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Fleischexport - veganes Problem?

Erstellt 12.06.2018, von Tiss. Kategorie: Tierschutz & Tierrechte. 7 Antworten.

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Themen-Starter21 PostsweiblichMünchenLevel 2
Fleischexport - veganes Problem?
12.06.2018
Hallo,
ich hatte letztens eine Diskussion über Veganismus mit einer Kollegin, die ich leider verloren hatte. 100% kann ich mich an ihr nicht mehr erinnern, da auch recht viel Alkohol im Spiel war :red:
Ihr Argument war aber, glaube ich, dass es ja letztlich nicht bringt, vegan zu sein, da das Fleisch, was wir nicht essen, sowieso exportiert wird, wir haben ja so einen riesen Fleischexport momentan in Deutschland, dass es ja sogar eher schlecht ist, vegan zu sein, da durch den Export ja auch Umweltverschmutzung und so zustandekommt.
Ich kenne mich wirtschaftlich leider nicht wirklich aus und konnte nicht wirklich was dagegen sagen.
Habt ihr dazu eine Antwort oder könnt ihre Sichtweise genauer erläutern?

Darüber wäre ich sehr dankbar, da ich sonst eigentlich schon immer gute Antworten parat habe und mich das etwas niederschmettern würde in meiner Überzeugung, wenn sie recht hätte.

LG

Benutzerbild von Vegbudsd
vegan2.993 Postsmännlich35708 HaigerLevel 4Supporter
12.06.2018
...weniger Alkohol ist besser... :wink:

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Nefasu
12.06.2018
Hallo Tiss,

Zitat Tiss:
da das Fleisch, was wir nicht essen, sowieso exportiert wird

In einem globalen Wirtschaftssystem mono-kausale Erklärungsmuster zu verwenden zeugt bereits von der Unkenntnis besagter Kollegin über komplexe Netzstrukturen sowie über die Grundlagen des Wirtschaftskreislaufs.

Solch ein Argument ist schnell und einfach zu widerlegen:
Nicht Import und Export sind die treibenden Kräfte unseres Marktes, sondern die Konvergenz von Angebot und Nachfrage.

Das Fleisch, welches Veggies nicht essen (sinkende Nachfrage) wird also nicht zwangsläufig aus dem Grund der sinkenden Nachfrage exportiert, sondern auf Basis einer steigenden Nachfrage anderer Länder (momentan z.B. vor allem in Asien).

Dass zwei Nachfragen gegenseitig in kausalem Zusammenhang stehen ist prinzipiell äußerst unwahrscheinlich.
Hier besteht hauptsächlich eine Korrelation:
Die sinkende Nachfrage im Inland bedeutet keine erhöhte Nachfrage im Ausland, sondern steht mit dieser einzig über die Wechselwirkung zu produzierte Ware (Angebot) im Zusammenhang ohne diese zu bedingen.

Ein Beispiel:
Genauso absurd wäre es zu behaupten, dass mein Nachbar mehr Rhabarber kauft, nur weil ich kein Rhabarber esse :rolleyes:

Natürlich könnte der Nachbar in Versuchung geraten mehr Rhabarber zu kaufen, wenn viele Leute der Nachbarschaft keinen Rhabarber essen und dieser deshalb vom Bauern stark rabattiert verkauft wird

Von dieser Korrelation auf eine Kausalität zu schließen ist jedoch ausgesprochen inkongruent.
Trotzdem Rhabarber zu essen löst dann auch weder das Problem mit der Überproduktion seitens Landwirt (Angebot > Nachfrage), sondern kann das Problem sogar langfristig noch verschlimmern ;)

Zitat Tiss:
sogar eher schlecht ist, vegan zu sein, da durch den Export ja auch Umweltverschmutzung und so zustandekommt.

Da die weltweite Nutztierhaltung ~51% sämtlicher GHG Emissionen ausmacht[*1] führt sich ein solches Argument ad absurdum:
Der Export verbraucht nur einen Bruchteil der durch die Nutztierhaltung entstehenden Umweltverschmutzung.

Liebe Grüße,
Falk

[*1] http://www.worldwatch.org/node/6297

3x bearbeitet

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Aubergina
12.06.2018
:thumbup:

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Themen-Starter21 PostsweiblichMünchenLevel 2
12.06.2018
Dankeschön für die ausfürhliche Antwort, Falk! Klingt so logisch, dass ich mich schon schäme, die Frage überhaupt gestellt zu haben, bzw. nicht auf ihr Argument antworten zu können. Das mit Nachfrage und Angebot ist mir ja eigentlich klar, aber sie hat das so überzeugend gesagt, dass ich eingeschüchtert war!
Beim nächsten Mal weiß ich jedenfalls Bescheid. :D
...weniger Alkohol ist besser... :wink:

Das auf jeden Fall ;)

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Mokiscrofa
12.06.2018
Das Argument deiner Freundin ist nicht unbedingt falsch. Nur das, was sie daraus schließt ist falsch.
Nefasu hat bereits erklärt warum Vegetarismus keinen Einfluss auf den Export von Fleisch hat und somit auch nicht auf die daraus resultierende Umweltverschmutzung.

Trotzdem ist es richtig, dass der geringe ökonomische Schaden durch Vegetarische Ernährung von den Firmen leicht durch Exporteinnahmen kompensiert werden kann. Im Fleischatlas lässt sich nachlesen, dass der Fleischkonsum der Deutschen zwar minimal gesunken ist, die deutsche Fleischproduktion aber massiv gestiegen ist. Offensichtlich nimmt die Fleischproduktion also trotz Veganismusbewegung zu.

Doch selbst wenn man annimmt Veganismus sei unwirksam, rechtfertigt das nicht die Schäden durch den Fleischkonsum. Als Fleischesser schadet man aktiv der Umwelt, daher ist die Frage nicht "Was bringt Veganismus?" sondern "was rechtfertigt Fleischkonsum, trotz all seinem Schaden?"

Es macht wenig Sinn das Nichttun von Etwas als unwirksam zu bezeichnen um das Tun von Etwas zu rechtfertigen.
Da das Nicht-Prügeln auch keine Schlägerei verhindert, darf ich trotzdem keine Leute verprügeln.

Benutzerbild von Vegbudsd
vegan2.993 Postsmännlich35708 HaigerLevel 4Supporter
12.06.2018
"Offensichtlich nimmt die Fleischproduktion also trotz Veganismusbewegung zu."

Das hat möglicherweise damit zu tun, dass in Ländern mit großem Bevölkerungswachstum Fleisch scheinbar derzeit noch als unverzichtbarer Bestandteil des Speiseplanes gilt - mehr Menschen = mehr Fleischverzehr. Inzwischen finden jedoch auch viele vor allem besser verdienende und gut gebildete Chinesen den "europäischen" Lebensstil durchaus attraktiv, sodass es möglicherweise nur eine Frage der Zeit ist, wann auch in den "Schwellenländern" und Ländern mit hohem Bevölkerungswachstum die Idee der veganen Ernährung Einzug hält. Miele, Linde und Mercedes haben es ja auch dorthin geschafft.


Man darf nicht vergessen, dass es unterschiedliche Entwicklungen in den verschiedenen Ländern gibt. Ebenso wie beim Zubau von erneuerbarer Energiegewinnung wird nach meiner Einschätzung auch die umweltfreundliche Produktion von Lebensmitteln in diesen Ländern über kurz oder lang einen immer größeren Anteil erreichen.

Sobald die Europäer beginnen, ihren Landwirten mit Subventionen für den Verzicht auf Tiervernichtung zu zahlen, wird das Thema eh mittelfristig der Vergangenheit angehören.

Benutzerbild von gruenetomate
vegan10 Postsweiblich65604 ElzLevel 1
18.06.2018
Hallo, liebe Tiss
Dass Du auf tierische Produkte verzichtest, kann nicht nachteilig sein.
Du trägst nicht zu einer erhöhten Nachfrage bei.
Du zeigst Respekt vor dem Leben.
Vor allem Leben.
Auch ich weiss nicht immer die passende Antwort.
Ich weiss trotzdem, dass ich das Richtige tue, dass Du das Richtige tust.
Und...... Dein Gegenüber (Alki-Diskussion :-) ) weiss es mit Sicherheit auch.

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