Veganismus ist (k)ein Luxusproblem12.06.2018Heute möchte ich mich mit dem Vorwurf auseinandersetzten, Veganismus wäre ein Luxusproblem. Gemeint ist damit, der vegane Lebensstil sei das Resultat des Überflusses an Nahrungsmitteln. Das ist zunächst auch richtig, doch würde ich das Wort „Resultat“ gegen das Wort „Antwort“ austauschen. Veganismus ist die Antwort auf eine Kultur des Überflusses. Es ist offensichtlich, dass in einer Welt in der es immer an Essen mangelte, nicht darüber nachgedacht werden konnte, was wir essen sollten. Natürlich ist der Begriff von den Kritikern nicht so gemeint. Das was die Kritiker damit bezwecken wollen, ist eine verunglimpfende Verbindung zwischen Luxus und Veganismus herzustellen. Warum das nicht nur falsch sondern sogar äußerst zynisch ist, werde ich im nächsten Abschnitt ausführen.
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Was ist überhaupt Luxus? Luxus ist ein lateinisches Wort und bedeutet Verschwendung. Es ist das sich mehr nehmen als nötig wäre. „Luxus“ ist also ein Wort das die moderne Gesellschaft äußerst gut beschreibt. Sowie auch den Konsum von Fleisch.
Das Gegenteil von Luxus ist die Askese, eben das sich weniger nehmen als nötig wäre. Es ist griechisch und bedeutet „Übung“. Sich üben in der Selbstorganisation und Verzicht ist die Voraussetzung für tugendhaftes Handeln. Der Asket steht dem Konsument der westlichen Welt gegenüber und ist mit dieser Welt unvereinbar. So wie der Veganer dem Fleischesser gegenübersteht.
Mit dem Satz „Der Sinn für Luxus und der Sinn für Ehre, verträgt sich nicht in einer Seele.“ beschreibt Jean-Jaques Rousseau das Verhältnis der beiden Begriffe im Menschen. (Kennt jemand einen Veganer*, der gerne teure Kleidung trägt? Falls nein, jetzt wisst ihr warum.)
Gute Taten sind immer eine Form der Askese. Eine Spende ist der Verzicht auf sein eigenes Geld, jemanden aus einem brennenden Haus zu retten der Verzicht auf seine eigene Sicherheit und kein Fleisch zu essen ist der Verzicht auf seine Geschmackslust.
Veganismus ist also kein Luxusproblem, sondern ein Problem für den Luxus.
* Anmerkung: Der Veganismus von dem ich hier gesprochen habe ist ein bestimmter Veganismus. Er bezieht sich nur auf Menschen, die gerne Fleisch essen würden, dies aber aufgrund des Tierwohls und der Umwelt nicht tun. Sie üben Askese und verzichten auf Fleisch.
Menschen die sich primär wegen gesundheitlichen Gründen vegan ernähren, verzichten zwar auf Fleisch, tun dies aber nur aus egoistischen Gründen.
Das Gleiche gilt für alle anderen Motive. (Selbstinzenierung, Distinktion, Ekel vor Tierprodukten usw).
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12.06.2018Mir hat mal eine Kollegin gesagt, es sei dekadent und elitär, in einer Welt vegan zu essen, in der andere sich ihr Essen im Müll suchen müssen.
Ich habe ihr geantwortet:
Es gibt nichts elitäreres, als zu glauben, es sei verantwortbar, dass für den eigenen "Genuss" ein fühlendes Wesen ein Leben lang leidet und am Ende stirbt, das während seines Lebens mit dem gefüttert wird, das demjenigen, der sein Essen im Müll suchen muss, fehlt.
23 PostsmännlichRhein-NeckarLevel 2
14.06.2018Ich stimme den meisten Argumenten hier zu.
Gerade der Fleischkonsum - jeden Tag, mehrmals am Tag, als Hauptmahlzeit und nicht als Beilage, und bitte nur die Filetstücke, keine Innereien etc - ist genau das Gegenteil von dem, was die meisten Menschen dieser Welt haben.
Zudem die angesprochen Folgen - Europäische Fisch-Crawler vor den Küsten Afrikas, Sojaproduktion in Südamerika - so dass die Bevölkerung dort hungern muss und genau zu der Ungleichheit in der Welt beitragen.
14.06.2018@ Banane
Danke für das Feedback. Veganismus als Luxusproblem zu bezeichnen macht eigentlich auch niemand seriöses. Trotzdem kommt es häufiger vor, dass dies Autoren von "Sachbüchern" oder andere unsachlich argumentierende Agenten im Diskurs tun. Auf die habe ich mich bezogen.
Auch wenn Veganismus in einer Gesellschaft des Überflusses entstanden ist, kann man daraus noch nicht folgern, dass der Veganismus selbst Luxus ist. Tatsächlich ist er, in manchen Fällen, sogar das Gegenteil - Askese.
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