26.03.2023
Guten Abend, ihr Lieben
Ich bin auf Social Media täglich recht aktiv, aber ich sortiere aus.
Natürlich bin ich über die "Militante Veganerin" schon vor einziger Zeit gestolpert.
ABER, ich habe mich strickt geweigert, sie anzuschauen, Content von ihr sehen zu wollen.
Warum? Weil "mich" das Wort militant derart abgeschreckt hat, denn ich habe einige schlechte Erfahrungen mit militanten Menschen gemacht, egal aus welcher Ecke sie kamen.
Bei mir war sofort eine Abneigung da und ich bin Veganerin.
So, weiter im Text.
Dann bin ich hier natürlich auch über diesen Thread gestolpert und habe mich auch hier geweigert, ihn zu verfolgen, weil mich die Militante Veganerin nicht tangiert.
Momentan bin ich aber recht krank und mein Mann liegt notoperiert mit Querschnittslähmung im Krankenhaus und ich bin einfach auf der Suche nach Ablenkung, um den Schock zu verdauen. Also habe ich den letzten Beitrag hier angeklickt und geschaut, ob ich von Seite zu Seite vorspringen möchte, oder nicht. Ich habe dann alle Seiten von euch nachgelesen und mir ein Video von Raffaela angeschaut, welches auf der letzten Seite verlinkt wurde, wo sie von Jonas interviewt wurde, dem jungen Mann im blauen Hemd.
Mein erster Eindruck:
Sympathische, geradlinige, junge Frau. Erstmal gar nicht militant.
Es folgten dann aber einige drastische Äußerungen, die schon in die militante Richtung gehen, finde "ich". Wahr, ja, aber eben auch radikal. Entweder - oder.
Dann kam die Frage an Jonas, ob Nicht vegan sein ok ist und er darauf keine wirkliche Antwort hatte und sie sagte: "Ist es ok, ein Schwein abzuschlachten für Geschmack?" Boah dachte ich, sie hat Recht. Auf den Punkt gebracht, ganz klar und einfach. Nein, aus diesem Kontext ist es nicht ok, nicht vegan zu sein, ABER:
Zitat Vegbudsd:
Es ist völlig egal, in welcher Form über vegan gesprochen wird, ob ablehnend, provozierend militant, ob harmlos und übertolerant allem anderen gegenüber, ob missionierend, oder nur beispielgebend. Entscheidend ist, dass an vielen verschiedenen tagtäglichen Erlebensbereichen "vegan" als Begriff oder als gelebte Tatsache erscheint und in die Köpfe der Menschen kommt. Denn dadurch ergibt sich ein "Dasgehörteinfachdazugefühl", wodurch eine breite Akzeptanz entsteht.
Hier geht mein ABER weiter.
Ich persönlich bin seit 2007 dabei und befasse mich mit dem Thema, lebe und esse vegan, kenne all die Filme, Literatur, Argumente, Vor- und Nachteile und auch persönlichen Ansichten vieler Veganer und Nichtveganer und/oder Vegetarier.
Und eines hat sich ganz stark in den vielen, vielen Jahren herauskristallisiert und das sehr, sehr deutlich: Dogmatisch, Militant, Aggressiv, Besserwisserisch und dergleichen kommen absolut nicht gut an, ganz im Gegenteil!
JA, es wird über Veganer geredet dadurch, ja, das Wort vegan fällt oft, ABER in einem negativen Zusammenhang. Wie viele Menschen begegnen mir sofort ablehnend, mit Diskussionslust oder völliger Sturheit, nur weil sie bemerken oder mitbekommen, dass ich pflanzenbasiert esse! Wie viele Menschen verbinden mit Veganern eben militante und dogmatische Besserwisser und Weltverbesserer?
MIR wäre es viel, viel lieber, wenn das Wort vegan, Veganer, veganes Essen, etc. positiv verknüpft würde, mit Menschen, die Bereit sind, über ihre Ernährung zu sprechen, wie sie dazu gekommen sind, ohne zu überreden, ohne radikal zu sein, ohne dogmatisch zu sein und und und. DAS würde meiner bescheidenen Meinung nach, aus meiner Erfahrung all' meiner Jahre, viel besser und nachhaltiger Wirken und zu offeneren Kontakten und Unterhaltungen führen, zu mehr Akzeptanz in der Bevölkerung.
Wer hört denn schon auf zu Rauchen durch die provokanten Bildchen auf den Zigarettenschachteln? Natürlich ist wahr, dass man krank wird, schwer krank werden kann, früher sterben kann, aber jeder weiß auch, dass man rauchend, trinkend und omnivor essend 100 werden kann. Wie kann das denn dann? Also für mich der falsche Weg, so Menschen erreichen zu wollen.
MIR persönlich ist es nicht wichtig in jeglicher Hinsicht in aller Munde zu sein, oder sein zu wollen, sondern positiv, freundlich, ehrlich, aufklärend, aufdeckend, hinweisend, helfend, unterstützend, etc. Gerne auch aktiv, ohne Zwang und Druck auszuüben. Den Menschen zu informieren und zu unterstützen, aber ihn nicht als Leichenfresser zu betiteln, als Geistesgestört oder was auch immer. Für MICH persönlich ist das keine Grundlage für Aufklärung zu veganer Ernährung, Massentierhaltung, Klima und Co.
JA, die Wahrheit muss auf den Tisch, aber nicht mit "verbalen" Ohrfeigen, Tritten und Schlägen mitten ins Gesicht. Meiner Meinung nach packt man den Menschen besser und vor allen Dingen nachhaltiger über Aufklärung, Begleitung und Überzeugung und nicht über Beleidigung, Abschätzung, verbale Gewaltattacken, etc.
Und deshalb:
Zitat Heinzi:
Vegan leben ist die moralische Nulllinie.
Wäre schön, wenn die Leute (in welcher Form auch immer) aktiv würden,
denn die Tiere können leider keine Menschen anquatschen ...
finde ich vegan zu leben nicht als eine Nulllinie, sondern als ein sehr guter Beginn, Start, Anfang zu etwas viel Größerem. Jeder Mischköstler, Pescetarier und Vegetarier, der vegan wird, ist aktiv geworden. Den Tieren gegenüber, seiner Gesundheit gegenüber und auch schon der Umwelt gegenüber. Einen kleinen aktiven Schritt ist er in die richtige Richtung gegangen, finde ich. Wie viele Vegane Esser leben inzwischen auch vegan, leben aufmerksamer, achtsamer, sind empathischer geworden, geduldiger, einfach in sich positiver, haben ihr Bewusstsein erweitert.
JA, es ist fast immer ein Prozess. Aber den empfinde "ich" nicht als schlecht. Mir viel lieber als als militante Veganerin einen neuen militanten Veganer zur Welt zu bringen, der irgendwann seinem Anecken nicht mehr standhält, wieder omnivor wird, oder in andere Extreme rutscht. Mir ist der unter Umständen längere Weg lieber, weil öfter nachhaltiger und anhaltender.
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Und es hat mich etwas traurig gemacht, hier ein paar weniger schöne Kommentare zu lesen, die so in Richtung Unfreundlichkeit gingen oder die auch einfach nicht tolerant waren, wenig menschlich. Und wie kann ich mich für Tierrechte einsetzen und stark machen, wenn ich Menschen beleidige, abwerte, sie Geisteskrank betitle, Leichenfresser und ignorante Allesfresser, oder was auch immer?
Wie heißt dieses Sprichwort?
Zeige mir, wie du Tiere behandelst und ich sage dir, was für einen Charakter du hast.
Nun gut, zeige mir, wie du Menschen behandelst und ich sage dir, was für einen Charakter du hast.
Wir wollen dem Speziesismus ein Ende bereiten und kriegen uns an die Köpfe dank mangelnder Toleranz und Akzeptanz, mangelnder Empathie und Verständnis gegenüber sooo vielem, nicht nur unserer Lebensmittelauswahl!
Wir sind doch eine Gemeinschaft der Schöpfung, woran auch immer jeder einzelne glauben mag. Aber uns gegenseitig zu beschimpfen, zu attackieren, dogmatisch und militant durch die Welt zu stapfen, ist in "meinen" Augen nicht der Weg zum Ziel.
Ja, ich bin momentan angeschlagen und krank, mein Mann in einer sehr schlimmen Situation, aber trotzdem bin ich nicht sentimental, für den Fall, dass das jetzt jemand denken könnte. Bin schon Herrin meiner Sinne.
Und nein, ich muss nicht recht haben, aber meine 15jährige Erfahrung zeigt mir, dass der dogmatische, militante, aggressive, druck- und zwang ausübende Weg bisher nicht der richtige ist. Und das erfahre ich, was mich betrifft, im deutschsprachigen Raum. D, CH, FL, A und auch NL. Dort kenne ich viele Menschen, habe viele Freunde und Kontakte. Und ich werde immer wieder mit ähnlichen Worten begrüßt, in Verbindung gebracht, in Schubladen gesteckt, etc., weil soo viele eben diese schlechten Erfahrungen mit Veganer*innen gemacht haben.
Und ja, auch umgekehrt gibt es die dogmatischen und militanten Mischköstler, aber ich möchte jetzt nicht die Frage nach dem - wer war zu erst da, der militante Veganer oder der friedliche Mischköstler, oder umgekehrt stellen. Tatsache ist, dass eine gewisse vegane Bewegung in Gang gekommen ist und sehr oft negativ. Die vorher nicht da war. Und diese oft so heftige Gegenwehr von Mischköstlern, setze ich genau damit in Verbindung, aus meinen ganz persönlichen Gesprächen, die ich geführt habe über diese 15 Jahre hinweg...
Fazit: Lange Rede - kurzer Sinn
Ich bin kein Freund der Vorgehensweise von Raffaela, trotz aller Wahrheit die sie ausspricht, wenn es um die Tierrechte und den Tierschutz geht, um die Moral und Ethik. Aber bei all der Wahrheit geht mir die Rücksicht und Empathie Menschen gegenüber verloren, die Wertschätzung auch diesen Individuen gegenüber. Denn ich bin überzeugt, man kann beides. Wertschätzend und mit aller Wahrheit aufklären. Ich persönlich handhabe es so.
Seid lieb gegrüßt
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