Ghost Kitchen: Das hat es mit den Geisterküchen auf sich
Ein neuer Trend kommt nun auch nach Deutschland: Ghost Kitchen (deutsch: Geisterküchen). Es sind Restaurants ohne Bedienung, ohne Tische, ohne Kellner. Manch ein Ghost Kitchen kocht einzig und allein für virtuelle Restaurant-Marken.
Bei Ghost Kitchen handelt es sich um Großküchen, die ihre Gerichte ausschließlich (oder weitestgehend) an ihre Gäste liefern lassen. Oft kochen sie für verschiedene Marken.
Und so kann ein Ghost Kitchen sowohl Hot-Dogs, italienische Pizza, griechische Wraps, Burger und Salate zubereiten und als Fulfillment-Dienstleister gleich mehrere (mitunter rein virtuelle) Restaurant-Marken betreuen.
In der Coronakrise profitieren solche Geschäftsmodelle. Und auch für Start-Ups eröffnen sich ganz neue Chancen.
Manche Ghost Kitchen bieten ihren Dienste auch für externe Unternehmen an. So könnte man als Unternehmer z. B. ohne allzu große Investitionen ein virtuelles Vegan-Restaurant eröffnen und dabei sämtliche Arbeitsschritte an ein Ghost Kitchen auslagern.
Vorteile von Ghost Kitchen liegen auf der Hand:
- Sie bedienen den gerade zu Coronazeiten besonders stark wachsenden Delivery-Trend.
- Die Auslastung ist oft deutlich besser als bei der klassischen Gastronomie, da zentral gekocht wird.
- Da die Ghost Kitchen nicht zwingend auf zentrale Lagen angewiesen sind, können sie auch am Stadtrand oder im Industriegebiet arbeiten und von geringeren Mietpreisen profitieren.
Doch bei all der Flexibilität und digitaler Ausrichtung, können Ghost Kitchen natürlich auch Nachteile haben. Denn es liegt auf der Hand, dass auf die Weise kein direkter Kontakt zwischen Kunden und Köchen besteht.
Kein Schwärmen über die neueste Entdeckung auf dem Wochenmarkt. Keine auf die Vorlieben des Kunden angepasste Rezeptur. Kein persönlicher Gruß aus der Küche.
Ghost Kitchen liefern Standardware, die immer genau gleich aussehen und schmecken muss.
Aus den USA gibt es zudem Berichte von brutaler Ausbeutung in "Dark Kitchen".
Das Konzept der Ghost Kitchen ist allerdings keineswegs so revolutionär wie es auf den ersten Blick klingt. Viele bekannte Lebensmittelmarken lassen ihre Produkte seit jeher von externen "White-Label"-Anbietern produzieren, verpacken und versenden. Manch ein Food-Start-Up hat gar keinen physischen Kontakt mehr zu den Produkten die es verkauft.
Und auch im gutbürgerlichen Restaurant weiß man als Gast kaum, ob die Soße nicht doch aus dem großen Eimer kommt (wie unterhaltsame TV-Reportagen immer wieder zeigen).
Ein Ghost Kitchen ist im Prinzip das, was eine Kantine im Krankenhaus ist: Ein Dienstleister, der bestellte Gerichte zubereitet und ausliefert, ohne den direkten Service am Kunden.
Manche "echten" Restaurants bieten - um ihre Küche auszulasten - auch "Ghost Kitchen"-Dienste für andere Marken an. So kann eine Pizzeria z. B. nebenher noch Falafel für eine Online-Marke zubereiten und über einen Lieferdienst ausliefern lassen.
Ghost Kitchen sind also einfach eine konsequente Fortführung der zunehmenden Digitalisierung und Systematisierung. Sie erfüllen den wachsenden Bedarf nach abwechslungsreichem, geliefertem Essen, verzichten aber auf den Vor-Ort-Service, auf Atmosphäre und Persönlichkeit.
Wie so oft bietet dieser neue Trend Chancen und Risiken und wir dürfen gespannt sein, was sich dadurch auch bei den veganen Angeboten verändern wird.
Veröffentlichung: