Was bedeutet Mengenausgleich beim fairen Handel?
Zu einer nachhaltigen, ökologischen und sozialen Lebensweise gehört für viele Menschen auch die faire Behandlung von Erzeugern, die Lebensmittel, Bekleidung und Co herstellen. Verschiedene Fairtrade-Siegel wollen sicherstellen, dass Erzeuger fair entlohnt und sozial abgesichert werden. Doch die Handelsstrukturen sind manchmal kompliziert und manch ein Käufer fragt sich, wie fairer Handel im Detail eigentlich funktioniert.
Immer wieder findet man auf dem Etikett eines Produkts den Hinweis, dass die fair gehandelten Zutaten aus „Mengenausgleich“ stammen. Doch was hat es damit eigentlich auf sich? Und sind Zutaten aus Mengenausgleich tatsächlich das, was sie versprechen?
Fairer Handel und der Mengenausgleich
Fair erzeugte Rohstoffe wie zum Beispiel Kaffee, Kakao oder Zucker stammen oft aus kleinen Kooperativen mit geringen Produktionsmengen. Eine getrennte Verarbeitung dieser Rohstoffe ist manchmal schwer praktizierbar – und sehr teuer. Daher werden die erzeugten Rohwaren häufig mit nicht-fairer Ware zusammen verarbeitet und transportiert. Hierbei vermischen sich die Rohstoffe. Am Ziel wird die entsprechende Menge Ware wieder entnommen und als „fair“ vermarktet.
Mengenausgleich bezieht sich auf die Bezahlung für faire Produktion
Der faire Handel hat den Zweck, eine faire Bezahlung der Erzeuger sicherzustellen. Physikalisch lässt sich beim Mengenausgleich nicht mehr unterscheiden, welche Ware tatsächlich von fair entlohnten Arbeitern erzeugt wurde. Zutaten aus Mengenausgleich können also auch Rohstoffe enthalten, die aus ausbeuterischen Zuständen kommen. Bezahlt (und damit finanziell unterstützt) wird jedoch die faire Erzeugung.
Ganz ähnlich ist das Verfahren zum Beispiel beim Ökostrom. Der Strom, der physikalisch aus der Steckdose fließt, kann auch aus dem Atomkraftwerk kommen, da es keine getrennten Leitungen gibt. Verbraucher bezahlen jedoch für den Ökostrom, so dass weitere ökologische Anlagen errichtet werden können. Auch bei fairen Produkten mit „Mengenausgleich“ bezahlt man als Kunde für eine faire, soziale Behandlung der Erzeuger. Ob die enthaltenen Zutaten tatsächlich von fair entlohnten Arbeitern geerntet wurden, ist hierbei aber ungewiss.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig