03.02.2023
Frage 1, Anrüsten :
Anrüsten ist nichts anderes als durch äußere Reize die abgabe von Oxytocin (Milchabgabehormon oder auch "Kuschelhormon" (das wird später noch wichtig)) zu fördern, das Anrüsten geschieht beim melken nebenbei bei dem Vormelken und Reinigen der Zitzen, die Kuh muss nicht 10-30 Sekunden angerüstet werden, die 10-30 Sekunden ist die Zeit die die Milch braucht um ins Euter "einzuschießen" also bis die Milch von den Alveolen in die Zisterne gelangt. Das Kalb muss die Kuh auch anrüsten, das geschieht indem das Kalb mit der Schnauze gegen das Euter boxt, das Spritzen von Oxytocin wird nur im Notfall angewendet da die Kuh davon abhängig werden kann und sie das Oxytocin sonst nicht mehr selber freigibt. Das stimulieren über die Scheide ist eine Methode die kaum einer anwendet.
Frage 2, was passiert mit den Kälbern :
Fangen wir mit den weiblichen Kälbern an, die weiblichen Kälbern bleiben zum größten Teil als Bestandsergänzung auf dem Betrieb und werden später selber Milchkühe, weibliche Nachzucht die für die Zucht nicht interessannt ist wird entweder an andere Betriebe verkauft wo diese zu Milchkühen werden oder werden gemästet.
Männliche Kälber : die männlichen Kälber werden fast immer gemästet außer man hat einen Bullen mit guter Genetik, dieser wird ein Deckbulle. Bullenkälber verlassen entweder mit 28Tagen den Betrieb und kommen dann auf einen auf Mast spezialisierten Betrieb der die Bullen bis 18 Monate ausmästet, manche mästen die Bullen selber bis zu den 18 Monaten.
Und um gleich mal die Frage zu beantworten wieso Kälber von den Kühen getrennt werden : wenn Kalb und Kuh getrennt werden hat man bei beiden einfach eine bessere Kontrolle für die Gesundheit, Kälber kommen ohne eigenes Immunsystem auf die Welt und müssen durch die Biestmilch passiv Immunisiert werden, das geschieht durch Immunglobuline die in der Milch enthalten sind, die erste Biestmilch muss das Kalb in den ersten 2 Lebensstunden zu sich nehmen um eine optimale passive Immunisierung zu haben, die Immunglobuline werden im Darm durch Darmzotten aufgenommen, diese haben aber nur eine begrenzte Aufnahmezeit, Nach 6 Stunden ist die sogennante Darmschranke dann schon fast komplett geschlossen und das Kalb kann kaum bis keine Immunglobuline über die Darmwand mehr aufnehmen was natürlich den Effekt der passiven Immunisierung einschränkt. Wichtig ist auch die Menge der aufgenommen Milch, diese kann man eben nicht kontrollieren wenn das Kalb an der Kuh säuft und häufig sind dann entweder Unterernährung oder Durchfall die Folge welche auch schnell tödlich enden können, deshalb versucht man das zu vermeiden.
Um dann gleich noch das Thema "Trennungsschmerz" aufzugreifen, wenn Kalb und Kuh kurz nach der Geburt getrennt werden entsteht kein Trennungsschmerz da die Bindung zwischen Kalb und Kuh sich nicht schon im Mutterleib bildet sondern erst 48 Stunden nach der Geburt des Kalbes, das hat die Natur so eingerichtet weil Kälber häufig in diesen 48 Stunden sterben und die Kuh den Anschluss zur Herden nicht verlieren darf, die erste "Bindung" zwischen Kuh und Kalb erfolgt rein Hormonell durch Oxytocin (deshalb Kuschelhormon), Oxytocin besitzt eine Halbwertszeit von wenigen Minuten, nach ca 15 Minuten ist die Hormonelle Bindung also schonwieder weg. Kühe sind reine Gewohnheitstiere und gehen nach der Kalbung wieder ihrem gewohnten Tagesablauf in der Herde nach.
Auch wird den Kälbern keine Milch geklaut, abgesehen von der Kolostrumgabe bekommen ca. 70% der in Deutschland lebenden Kälber Vollmilch getränkt, die anderen 30% tränken mit aufgewerteter Vollmilch mit Milchaustauscher oder reinem Milchaustauscher, Fakt ist, erst müssen die Kälber satt werden, der "Rest" wird dann an die Molkerei verkauft.
Frage 3, Fressen Kühe nur Gras und Heu? :
Ganz klar, nein, Gras und Heu gehören aber zu dem sogenannten Grundfutter dass jeder Betrieb auf seinen eigenen Flächen anbaut, Grünland darf in Deutschland auch nicht einfach zu Ackerland umgebrochen werden, dafür bräuchte es eine Sondergenehmigung und dann braucht man wiederrum eine Ausgleichsfläche, also man muss eine Fläche die mindestens genauso groß ist mit Gras ansähen und zu Gründland werden lassen. Es gibt eine Faustregel die lautet : eine Kuh soll täglich 3% vom Lebendgewicht an Trockenmasse fressen, das setzt sich zusammen aus 2% Grundfutter und 1% Kraftfutter (Getreide, Körnermais, Raps, Ackerbohnen, Lupinen, Soja usw) dabei ist es aber wichtig zu wissen dass sich diese Formel aus der Trockenmasse zusammensetzt, Grundfutter hat einen viel geringeren Anteil an Trockenmasse als Kraftfutter, beim Kraftfutter liegt die Trockenmasse in aller Regel bei ca 88% , das heißt dass man bei einem Kilo Kraftfutter in Frischmasse 880g Trockenmasse füttert, beim Grundfutter variieren die Trockenmassegehalte, bei Gras liegt der Gehalt bei ca. 35%, also kann man sich gerne selber ausrechnen wie viel Frischmasse Gras eine Kuh am Tag frisst im vergleich zu Kraftfutter.
Frage 4, Eiter in der Milch? :
Nein, in der Milch ist kein Eiter, wenn Eiter in der Milch wäre (da kann man dann nichtmal mehr wirklich von Milch sprechen) dann ist das Viertel defintiv abgestorben und kann auch gar nicht mehr gemolken werden, die Zellen in der Milch nennt sich somatische Zellzahl, das sind schlicht und ergreifend einfach die Hautzellen die absterben da sich neue Bilden, passiert bei jedem lebenden Organismus, beim Menschen dauert es z.B. 7 Jahre bis sich jede Zelle des Körpers einmal erneuert hat. Bei erhöhter Zellzahl werden also einfach nur die Körperzellen schneller reproduziert. Zu den Grenzwerten sollte man vielleicht auch dazu sagen dass die Grenzwerte weit unter dem Wert liegen der für den Menschen schädlich ist oder sonst irgendwelche Auswirkungen hat, das ist bei jedem Grenzwert der Fall, in jedem Lebensbereich. Genauso ist auch weder Blut noch Antibiotika Rückstände in der Milch. Eine Kuh die eine Euterentzündung hat wird behandelt und nicht in den Tank gemolken, da wenn sie mit Antibiotika behandelt wurde die Milch Hemmstoffe enthält, die Milch darf dann erst wieder verkauft werden wenn sie Hemmstofffrei ist und keine hohe Zellzahl mehr hat.
antworten |
zitieren |
teilen