Demo: Aktivisten protestieren gegen "miserable Zustände" bei Tönnies
Dass Schlachthöfe nicht nur Tiere ausbeuten, sondern auch Umwelt und Menschen, ist eigentlich nichts Neues. Discounter-Fleisch ist auch deshalb so billig, weil ausländische Beschäftigte oft über Werkverträge von Subunternehmen engagiert werden.
Werkvertragler haben arbeitsrechtlich einen noch schlechteren Status als Leiharbeiter. Sie können keinen Betriebsrat wählen und können sich auch nicht selbst zur Wahl stellen.
Solche Billig-Arbeitsmodelle, die von Kritikern gerne als "moderne Sklaverei" bezeichnet werden, sind nicht nur in der Schlacht-Branche weit verbreitet - aber hier besonders brisant. Schon deshalb, weil man bei der Fleischproduktion bekanntermaßen besonders gerne wegsieht. Es könnte einem ja den Appetit verderben.
Doch wo die Öffentlichkeit wegsieht, gedeiht die Kriminalität. Das zeigten Skandale der vergangenen Jahrezehnte bereits eindrücklich.
Auch Tönnies, der größte deutsche Vermarkter von Schweinefleisch, wird heftig für die Arbeits- und Lebensbedingungen der beschäftigten Werkvertragsarbeiter kritisiert.
Gegen das "kriminogene Milieu" bei Tönnies wollen Aktivisten vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. und der Aktion gegen Arbeitsunrecht e. V. diesen Freitag mit bundesweiten Aktionen protestieren.
Der Protest richtet sich gegen die aktuellen Arbeitsbedingungen der Beschäftigten bei Tönnies, aber auch allgemein gegen industrielle Tierhaltung und die desaströse Klimabelastung der globalen Fleischproduktion.
Der Schlachtkonzern seinerseits engagierte eine Anwaltskanzlei, die mit einer einstweiligen Verfügung erreichte, dass die Aktion gegen Arbeitsunrecht e. V. mehrere Kritikpunkte auf ihrer Website schwärzen musste.
Dagegen wollen die Aktivisten vor Gericht in Widerspruch gehen. In mehreren Sprachen rufen sie auf ihrer Website Beschäftigte des Schlachthofes auf, von den Arbeits- und Lebensbedingungen im "System Tönnies" zu berichten.
Die Protestaktion gegen das "System Tönnies" findet am Freitag den 13. September 2019 statt. Demonstrationen sollen auf dem Marktplatz in Weißenfels, sowie am Bahnhof Rheda-Wiedenbrück, jeweils um 15 Uhr stattfinden.
Auch an vielen anderen Orten in Deutschland finden Aktionen statt. Aktivisten wollen zum Beispiel "in und vor" Supermärkten über die Hintergründe von "Dumping-Fleisch" aufklären.
Weitere Informationen findest du auf der Website zur Demo. Hier die Rede zum Aktionstag von Dr. Werner Rügemer. Hier auch der Demo-Aufruf des BUND.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißíg