Veganer verstehen - leicht gemacht!
Wieso leben Menschen eigentlich vegan, wenn das doch - genau genommen - überhaupt nicht konsequent möglich ist? Verstehe einer die Veganer! Die gute Nachricht: Veganer sind mitunter gern bereit, auf Fragen bestmöglich Auskunft zu geben. So auch wir.
Veganismus von der falschen Seite aufgerollt
Ein häufiger und leider fast schon typischer Fehler von Menschen, die Veganer und ihre Lebensweise nicht verstehen, ist es, den Lebensstil von der falschen Seite zu betrachten. Denn sie haben in einem Punkt durchaus Recht: In den Rand-Details wird es schnell kniffelig.
Klassische Fragen sind zum Beispiel:
- Ist Erdöl eigentlich vegan, da es doch aus toten Dinosauriern und Co besteht?
- Was ist mit den berühmten "Spuren von Tierprodukten"? Die sind doch auch nicht vegan!
- Und was ist mit Tieren, die bei der Getreide-Ernte versehentlich getötet werden?
Die Erkenntnis, dass Veganer keineswegs sämtliche Tiere der Welt retten können, ist nicht neu - und auch nicht sehr überraschend. So, wie ein Elektroauto auch nicht komplett emissionsfrei fährt (z. B. wegen dem Reifen-Abrieb) kann auch kein Veganer auf eine Weise leben, bei der nicht versehentlich Tiere sterben.
Andererseits ist es doch ein recht großer Unterschied, ob man absichtlich Tiere ausnutzen und töten lässt und ihnen damit unvorstellbare Qualen zufügt - oder dies einfach sein lässt.
Viele vegane Motive sind durchaus einleuchtend.
Und die Motive der meisten Veganer sind auch für Fleischesser durchaus einleuchtend und nachvollziehbar. Nicht zuletzt handelt es sich bei den meisten Veganern um ehemalige Fleisch-Konsumenten. Um ganz normale Menschen eben, die irgendwann aufgehört haben, Tierprodukte zu verzehren.
Wie Tiere in Deutschland - dem Land mit dem angeblich schärfsten Tierschutzgesetz der Welt - gehalten werden, kann sich jeder in Online-Videos anschauen, der nach "Schlachthof", "Schweinemast" oder ähnlichen Begriffen sucht.
Ähnliches gilt für Milch und Eier. Wenn Du Dich fragst, warum auch für Milch und Eier Tiere sterben, dann empfehlen wir Dir diese Artikel:
In deutschen Tierhaltungen herrschen übrigens Zustände, die auch den meisten Veganern lange Zeit gar nicht richtig bewusst waren. Denn nicht ohne Grund meiden die Betriebe die Öffentlichkeit und zeichnen stattdessen bunte Comic-Bildchen auf die Produkt-Verpackungen.
Das führt dazu, dass die meisten Verbraucher, die in Deutschland über Tierprodukte diskutieren, die Tatsachen nicht einmal kennen. So wissen zum Beispiel die wenigsten Menschen, dass auch für Milch und Eier Tiere getötet werden (s.o.). Und: Die meisten Verbraucher geben an, wenig Fleisch - oder nur "Bio" - zu kaufen - während die Statistiken zeigen, dass immer noch etwa 95% aller Tierprodukte aus wirklich übler Tierhaltung stammen.
Wer sich also fragt, warum Veganer eigentlich vegan leben - und wie man das bitte verstehen soll -, der tut gut daran, bei der Haupt-Motivation zu beginnen. Und hier geht es in erster Linie darum, Tiere nicht absichtlich, bewusst und systematisch zu töten. Eigentlich ganz einfach.
Die Motivation der Veganer verstehen
Als unnötig kann Tierquälerei gelten, die im Rahmen der Produktion von Fleisch, Milch und Eiern erfolgt. Schließlich brauchen wir diese Produkte nicht für eine gesunde, vielfältige und ausgewogene Ernährung. In einigen Regionen der Welt leben Menschen schon seit Jahrhunderten nahezu vegan - und das, obwohl die Auswahl an Lebensmitteln dort sehr viel kleiner ist als in Europa.
Rauchst du?
Aspekte wie bei der Ernte getötete Tiere oder Spuren von Milch aufgrund von verunreinigten Produktions-Anlagen werden in der Tat auch von Veganern diskutiert, lenken aber von den Kernpunkten ab. Besonders Befürworter von Massentierhaltungen nutzen solche Manöver sehr gerne, um Veganer als inkonsequent oder schwer nachvollziehbar darzustellen. Diese rhetorische Taktik wird als Whataboutism bezeichnet.
Wir, die Redaktion von Vegpool, vertreten die Ansicht, dass eine entspannte, vegane Lebensweise ohne größeren Aufwand bereits wesentlich dazu beiträgt, Tierquälerei zu vermindern, die Umwelt zu schützen und der eigenen Gesundheit etwas Gutes zu tun.
Wer sich entscheidet, vegan zu leben, muss nicht in jedem Bereich gleich perfekt leben. Er muss sich nicht einmal um Tierversuche, das Pro oder Contra der Jagd oder für tierische Klebstoffe interessieren. Denn was wirklich zählt und etwas verändert, sind die 99% der Tierprodukte, die man ohne Aufwand und Mühe einfach vom Speiseplan streichen kann.
Und so fällt es dann plötzlich doch ganz leicht, Veganer zu verstehen.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig