Warum Kokosöl keine gute Alternative zu Palmöl ist
Palmöl steht wegen der unökologischen Anbaumethoden in der Kritik. Regenwälder werden zerstört, Orang-Utans und andere Tierarten bedroht - nur für ein billiges Fett, das nicht einmal sonderlich gesund ist. (Siehe auch: Infos und Hintergründe zu Palmöl.)
Aus dem Grund boykottieren viele verantwortungsbewusste Verbraucher Palmöl. Und auch immer mehr Hersteller werben inzwischen mit "palmölfreien" Produkten. Auch zahlreiche vegane Lebensmittel werden inzwischen ohne Palmöl hergestellt - allerdings mit Kokosöl. In der Regel steckt guter Wille der Hersteller hinter der Entscheidung, Palmöl in den Rezepturen zu meiden.
Doch leider ist Kokosöl kein guter Ersatz für Palmöl.
Die Dominanz des Palmöls
Palmöl steckt in unzähligen Produkten. In Deutschland wurden 2017 52% des importierten Palmöls als Bio-Treibstoff, aber auch als Brennstoff in Kraftwerken zur Strom- und Wärmegewinnung genutzt. 23% wurden zu Lebensmitteln verarbeitet und immer noch 14% gingen in die Tierhaltung, wo sie von den Tieren überwiegend zu Gülle und Wärme umgewandelt wurden. Diese Zahlen teilte uns die Organisation "Rettet den Regenwald" mit (Update: Die Zahlen beziehen sich auf Deutschland. Dies und die konkrete Nutzung haben wir aktualisiert).
An sich ist der Anbau von Palmöl höchst effizient. Ölpalmen liefern pro Hektar mehr Öl als zum Beispiel Raps. Es ist also nicht das Palmöl selbst, das primär in der Kritik steht. Problematisch ist der gigantische Hunger nach Palmöl, und die Folgen des industriellen Anbaus in den klimatisch unheimlich wichtigen, tropischen Gebieten der Erde.
Anbaumethoden von Öl- und Kokospalmen zerstören Ökosysteme
Ölpalmen gedeihen nämlich in tropischen Gebieten und machen damit den natürlichen Regenwäldern Konkurrenz. Anders gesagt: Artenreiche Regenwälder werden abgeholzt, um Platz für Monokulturen voller Ölpalmen zu schaffen. Ein gigantischer Verlust an ökologischem Werten - für ein Produkt, das in vielen Produkten bloß ein billiges Füllmittel ist.
Viele bewusste Verbraucher meiden daher Produkte, in denen Palmöl enthalten ist. Sie möchten damit Umwelt, Urwälder und Artenvielfalt schützen. Leider ist es aber keine gute Idee, stattdessen auf Kokosöl umzusteigen. Denn der industrielle Anbau von Kokospalmen ist fast ebenso fatal für die Ökosysteme Indonesiens, der Philippinen, Indien und Co.
Denn auch Kokospalmen wachsen in artenreichen, tropischen Gebieten. Auch Kokospflanzen sind eine Konkurrenz für Regenwälder. Zwar können Kokospalmen noch vielfältiger genutzt werden (z. B. Kokosfasern, Kokosraspeln usw), dennoch wäre mit einer Umstellung von Palm- auf Kokosöl nicht viel erreicht.
Überdies erfolgt der Anbau von Kokos- und Ölpflanzen oft in Ländern, in denen Korruption gedeiht und Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Aus dem Grund empfehlen Organisationen wie "Rettet den Regenwald", sowohl Palmöl, als auch Kokosöl zu meiden und regionale Alternativen zu bevorzugen.
Hast du einen Garten?
Kokos- und Palmöl: Besser reduzieren.
Kokos- und Palmöl werden von Herstellern aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften genutzt. Sie haben bei Zimmertemperatur eine tolle Konsistenz und verleihen Produkten eine gewisse Festigkeit, die mit anderen Ölen schwer erreichbar sind.
Leider ändern die technologischen Vorzüge von Kokos- und Palmöl nichts daran, dass die Anbaumethoden eine echte Bedrohung für zahlreiche (ohnehin gebeutelte) Ökosysteme der Erde sind. Wer sich ökologischer ernähren möchte, sollte daher Palm- und Kokosöl stark reduzieren oder ganz meiden.
Echte Alternativen zu Palmöl gibt es nicht wirklich. Als Fett und Öl eignen sich jedoch Ölsorten, die auch in Deutschland produziert werden, darunter zum Beispiel Rapsöl. Sonnenblumenöl sollten Veganer aufgrund des ungünstigen Verhältnisses zwischen Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren jedoch besser meiden.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig