefgekühltem, ungekühltem und selbstgemachtem Essen in einer Studie untersucht und verglichen.
Untersucht wurde zum Beispiel der Einfluss aufs Klima von Backwaren am Beispiel Tiefkühl-Brötchen, nicht gekühlten Aufback-Brötchen und selbstgemachten Schrippen. Weitere Produktgruppen: Komplett‐Fertiggerichte (Hühnerfrikassee), Gemüse (Erbsen), Pizza und Kartoffelerzeugnisse (Reibekuchen aus Kartoffeln).
Wichtig: Ziel der Studie war aber nicht, eine grundsätzliche vergleichende Aussage von Tiefkühlkost gegenüber anderer Nahrung treffen zu können. Deshalb sollten die Ergebnisse differenziert betrachtet werden.
Insgesamt wurden also fünf Produkte exemplarisch untersucht und verglichen: Tiefgekühlt, verzehrfertig und selbstgemacht.
Ich hätte gedacht, dass Tiefkühlprodukte eine deutlich schlechtere Klimabilanz haben als es die Studie zeigt!
Das Öko-Institut kommt nämlich zu dem Ergebnis, dass die CO2-Bilanz der untersuchten, tiefgekühlten Waren nicht wesentlich schlechter ist als die von ungekühlten oder verzehrfertigen / selbst gekochten Produkten.
Ein Grund: Bei Fertiggerichten wie Aufbackbrötchen spart die industrielle Zubereitung gegenüber der heimischen Zubereitung viel Energie ein. Zu Hause müssen wir z. B. den Ofen vorheizen. Dazu kommt, dass die TK-Brötchen weitgehend fertiggebacken sind, während die ungekühlten Aufback-Brötchen deutlich länger im Ofen bleiben müssen.
Mit anderen Worten: Wir können als Verbraucher also einen großen Teil der CO2-Emissionen durch unsere Ernährung beeinflussen. Die Frage, ob es Tiefkühl ist oder nicht, ist aber bei vielen Produktgruppen weniger wichtig als allgemein angenommen wird. Zumindest laut der Studie des Öko-Instituts Freiburg.
Der Umstieg auf eine vegane Ernährung verringert den Klima-Einfluss deutlich stärker als der Verzicht auf Tierkühlkost. Vegan und frisch vom Feld ist natürlich noch besser.
Wichtig: Dass Tiefkühlgemüse nicht viel klimaschädlicher ist als z. B. Erbsen aus der Dose oder aus dem Glas, bedeutet natürlich nicht, dass diese deshalb klimafreundlich seien. Denn: Frische Erbsen aus dem eigenen Garten sind klimatechnisch unschlagbar.
Die Erbsen werden in der Studie exemplarisch für Gemüse verglichen. Die etwa gleich hohen CO2-Emissionen resultieren im Wesentlichen daraus, dass die Verpackung (Glas und Dose) eben auch vielen Emissionen verursacht.
Ich als Verbraucher hätte es gut gefunden, wenn z.B. Paprika oder Brokkoli (tiefgekühlt, im Glas/Dose und auch frisch) verglichen worden wären. Dann wäre das Ergebnis vermutlich anders ausgefallen, nicht mehr ganz so gut für die Tiefkühlware.
Die Studie zeigt also vor allem, dass Tiefkühlprodukte nicht unbedingt noch klimaschädlicher sind als anders haltbar gemachte Lebensmittel.
Um CO2-Emissonen zu reduzieren solltet ihr beim Einkauf auf folgende Punkte achten:
- Kauft regionale Produkte. Die damit verbundenen kurzen Transportwege sparen CO2-Emissionen.
- Achtet auf Saisonalität. Ein heimischer Apfel, der den ganzen Winter im Kühlhaus gelagert wurde, hat einen deutlich höheren CO2-Abdruck als ein frischer in der Saison. Außerhalb der Apfelsaison kann sogar ein importierter Apfel am Ende besser fürs Klima sein als der eingelagerte.
- Die CO2-Bilanz von TK-, Glas- und Dosen-Gemüse durch die Herstellung und Verpackung ist ähnlich hoch. Bei TK-Gemüse sind aber deutlich mehr Vitamine erhalten.
- Kauft TK-Produkte möglichst kurzfristig. Je kürzer Tiefkühl-Produkte zu Hause „eingelagert“ werden, desto besser. Die Lagerung in der heimischen Tiefkühltruhe verbraucht deutlich mehr Energie als die in Groß-Lagern und Geschäften.
- Der Weg zum Einkaufen (Auto, Bus oder Fahrrad) hat einen größeren Einfluss auf die Umweltbilanz als man selbst denkt. Wenn es das Auto sein muss, dann plant einen großen einkauf pro Woche, um Wege zu sparen.
- Kauft vegan! Bei einer Salami-Tiefkühlpizza verursachen Käse und Salami zusammen nämlich schon 78% der Klimagas-Emissionen aller Zutaten. Der Tiefkühlkost-Hersteller Frosta weist auf seiner Website übrigens die CO2-Bilanz seiner Produkte aus. Hier könnt ihr ziemlich einfach vegane und nicht-vegane Produkte vergleichen. Keine bezahlte Werbung, aber trotzdem spannend und aussagekräftig!
Es ist gut, sich über die CO2-Emissionen seiner Lebensmittel zu informieren. Allerdings finde ich, solltet ihr daraus auch keine "Raketen-Wissenschaft" machen. Denn das führt schnell zu Resignation.
Wie auch beim Vegan-Leben finde ich auch hier das Pareto-Prinzip wichtig!
Wenn ihr bereits vegan lebt, fallen durch eure Ernährung im Vergleich zur omnivoren Ernährung deutlich weniger CO2-Emissionen an. Es ist wichtiger, vegan zu leben, als TK-Produkte komplett zu meiden. Nach und nach können dann immer mehr Aspekte hinzukommen. Wenn ihr wollt.
Veröffentlichung:
Autor: Anna Bischoffs