Pflanzendrinks in der Glasflasche: Ist das überhaupt sinnvoll?
Sojamilch in Glasflaschen - das war vor ein paar Jahrzehnten im Biomarkt ganz normal. Hergestellt wurde sie von einem Produzenten, der inzwischen längst in Vergessenheit geraten ist. Und wirklich lecker war die Ur-Sojamilch auch nicht.
Heutzutage werden Pflanzendrinks (so wie Kuhmilch auch) praktisch immer im Getränkekarton angeboten.
Ohne Pfand, robust und leichtgewichtig sind Getränkekartons eine tolle Lösung für moderne Konsumenten - aber auch eine Ursache für viel Müll. Und auch Schadstoffe sollen mitunter vom Karton in den Inhalt übergehen. Die Deutsche Umwelthilfe findet Getränkekartons (entgegen allen Marketing-Versprechen) jedenfalls ganz und gar nicht "öko" [1].
Der Müll aus den Getränkekartons lässt sich zwar teilweise recyceln - allerdings dürfte ein Großteil dennoch auf der Deponie landen, weil die Systeme einfach mit der Flut an Müll nicht klarkommen.
Seit einiger Zeit werden daher Rufe nach einer ökologischeren Verpackung für Sojamilch, Haferdrinks und Co laut.
Oft ist dabei die Rede von Glas. Glas an sich ist zwar schwer und braucht viel Energie bei der Herstellung - im Mehrweg-Pfandsystem ist es aber ökologisch vergleichsweise nachhaltig.
Ist der Trend zur Glasflasche sinnvoll?
Eine langsam wachsende Zahl an Herstellern füllen bereits Pflanzendrinks in Mehrweg-Pfandflaschen ab. Vorgestellt haben wir z. B. den Bio-Haferdrink von Voelkel, der in einer braunen Mehrweg-Pflandflasche abgefüllt wird.
Doch sind Glas-Pfandflaschen wirklich die beste Lösung, um Pflanzendrinks zu transportieren?
Wenn es um eine ökologische Alternative zum Pflanzendrink aus dem Getränkekarton geht, dann kommt womöglich eine ganz andere Verpackung in Frage.
Nämlich eine mehr oder weniger schlichte Pappdose.
Pflanzendrinks in Pulverform
Je nach Sorte besteht ein solches Getränk nämlich zu etwa 85-95 Prozent aus Wasser. Und dieses Wasser wird bei der Produktion des Pflanzendrinks zugesetzt.
Wer Pflanzendrinks einkauft, transportiert eine Menge an Wasser durch die Gegend. Teures Wasser, muss man wohl dazu sagen. Und ökologisch nicht unbedingt optimal. Da ginge doch eigentlich auch klassisches Leitungswasser.
Es gibt mittlerweile verschiedene Ideen gegen den Verpackungsmüll bei Pflanzendrinks. Darunter den Verkauf als Instant-Pulver zum Anrühren.
Pflanzendrinks in Pulverform erscheint nach einer guten Alternative. Denn die kann man einfach nach Bedarf zu Hause mit Wasser anrühren. Es liegt natürlich an den Herstellern, entsprechende Verfahren zu entwickeln, damit das Pulver gut löslich bleibt, einen guten Geschmack behält und ohne künstliche Zusätze auskommt.
Dazu kommt freilich der Energieaufwand für die Trocknung. Da der Transport von Wasser (vom Hersteller ins Zentrallager, von dort in die Filialen und weiter zum Kunden) aber ebenfalls sehr viel Energie kostet, könnte die Trocknung unterm Strich im Vergleich zum Status Quo doch noch eine positive Energiebilanz aufweisen.
Der spanische Hersteller EcoMil hat bereits ein biozertifiziertes Haferdrink-Pulver auf den Markt gebracht. Das zeigt, dass die Idee vom Pflanzendrink als Instant-Pulver grundsätzlich praktikabel ist.
Pflanzendrinks als Konzentrat
Eine weitere Möglichkeit der Müllvermeidung ist es, Pflanzendrinks als Konzentrat anzubieten. Dass das funktioniert, macht das Start-Up Libuni seit einigen Jahren vor. Aus 500 ml Reismilch-Konzentrat lassen sich zwei Liter Reisdrink anrühren. Das spart immerhin schon eine Menge Müll.
Es ist vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis der erste Hersteller Pflanzenmilch-Konzentrat in der umweltfreundlichen Mehrweg-Glasflasche im Pfandsystem anbietet.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Es gibt viele Möglichkeiten, Müll und Transportkosten bei pflanzlichen Drinks zu reduzieren.
Pflanzenmilch in der Glasflasche ist - gemessen am Energieverbrauch - nur dann sinnvoll, wenn die Glasflasche im Mehrwegsystem vielfach genutzt wird.
Einweg-Glasflaschen sind keine wirklich ökologische Alternative, da Herstellung und Transport sehr viel Energie verschlingen. Und die stammt bekanntermaßen oft aus klimaschädlichen Quellen.
Wir dürfen gespannt sein, wie die Hersteller pflanzlicher Drinks auf die Nachfrage nach ökologischeren Verpackungs- und Transportbedingungen reagieren - und welchem Unternehmen es zuerst gelingt, ein entsprechend marktfähiges Produkt zu entwickeln.
Die gezeigten Produkte wurden uns unentgeltlich und ohne Bedingungen zur Verfügung gestellt.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig