Fühle mich wie eine Abrissbirne

Ich (24) bin seit Anfang diesen Jahres vegan, davor war ich 13 Jahre vegetarisch unterwegs. Ich hab wirklich lange geglaubt, dass vegetarisch sein Tieren kein größeres Leid antut und habe mich nicht weiter damit auseinander gesetzt, weil mich die Videos von Schlachtungen (die wir in der Schule damals haben angeschaut haben) sehr verstört haben. Ich war auf eine komische Art und Weise stolz drauf, so eine "coole Vegetarierin" zu sein die mit niemanden diskutiert und keinem auf den Sack geht. Die Videos von Robert Mark Lehmann, Gary Yourofsky und Dominion haben dann dazu geführt, dass ich wieder an einem ähnlichen Punkt war wie 13 Jahre zuvor. Radikaler Cut - wieder verstört davon wie viel Leid Tiere für Genuss erleiden müssen.
Wieder ist mir die Umstellung nicht schwer gefallen (obwohl ich einen Tag davor noch beteuert hätte ohne Käse nicht leben zu können).
Naja, diesmal schaff ich es irgendwie nicht mehr still alles auszusitzen. Mittlerweile find ich gar nicht mehr cool jeden dummen uninformierten Spruch hinzunehmen. Ich bin ein sensibler und ruhiger Mensch. Ich hau nicht drauf und bin auch nicht temperamentvoll. Wenn ich etwas sage, dass aneckt dann nur wenn ich wirklich von ganzem Herzen überzeugt bin. Ich suche keine unnötigen Streit. Aber seit ich vegan lebe gerate ich ständig in Diskussionen. Ich bin genervt davon wie weit Leute die Klappe aufreißen, die nichtmal den Mut haben auf eine Dokumentation zu klicken. Es werden Dinge verteidigt die sie sich nichtmal ansehen können... Im Sommer ist eine gute Freundschaft deshalb sogar auseinander gegangen. (Wobei wir für mein empfinden nicht oft drüber gesprochen haben.)
Geht es nur mir so? Wie geht ihr mit Diskussionen um die zu hitzig werden? Wie kann man das irgendwie deeskalieren? Bin ich zu streng? Ich laufe nicht rum und erzählen allen Leute meine Meinung. Meistens ergibt es sich wenn man erwähnt, dass man vegan ist. Aber wenn mir jemand erzählt wie wenig Fleisch er isst, werd ich nicht daneben stehen und ihm Applaus geben. Manchmal hab ich das Gefühl die Leute wollen Absolution in Form von ein Lob dafür hören, wie toll sie das machen damit sie sich besser fühlen.

Hallo, Herzlich Willkommen hier im Forum!

Manchmal hab ich Diskussionen satt und manchmal diskutiere ich.

Ich führe ein Bullshitbingo. Wenn mal wieder so ein typischer Satz kommt, wie: ich ess nur Bio, die Asiaten essen sogar Hunde, Fell ist ein nachwachsender Rohstoff, Vegan ist eine Ernährungsstörung usw. dann denke ich mehr oder weniger sauer: Bingo.


Man kann sich ja die 15 oder 20 immer gleichen Sätze aufschreiben und immer ein Kreuz machen, es kommt nichts Neues.

Ich kann mich andererseits auch gut in die Fleischesser hineinversetzen, wenn ich mich an meine alten Zeiten zurück versetze.

Mich hätte niemand überzeugen können, es musste von innen aus eigener Erkenntnis kommen.
Da waren junge nette Vorbilder, aber auch Warnhinweise der WHO, und das jahrelange Befassen mit guter Ernährung.


Jeder muss da vielleicht seinen eigenen Weg gehen und man will ja später auch stolz sein über die eigenen Erkenntnisse und nicht von einem dominanten Menschen gezwungen worden sein.

Hallo auch von mir. Herzlich Willkommen tofutoffie

als ich Vegetarierin wurde, wusste ich schon das es noch was pflanzlicheres geben würde. Mich hat es schon Anfang 2000 beschäftigt als ich noch bei meinen Eltern gewohnt habe, hatte ich immer die Ausrede ich wäre satt, nur um nicht das tote Tier auf dem Teller verzehren zu müssen.
Milchprodukte mochte ich nie so richtig. Während Klinikaufenthalt mochte ich die Pingui (doch ein Milchprodukt 😕(aus dem Kühlregal und dachte ich könnte nicht darauf verzichten. Hab ich dann irgendwann.

Nachdem ich 2007 Veganerin wurde, hatte ich keine Freunde, sonst auch nicht. Deswegen habe ich immer versucht meine Eltern dazu zu bewegen sich pflanzlicher zu ernähren. Tja jetzt bemerken sie die Konsequenzen ihrer tierischen Ernährung. Sie sind älter und kränker und noch immer ernähren sie sich von tierischen Produkten. Die sie schließlich umbringen werden😪

willkommen tofutoffie!

was du beschreibst, habe ich und sicher andere auf ihrem veganweg auch schon erlebt. erst kürzlich wurde es wieder eine freundschaft bei mir weniger (jaja, menschen brauchen tierische proteine 🙄). da kam auch meine abrissbirne wieder in schwingungen... mir geht es ohne solche menschen besser. andere veganer/innen können solche auf tod basierenden lebensformen besser akzeptieren. ich sehe es wie du: wenigstens sollten diese "ommnis" sich informieren, was sie den geschöpfen antun und dominion o.ä. anschauen. hat mir diese person doch tatsächlich vor jahren ein buch geschenkt "jedes leben zählt". ja, ich weiss das, nix neues für mich - warum hat sie das buch nicht gelesen????

danke dass du als so junger mensch bereits so viel reflektiert und umgedacht hast!! 🤗
ihr jungen menschen seid meine hoffnung auf wirkliche veränderungen für die tiere!! ❤️

wenn du gut englisch kannst: es gibt ein buch von melanie joy über kommunikation zwischen veggie und omni: beyond beliefs:
https://carnism.org/book/beyond-beliefs/

ich bin bei carnism.org auch angemeldet und bekomme einladungen zu vorträgen von frau joy, hab es aber zeitlich bisher nicht geschafft, teilzunehmen. gehe aber davon aus, dass die super wären:
https://carnism.org/events/
das war gestern der vortrag:

Wednesday November 20 2024
How Vegans Can Improve Relationships and Communication During the Holidays


schön dass du hier und auf der welt bist! 🤗💚🌱

Hallo Libio!
Danke, dass du auf meinen Beitrag geantwortet hast! Das freut mich sehr.
😂Hahaha, die Idee mit dem Bullshitbingo ist großartig! Meine persönlicher Antisatz ist ja "Leben und Leben lassen, ne" als hätte sich noch keiner wirklich mit der Bedeutung der Worte auseinandergesetzt...

Du hast wohl recht damit, dass jeder diesen Weg selbst gehen und finden muss. Was das angeht muss ich wohl noch ein bisschen Nachsicht in manchen Punkten lernen. Ich finde es nur schade wenn nicht mal Freundinnen versuchen meinen Punkt zu verstehen. Wenn einer Freundin ein Thema so auf den Herzen liegen würde, würde ich versuchen zu verstehen warum es ihr so wichtig ist, dass sie deshalb sogar einen Streit in Kauf nimmt... Ich habe Angst davor vielleicht gar nicht mitzubekommen wie krass meine Aussagen sind. Aber ich sage nichts unüberlegt und habe eher das Gefühl, dass Leute sich ständig von allem angegriffen fühlen. (Wenn mir aber jemand sagt, dass wir ja nicht wissen ob die Tiere ja nicht vielleicht doch geschlachtet werden wollen, werde ich schon ungemütlich. Als ich das von meiner ehemaligen besten Freundin gehör habe war ich entsetzt, auch wenn's scherzhaft gemeint war.) Mir geht es nicht darum Leute an den Pranger zu stellen, ich möchte einfach nur eine Stimme für die Tiere sein.


(Oh mir wurde gerade angezeigt, dass ich keine zwei Beiträge hintereinander Posten kann, also mach ich hier einfach weiter)


Hallo Vegan-Atheist!
Danke auch für deine Antwort!😊
Ja die Pingui mochte ich auch immer gerne, aber irgendwie fällt es einem gar nicht mehr so schwer drauf zu verzichten wenn man weiß warum man's macht. Und es gibt ja zum Glück viele andere leckere Sachen. 😋
Bei Leuten die einen sehr nahe stehen ist es oft sehr verletzend au taube Ohren zu stoßen. Ich kann verstehen, dass du dir Sorgen machts.


Hallo liebe Salma!
Vielen Dank für deine sehr lieben Worte, die haben mich sehr gerührt!
Ich hab manchmal das Gefühl ich bin wie ein Alien, das diese Welt nicht versteht und mit dem vielleicht was falsch ist. So herzliche Worte zu lesen ist wie Balsam für die Seele!💚
Es ist schon verrückt wie plötzlich alle zu Ernährungsexperten werden. Dabei werden meistens einfach nur Binsenweisheiten reproduziert. Kürzlich habe ich mit einem Typen von Tinder telefoniert (Vegetarier) der meinte die gesündeste Ernährung wäre wahrscheinlich mit bisschen Hühnchen, so einmal die Woche - Klar du hast das Rätsel geknackt.... Ernährung ist natürlich immer total pauschalisierbar (haha). Als ich meinte, dass gesunde Ernährung komplexer ist meinte er nur - naja nach seinem jetzigen Wissensstand sieht er das so. aha.
Schonmal wirklich mit Nährstoffen auseinander gesetzt?! Wissen die meisten Menschen überhaupt von der Existenz von Hülsenfrüchten?!😑

Hahaha, das mit dem Buch ist lustig! Gleich wieder ins Geschenkpapier und zurück schenken!
Das Buch von Melanie Joy hol ich mir auf jeden Fall auf Audible und höre es mir an! Danke für den Tipp!
Der Vortag klingt auch sehr interessant, behalte ich mal im Auge!
Ich sende dir ganz viele liebe Grüße!🐖🍀

Hallo tofutoffie,
das ist normal dass mensch in diesem Alter oft aneckt. Habe ich selbst gut gemerkt, weil ich sehr (wenn auch in anderen Themen) sehr engagiert und bedingungslos radikal war. Das ist das Recht der Jugend!
Das passiert einer meiner Töchter (19J) laufend. Sie hatte auch sehr früh damit angefangen. Mit drei wurde sie Vegetarierin mit der Aussage (damals): "Wenn die Tiere getötet werden sind sie traurig und voll von Angst. Das geht dann in ihr Fleisch. Wenn ich das esse, werde ich es dann auch".
Du kannst dir vorstellen, was danach in ihrem Kindergarten los war.
Das gleiche in der Schule. Als sie und ich dann vor ca 4 Jahren vegan wurden und sie nicht mehr da essen wollte, da ihre Appelle (von vielen Schüler*innen unterzeichnet) schroff zurückgewiesen und sie angefeindet würde, habe ich ihr es dann mitgegeben und sie hat es demonstrativ auf der Treppe die zum Bistro führte gegessen, was immer zu Gesprächen führte.

Letztendlich bringt das aber nicht die schnelle Lösung und verhärtet erst einmal die Front, weil dein Gegenüber (wohl wissend, dass du Recht hast) in den Trotz geht. Du hebst einfach den Teppich hoch und zeigst den Dreck der darunter gekehrt wurde.
Das haben NUR sehr bewusste Menschen gerne. Der Rest wünscht dich zum Teufel. Vielleicht hinterlässt es aber doch etwas und irgendwann ist das der fehlende Puzzlestein um doch umzuschwenken.

Also: Bleib wie du bist. Wenn du etwas sagst was von Herzen kommt ("Lass meine Stimme die erste sein") und du niemanden beleidigts ist das genau richtig.
Dazu braucht es viel Kraft.
Die wünsche ich dir von Herzen.

Hallo Friedhelm!
Die Sichtweise von Kindern ist oftmals so schön und weltoffen. Da sind das oft noch Rückschlüsse die ganz von innen heraus kommen. Eine Eigenschaft die irgendwie einige verloren haben. Ich weiss nicht ob es ursprünglich von ihm war, aber Gary Yourofsky hat auch mal das Beispiel von dem Kind, dem Hasen und dem Apfel gebracht. Es zeigt einfach, wie sehr die Gewalt an Tieren normalisiert wird und man im Laufe seines Lebens abgestumpft. Ein bisschen fühlt es sich so an als hätte man vergessen was das Wort "Leben" wirklich mit sich bring.
Klingt als wären Sie und ihre Tochter ein tolles Team. Es ist schön zu Lesen wie sehr Sie sie unterstützen.
Der Vergleich mit dem Teppich ist richtig toll, den werde ich mir aufschreiben! Ich versuche mir immer zu sagen: "Die Ablehnung richtet sich nicht gegen mich, sondern gegen die Einsicht, dass ihre Handlungen Leid verursachen, obwohl es offensichtlich andere Wege gibt." Aber manchmal nehm ich es doch sehr persönlich.
Ganz dickes Danke auch an den letzten Abschnitt, ich bin überwältigt wie viele liebe Sachen ich in diesem Forum schon gelesen habe.
Das macht mir richtig Mut!

Hallo tofutoffie
auch von mir herzlich willkommen hier im Forum. Mich ärgert es manchmal- neben den anderen Dingen die Du schon aufgezählt hast- dass Leute sagen, dass sie das nicht könnten. Erst vor kurzem wieder gehört und geantwortet:" Das kann man wohl, wenn man weiß , was dahintersteckt und welches Leid die Tiere ertragen müssen!"

Die Leute verwenden "Ich kann nicht", anstatt "Ich will nicht".

Es kommt ja auch nie "Toll, dass du das (u. a.) für Tierwohl und Umwelt machst", sondern eigentlich immer nur negative Punkte.

Herzlich willkommen im Forum tofutoffie!
Auf viel Spaß und Austausch 😊