Hallo Vegbudsd,
Zitat Vegbudsd:
Nicht zu missionieren oder dagegen aufzubegehren ist meiner Meinung nach sogar ein Teil des sich mit schuldig machens an ebendiesen Missständen im Zusammenhang mit Tierzerstötung.
Missionieren und gegen etwas aufzubegehren sind mMn. zwei verschiedene Herangehensweisen, bzw. kann das Aufbegehren auch schlicht eine Verallgemeinerung oder der Grund einer Missionierung sein..
Jemanden
missionieren (sprich jemanden von den eigenen Glaubenssätzen überzeugen zu wollen) betrifft immer eine individuelle, personenbezogene bzw. persönliche, Ebene.
Gegen etwas (nicht jemanden)
aufzubegehren betrifft hingegen eine systematische, allgemeine, Ebene.
Nach meiner individualistischen Weltanschauung (in Übereinstimmung mit dem kategorischen Imperativ) hat niemand das Recht meine Lebensentscheidungen aktiv zu beeinflussen, wie auch ich nicht das Recht habe die Lebensentscheidungen anderer aktiv zu beeinflussen.
Auf bestehende Missstände
aufmerksam zu machen ist aber nicht zwangsläufig eine Missionierung.
Zumindest solange die Motivation nicht in einer Konvertierung der Glaubenssätze Dritter sondern in der altruistischen Informationsverbreitung liegt (ohne Erwartungen an eine evtl. Änderung der Lebenseinstellung[*1]).
Man sollte dabei nicht vergessen, dass ein jeder Mensch ebenso das Recht hat nicht mit den eigenen Glaubenssätzen übereinzustimmen wie man selbst das Recht hat nicht mit den Glaubenssätzen des Gegenüber übereinzustimmen.
Natürlich sind Tierproduktkonsum (Gewalt) und Veganismus (Gewaltfreiheit), unter ethischen Gesichtspunkten keine, gleichgewichtigen Entscheidungsmöglichkeiten,
aber wie Glaubenssätze verbreitet werden ist durchaus von Relevanz:
Werden Informationen verbreitet, um das Gegenüber von den eigenen Glaubenssätzen zu überzeugen (Missionierung), oder um Gegenüber die Möglichkeit zu bieten informierte Entscheidungen zu treffen (Hilfestellung).
Während man bei beiden Modellen das System verändern möchte, sieht man bei der Missionierung die Teilnehmer (z.B. Konsumenten) als Verbündete des Systems welche es "mit allen Mitteln" und z.T. auch gegen den Willen der Betroffenen zu überzeugen gilt, während man diese hei der Hilfestellung (welche prinzipiell niemals gegen den Willen der Teilnehmer stattfindet) als Opfer des Systems und potentielle Verbündete sieht.
Zitat Die Känguru Chroniken, ISBN 9783548372570:
Fight the game, not the Players!
Natürlich stellt sich dann noch die Frage, in welchem Umfang man Informationsarbeit leisten sollte.
Wir leben in einer Welt materieller Fülle mit einer
ausgeprägten Krise des Bewusstseins, welche nicht nur in einem unethischen Umgang mit anderen Lebewesen, sondern der Welt als Ganzes resultiert.
Ein Wandel unserer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, unseres Sozial- und Bildungssystems sowie, (nicht zuletzt) zu einer empathischen und flexiblen Geisteshaltung jedes Einzelnen ist nicht nur ein ebenso direkter, sondern zugleich ein weitaus beständiger Weg zu einem ethisch korrekten Umgang mit unseren Mitlebewesen (und unserer Welt).
Zumal ein solcher Wandel
nicht nur ein Symptom der eigentlichen Problematik (Tierhaltung)
sondern die eigentliche Problematik an sich (u.a. Empathielosigkeit)
kuriert, ohne die eigenen, evtl. ebenfalls fehlerhaften oder inkonsequenten, Ansichten durch Missionierung (z.T. auch durch Hilfestellung) zur Lösung einer einzigen Symptomatik zu multiplizieren oder propagieren.
Liebe Grüße,
Falk
[*1] Die (innere) Forderung nach Änderungen von anderen Personen (Erwartungshaltung) schafft schlussendlich nur doppeltes Leid, verändert aber nicht das Ergebnis der Situation.
Wer jedoch keine Erwartungen an sein Gegenüber stellt, vermeidet sowohl sein eigenes als auch das Leid des Gegenüber und steigert gleichsam dessen Zugänglichkeit.