Hallo Oluf,
ich finde es spannend, einen Arzt hier im Forum zu treffen, willkommen!
Vielleicht kannst du ja dabei helfen, die Verständigungsprobleme zwischen uns „Laienveganern“ und unseren Ärzten zu verkleinern.
Denn wenn man wie zB ich hauptsächlich zwei Bücher als Grundlage gelesen hat (China Study von Campbell bzw. How not to die von Greger), dann ist man schon total stolz, dass man etwas gelesen und verstanden hat, das einem wissenschaftlich vorkommt. Wenn man dann entweder im Bekanntenkreis oder als Patient
ausschließlich auf Ärzte trifft (bei denen man ja davon ausgeht, dass sie sich in Gesundheitsfragen auskennen), die noch nie davon gehört haben und veganes Essen als trendigen Spleen betrachten, dann kann man verunsichert werden.
Ich bin zB keineswegs Gegnerin der „Schulmedizin“ und würde ganz naiv denken, dass eine vollwertige pflanzliche Ernährung eben gerade mit deren Prinzipien vereinbar sein müsste, statt von ihr quasi in dieselbe Ecke gestellt zu werden wie zB Astrologie oder anderes Esoterisches.
Ja, ich habe auch den einen oder anderen Film gesehen, aber Neues war da auch nicht drin, was nicht in den genannten Büchern ausführlicher erklärt stand. Sowas ist doch leicht zu lesen! Und total interessant! Gerade die Allgemeinmediziner müssten sowas doch verschlingen und ggf. über qualifizierte Einwände diskutieren, wenn sie welche haben.
Meine Mutter meint nur, die Autoren würde sich ja nur die Studien zurechtsuchen, die ihnen passend erscheinen, um ihren eigenen Veganismus zu pushen, man könne genauso für jede andere Ernährung Studien finden.

Und zum Beweis kommt sie dann mit den ganzen Warnungen vor Mangelernährung, die sie von Ärzten aufschnappt.
Langer Rede kurze Frage: Ist man als Arzt wirklich so überrascht wie ein Laie, wenn man zum ersten Mal von solchen gesundheitlichen Folgen der Ernährung liest (und Bernd Ulrich ist ja nicht einmal Mediziner)? Oder hat man vielleicht sogar einen gewissen Impuls, zu denken: Naja, wenn es wirklich so einfach wäre, viele Krankheiten zu vermeiden, dann müsste ich als Profi doch schon davon gehört haben?
Klar, du gehörst offensichtlich zu der aufgeschlossenen Gruppe Menschen, die gerne dazulernen und etwas Risikoloses ausprobieren. Aber vielleicht kannst du deine Kollegen und ihre Sichtweise besser verstehen als die meisten hier.
Denn auch wenn man heutzutage viel aufgeklärter ist als vor einer Generation, so ist es doch schier unglaublich, dass man als Laie nach vielleicht zwei Wochen Lesen mehr Ahnung in einem wichtigen Bereich hat als der eigene Arzt.
Insofern kannst du selber auch Schlüsse daraus ziehen, wieviel Gewicht deine Stimme in der Sache hat. Auch wenn dir im Alltag meist Patienten mit hauptsächlich anderen Problemen begegnen.
So, hoffentlich habe ich dich jetzt nicht mit meinem langen Text gleich wieder verjagt!