Olivenöl: Vögel sterben bei der Ernte - ist es dann noch vegan?
Bei der Ernte von Oliven werden jedes Jahr viele Millionen Vögel getötet. Die Zeitschrift "Nature" berichtete, dass dabei auch Vögel geschützter Arten getötet würden. Manch ein Medium spricht bei Olivenöl von einem "Vogelkiller".
Ist Olivenöl jetzt noch vegan? Worauf sollte man als Veganer beim Kauf achten?
Warum Vögel für Olivenöl sterben
Dass Vögel für Olivenöl sterben, hat folgenden Hintergrund:
Während in traditionellen Betrieben tagsüber mit viel Handarbeit geerntet wird, kommen in intensiven Oliven-Plantagen Erntemaschinen zum Einsatz. Diese ernten in der Nacht, da dies angeblich die Qualität des Olivenöls verbessern soll.
Viele Vögel, die in den intensiv bewirtschafteten Olivenbäumen nisten, werden von den Lichtern und Geräuschen der Maschinen verwirrt. Doch da sie sich nachts nicht orientieren können, verharren viele von ihnen regungslos und werden von den Erntemaschinen angesaugt und getötet.
Die portugiesische Magazin "Express" berichtet von ungefähr 96.000 Vögeln, die auf "superintensiven" Betrieben jedes Jahr getötet würden - allein in Portugal. Es bezieht sich dabei auf Zahlen des portugiesischen Instituts für Natur- und Waldschutz.
Auch andere Länder sind betroffen. Weltweit dürften mehrere Millionen Singvögel bei der maschinellen Ernte der Oliven getötet werden!
Einige Oliven-Landwirte sollen die toten Vögel sogar an Restaurants verkaufen, wo sie als "lokale Spezialität" zubereitet werden. Offenbar ein lukrativer Nebenverdienst.
Doch ist Olivenöl jetzt noch vegan?
Dürfen Veganer weiterhin Olivenöl essen?
Grundsätzlich ist die Erzeugung von Olivenöl ökologisch nachhaltig und tierfreundlich möglich. Die hier geschilderten Zustände beziehen sich größtenteils auf "superintensive" Anbaumethoden in Monokultur.
Landwirtschaft erfolgt hier in höchstem Maße automatisiert und maschinell. Auch unter Einsatz chemisch-synthetischer Dünge- und Pflanzenschutzmittel.
Gleichwohl ist Landwirtschaft bis heute fast immer mit der Ausbeutung und Tötung von Tieren verknüpft. Schlachtprodukte landen auch hierzulande auf deutschen Äckern - sogar in vielen Bio-Betrieben!
Der "Vogelmord" in den Olivenbaum-Plantagen ist nur ein weiteres Beispiel dafür, wie zerstörerisch und tödlich moderne Landwirtschaft sein kann. Man kann sie heute praktisch kaum vermeiden.
Verbraucher haben kaum eine Chance, den Überblick über die Details der Anbaumethoden zu behalten. Eine vegane Ernährung ist der wichtigste und zugleich konsequenteste Schritt. Denn Veganer lehnen die absichtliche und vorsätzliche Ausnutzung und Tötung von "Nutztieren" ab.
Gleichwohl reicht eine vegane Lebensweise allein nicht aus, um sämtliche Produktionsbereiche nachhaltiger und tierfreundlicher zu gestalten. Hier ist der Gesetzgeber gefragt.
Als pflanzliches Lebensmittel ist Olivenöl natürlich vegan. Auch wenn es gute Gründe gibt, beim Kauf auf eine schonendere Produktion zu achten.
Kritik an intensiver Landwirtschaft
Die Kritik am Vogeltod in der Olivenöl-Produktion ist gleichzeitig eine Kritik an der intensiven Landwirtschaft. Es ist kein Grund, dieser Problematik einen explizit "veganen" Dreh zu geben. Es wäre allenfalls ein Whataboutismus, der keine Lösungsvorschläge parat hat.
Die Problematik beginnt nicht erst beim Olivenöl und endet auch nicht dort. Ähnliche Kritik gab es auch schon in Bezug auf den Anbau von Mandeln, Avocados, Palmöl, Feigen und Bananen.
Olivenöl wird sicherlich nicht das letzte Beispiel sein. Es zeigt wieder einmal, dass umwelt- und tierliebe Verbraucherinnen und Verbraucher bei Lebensmitteln nicht nur auf eine vegane Zutatenliste, sondern möglichst auch auf "Bio" und eine schonende Produktion achten sollten.
Vegan schützt Umwelt und Tiere
Selbst wer nicht immer Bio-Lebensmittel kaufen kann, lebt als Veganer tierfreundlicher. Veganer lehnen die Ausnutzung von Tieren schließlich ganz ab. Und damit auch die mit der Tierhaltung verbundenen Auswirkungen auf Umwelt und Tierwelt. Stichworte: Anbau der Futtermittel, Gentechnik, Urwald-Zerstörung, Klimakrise.
Bereits der Schritt zu einer (weitestgehend) veganen Ernährung schützt damit Tier und Umwelt. Und wer bio-veganes Olivenöl von handwerklich geprägten Betrieben kauft, kann damit sicher gehen, dass dafür keine Tiere ausgebeutet wurden.
Zusammengefasst:
- Olivenöl ist als pflanzliches Lebensmittel natürlich vegan.
- Die intensiv-landwirtschaftliche Erzeugung führt jedoch oft zum Tod von Tieren. Eine Alternative sind traditionelle, tierfreundliche Ernte-Verfahren.
- Es gibt bereits bio-veganes Olivenöl auf dem Markt, das eine gute und tierfreundliche Alternative ist. Wer solche Produkte kauft, unterstützt die bio-vegane Landwirtschaft.
- Olivenöl mit dem Siegel "FAO GIAHS" (Globally Important Agricultural Heritage System) ist eine tierfreundlichere Alternative.
Update am 18.7.2021: Wir haben den Hinweis auf das FAO GIAHS-Siegel eingefügt.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig