Interessante Zahlen und Fakten im Fleischatlas 2018 der Heinrich Böll Stiftung:
https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/massentierhaltung/massentierhaltung_fleischatlas_2018.pdf
„Die wachsende Produktion von Fleisch und Milch hat fatale Folgen. Sie kollidiert mit der Bekämpfung von Hunger und Armut. Und sie erschwert Klima- und Artenschutz.
Die Weltbevölkerung hat sich in den vergangenen 50 Jahren verdoppelt und die globale Fleischproduk- tion mehr als verdreifacht. Bis 2050 wird sie noch
einmal um 85 Prozent wachsen, erwartet die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) – wenn politisch kein neuer Kurs angesteuert wird. Die negativen ökologischen und sozialen Auswirkungen der industriellen Fleischproduktion sind bekannt und wis- senschaftlich belegt. Fortschreibungen bis 2030 und 2050 zeigen, dass unter diesen Bedingungen die wichtigsten globalen Entwicklungsziele nicht zu erreichen sind: die Abschaffung von absoluter Armut und Hunger, eine bes- sere Gesundheitsversorgung, der Schutz der Meere, die nachhaltige Nutzung der Böden, aber auch die Einhaltung der vereinbarten Ziele für den Klimaschutz und die Biodi- versität.
Für kein anderes Konsumgut der Welt wird so viel Land benötigt wie für die Herstellung von Fleisch und Milch. Ob- wohl nur 17 Prozent des Kalorienbedarfs der Menschheit von Tieren stammt, benötigen sie 77 Prozent des globalen Agrarlands.“
„Der Anteil der Vegetarier und Vegetarierinnen hat sich in den vergangenen zehn Jahren auf über vier Prozent verdoppelt. Rund zwölf Prozent bemühen sich, als Flexitarierinnen und Flexitarier ihren Konsum zu reduzieren.
Dennoch ist der Pro-Kopf-Verzehr im gleichen Zeitraum kaum gesunken. Offensichtlich hat also ein anderer Teil der Bevölkerung den Fleischkonsum parallel erhöht. So gibt es eine Gruppe von rund fünf Prozent Vielfleischessern unter den Männern, die fast dreimal so viel Fleisch verzehren wie die Durchschnittsdeutschen. Sie folgen Trends und Moden wie Wintergrillen, „Paleo-Diät“, Protein-Drinks und Body- builder-Ernährung.“
„Jährlich werden derzeit 131.000 Tonnen Antibiotika bei Tieren eingesetzt, die als Speisen auf den Tisch kommen – etwa doppelt so viel wie bei den Menschen selbst. Diese Menge wird sich bei fortschreitendem Trend bis zum Jahr 2030 weltweit um 53 Prozent erhöhen. Rund zwei Drittel der global steigenden Mengen an Antibiotika gehen auf das schiere Wachstum der Fleisch- und Milch- produktion und rund ein Drittel auf die zunehmende In- dustrialisierung der Haltungssysteme zurück.
Fachleute schätzen, dass 2050 über zehn Millionen Men- schen jährlich sterben, weil Antibiotika bei ihnen nicht mehr wirken. Neben einem zu laxen Umgang in der Humanmedi- zin, so die Weltgesundheitsorganisation (WHO), gehöre der massive Einsatz von Antibiotika in der Tierproduktion zu den wichtigsten Gründen. So steigt die Gefahr, dass Keime Resistenzen gegen die Medikamente entwickeln, die damit ihre Wirksamkeit verlieren. Im Angebot deutscher Super- märkte fanden sich bei staatlichen Untersuchungen auf 66 Prozent der Hähnchenfleisch- und auf 42,5 Prozent der Pu- tenfleischproben resistente Keime.“
„Ähnlich sieht es mit der Erderwärmung aus. Die Bedeu- tung der Fleischproduktion ist in der Öffentlichkeit kaum bekannt. Sie spielt auch bei den politischen Bemühungen um die Einhaltung des Klimaabkommens kaum eine Rolle. Dabei emittieren die fünf weltgrößten Fleisch- und Milch- konzerne mehr klimaschädliche Gase als der Ölriese Exxon. Das liegt nicht allein am Methanausstoß verdauender Kühe, sondern vor allem daran, dass aufgrund der Futtermittel- produktion riesige Landflächen zusätzlich in die Intensivbe- wirtschaftung genommen werden. Die 20 größten Konzer- ne der Branche übertreffen mit ihren jährlichen Emissionen sogar Deutschland, das viertgrößte Industrieland der Welt. Halten die anderen Wirtschaftsbereiche ihre Vorgaben ein und entwickelt sich der Fleisch- und Milchsektor im Trend der vergangenen Jahre weiter, steigt sein Anteil an den kli- maschädlichen Gasen von heute 14 auf über 30 Prozent im Jahr 2030 und auf mehr als 80 Prozent im Jahr 2050.“