Letzte Generation: "Polizei riss meine Hand vom Asphalt"! [Klebe-Protest]
Was, wenn die Politik die Klimakrise nicht im Griff hat?
Das hat sich auch Michael Winter (59) gefragt, bevor er die Entscheidung getroffen hatte, sich der Klima-Gruppe "Letzte Generation" anzuschließen.
Der studierte Biologe und frühere Webentwickler musste dabei am eigenen Leib spüren, wie schmerzhaft es sein kann, der Deutschen geliebtes Auto zu blockieren.
Gemeinsam mit anderen Aktivisten hatte sich Winter auf dem Asphalt der Karl-Marx-Allee in Berlin Friedrichshain, auf der Höhe des Frankfurter Tors, festgeklebt. Mit Sekundenkleber, damit er nicht so leicht wegzutragen ist.
Das erklärte Ziel der Klima-Aktion: Die Gesellschaft aufzurütteln. Das "Weiter so" zu unterbrechen. "Uns bleiben nur noch wenige Jahre, um zu handeln bevor es zu spät ist!"
Sein radikaler aber friedlicher Protest endete blutig. Ein Polizist riss seine Hand kurzerhand vom Asphalt. Fotos dokumentieren die schmerzhaften Verletzungen.
"Ich saß auf der linken Spur. In der Mitte haben wir eine Fahrbahn freigelassen, damit Rettungskräfte vorbei können. Ich saß also allein dort", so Winter.
"Der Polizist wollte, dass die Straße schnell wieder frei ist. Und da war ich das leichteste Ziel. Er hat meine Hand kurzerhand vom Asphalt gerissen!"
Die Folge: Offene, blutige Hautverletzungen.
Auf eine Anzeige gegen den ruppigen Polizeibeamten hat er aber verzichtet. "Wir zeigen Übergriffe der Polizei normalerweise nicht an, das ist unser Konsens".
Gewalt lehnt die "Letzte Generation" strikt ab. Die Gewaltfreiheit ist ihr größter Triumph.
"Manche Leute wünschten sich, dass wir gewalttätig würden. Dann könnten sei ihrer Wut freien Lauf lassen und müssten sich nicht mit dem wahren Grund unseres Protests beschäftigen: Dem Versagen der Politik in der Klimakrise".
Eigentlich sieht sich Winter nicht als Aktivisten, sondern eher als konservativen Menschen. Heute stünde Konservatismus jedoch eher für den Erhalt der Zerstörung, nicht für den Erhalt der Lebensgrundlagen.
Er wundere sich, warum Menschen in Lebensversicherungen und Altersvorsorge investieren würden, aber nicht in den Schutz der Lebensgrundlagen. "Das macht doch keinen Sinn!"
In der Vergangenheit war es im Zusammenhang mit Klima-Protesten der "Letzten Generation" sogar zu Knochenbrüchen gekommen. Klima-Aktivisten werden immer wieder von wütenden Autofahrern beschimpft und angegriffen.
Auch in anderen Ländern kam es immer wieder zu gewalttätigen Übergriffen auf Klima-Aktivisten.
Die Polizei handele indes meist professionell, so Michael Winter. Es seien Ausnahmefälle, in denen die Beamten ihre eigenen Berufsprinzipien verletzten.
Die Aktivisten nehmen Geld- und Gefängnisstrafen in Kauf. Erst kürzlich wurde in Bayern eine 18-jährige Schülerin weggesperrt.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig