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Umgang mit Nicht-Veganern

Erstellt 26.02.2018, von Franny. Kategorie: Allgemein vegan. 43 Antworten.

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Benutzerbild von Franny
Themen-Startervegan18 PostsweiblichLübeckLevel 2
Umgang mit Nicht-Veganern
26.02.2018
Hallo zusammen :wink:
ich bin jetzt seit ca. 10 Monaten vegan. Ich hab aus gesundheitlichen Gründen angefangen, aber inzwischen überwiegen für mich die moralischen Gründe, da ich mich sehr mit der Rolle des Menschen auf der Erde beschäftige.

Ich versuche, sehr ruhig und rational zu bleiben, aber in letzter Zeit nimmt es mich emotional sehr mit, dass die Menschen um mich herum tierische Produkte konsumieren (ich bin die einzige vegane Person in meinem Umfeld) und der Erde und sich selbst Schaden zufügen.


Den meisten ist es egal, was ich esse und wie ich lebe. Gelegentlich erhalte ich beiläufige Kommentare. Ich persönlich bin eher zurückhaltend, weil ich nicht weiß, wie ich mich ausdrücken kann, sodass andere mich verstehen. Wenn ich rede, ist es als würde ich mit einem Klotz Rohgips kommunizieren, so wenig Resonanz haben meine Worte.

Nächste Woche werde ich mit einer Kollegin Blutspenden gehen. Sie ist eigentlich sehr nett, abgesehen von einigen herablassenden Ansichten. Sie hat schon einige Ernährungsweisen ausprobiert, aber vegan ist für sie unvorstellbar.
Jetzt hat sie schon angekündigt, nur für mich ein belegtes Schinkenbrot essen zu wollen, obwohl sie Schinken gar nicht so gerne mag. Das hab ich als Scherz betrachtet zunächst, aber eher, weil ich nicht weiß, wie ich darauf reagieren soll. Eigentlich mag ich sie ganz gerne, aber das versteh ich einfach nicht!


Ich brauche eine andere vegane Meinung, bitte!
Und hat jemand Tipps, wie man mit anderen über Veganismus reden kann, ohne, dass es überheblich wirkt bzw. so aufgefasst wird oder als Blödsinn abgetan wird?
So wie andere auf den Begriff vegan reagieren, habe ich fast Angst, einen Aufstand auszulösen, wenn ich Fragen stelle.

Danke schonmal :-/

Benutzerbild von Vegbudsd
vegan2.985 Postsmännlich35708 HaigerLevel 4Supporter
26.02.2018
Es gibt ein altes Sprichwort: "Der Nagel der raus schaut, muss eingeschlagen werden"

Da Veganer noch immer die Minderheit sind und indirekt die Mehrheit sich in ihrem Verhalten angegriffen fühlt ist es völlig normales menschliches Verhalten, dass man sich gegen das "Neue" wehrt. So lange Du für Dich klar hast, weshalb Dich für das vegane Leben entschieden hast brauchst Du keinerlei Rechtfertigung. Du musst niemandem erklären, weshalb Du das machst - eher umgekehrt. Die Gründe dafür sind in den letzten Jahren wohl jedem klar geworden.

Die Grundlagen für die massive Tierzerstörung in unserer Welt wurden vor weit über hundert Jahren gelegt, sodass wir heute am Beginn des Endes dieser Unkultur stehen. Das wird noch relativ lange dauern, bis sich die vegane Lebensweise durchsetzt. Dass sie sich durchsetzen wird, davon bin ich überzeugt.


Wenn mic jemand fragt, weshalb ich vegan lebe, frage ich ohne zu antworten umgehend, weshalb der Fragesteller noch immer meint, Fleisch essen zu müssen. Da kommen dann schon immer wieder recht lustige Sachen bei raus...

Also mach Dir keinen Stress daraus und wenn jemand beleidigend wird, gerne auch mal die Frage nach dem Respekt stellen.

Kein Benutzerbild
hasiilii
26.02.2018
Hallo Franny,

ich kann deine Gefühle sehr gut nachvollziehen. Gerade in der Anfangszeit ist es recht schwierig mit dem Thema umzugehen.

Wenn deine Kollegin ihr Schinkenbrot essen möchte, soll sie das doch tun. Ich habe die Erfahrung gemacht, das man solch Leuten am besten mit Ignoranz begegnet oder sie in ihrem Vorhaben bestärkt. Sobald man sich angreifbar macht, wird man auch angegriffen.

Bevor ich vegan wurde, war ich im Tierschutz aktive, speziell für Kaninchen. Diese sind so ein Zwischending von Haus- und Nutztier. Aber gerade in den neuen Bundesländern, wo ich herkomme, sind sie doch noch hauptsächlich als Schlachttier gesehen.


Ich kannte also über Jahre schon die "lustigen" Sprüche. Teilweise meinte ich dann "Woah, den kenne ich schon. Überlegt euch doch bitte etwas Neues, damit ich auch mal mitlachen kann". Oder wenn mir jemand von einem tollen Kaninchenrezept vorschwärmte, habe ich nur gesagt "Das kann ich jetzt nicht beurteilen, ich esse keine Kaninchen".

Mir hat das ganz viel Input gegeben, um jetzt mit den neuen Sprüchen umgehen zu können.


Liebe Grüße
Mareen

Benutzerbild von Franny
Themen-Startervegan18 PostsweiblichLübeckLevel 2
26.02.2018
Danke für euren tollen Antworten :heart:

Ich scheine in den letzten Jahren Humor verlernt zu haben. Und ich überanalysiere vieles...hängt bestimmt zusammen...und ja ich weiß, dass man das nicht tun soll, aber wo ist die Grenze zwischen hinterfragen und überanalysieren?
Deshalb finde ich den Ansatz ziemlich gut, seinem Gegenüber mit einer Gegenfrage zu antworten :lol: .

Ignorieren möchte ich das Verhalten aber iwie nicht. Ein Aktivist hat mal Schweigen, damit verglichen, wegzuschauen, wenn jemand auf der Straße geschlagen wird. Die anderen Optionen sind mitmachen oder eingreifen. Ich hätte wahrscheinlich Angst einzugreifen, weil ich mich nicht verteidigen könnte, wenn ich daraufhin angegriffen würde.
Ich weiß, dass es falsch ist und man nichts ändern kann, wenn man es nicht versucht.

Andererseits, wo ist die Grenze zwischen Aktivismus und Missionierung? Ich bin manchmal etwas erschrocken über die Sprache, die manche Menschen verwenden.

Ich bin hin und her gerissen zwischen dem Drang das Richtige zu tun, das was für mich am Besten ist, mit meinen Mitmenschen harmonisch zusammen leben zu wollen und mein Gehirn-Chaos zu verstehen :crazy:


Benutzerbild von MIEZIKATZ
vegan374 Postsweiblich66740 SaarlouisLevel 2
26.02.2018
Hallo Franny :wink:
:heart: lich willkommen hier im Forum :wink:
schön, dass Du Dich für die vegane Lebensweise entschieden hast.
Ich bin auch ein sehr emotionaler Mensch und ich kann mittlerweile nicht mehr mit Menschen essen gehen auf deren Teller ein Teil von einem toten Tier liegt, das sie dann vor meinen Augen :oo genüsslich :haehae: verspeisen.
An diesem Punkt hört meine Toleranz auf :red: , da bleib ich dann lieber zu Hause.
Du musst aber für Dich ganz alleine entscheiden ob Du Kompromisse eingehen möchtest, oder ob Du lieber Einschränkungen in Kauf nimmst
Hier ist noch ein Link für Dich
https://vebu.de/los-gehts/fleisch-oder-pflanze/tipps-und-strategien-fuer-den-umgang-mit-fleischessern/
alles Liebe Elisabeth :wink:

1x bearbeitet

Benutzerbild von Franny
Themen-Startervegan18 PostsweiblichLübeckLevel 2
26.02.2018
Danke Elisabeth!
Der Artikel ist interessant. Ich werde glaub ich versuchen mir mehr vor Augen zu führen, dass Karnismus durch die Gesellschaft angezogen wurde und die meisten Menschen Gewohnheitstier sind, die bestehende funktionierende Konzepte selten hinterfragen. Wieso auch? Funktioniert ja :rolleyes:

Ich muss nur aufpassen, gedanklich nicht von einem in den nächsten Abgrund zu fallen.
Ich muss noch lernen ein Gleichgewicht zu finden.

Bei meiner Kollegin stört mich allerdings mehr, dass sie Fleisch essen will um mich vorsätzlich zu ärgern. Und das hat dann auch nichts mehr mit gesellschaftlichen Zwang zu tun.

LG

Kein Benutzerbild
Nefasu
27.02.2018
Hallo Franny,

Zitat Franny:
Bei meiner Kollegin stört mich allerdings mehr, dass sie Fleisch essen will um mich vorsätzlich zu ärgern.

Dabei könnte es sich sehr wahrscheinlich um einen Abwehrmechanismus der besagten Kollegin handeln.

Nach Tiefenpsychologischem Paradigma könnte hier z.B. u.a. eine sog. "Reaktionsbildung" vorliegen:
Ein innerer Wunsch (z.B. Tierliebe) wird durch ein konträres Verhalten (noch mehr Tiere essen) ersetzt, um eventuelle Schuldgefühle zu bewältigen.

Welcher Abwehrmechanismus aber letztendlich zugrunde liegen sollte, solltest du dir evtl. die Frage stellen, ob es für dich okay ist, dass jemand anders die eigenen Unzulänglichkeiten auf dich projiziert oder dich als psychotherapeutischen Box-Sack missbraucht und die Antwort auch entsprechend offen kommunizieren.

Die einzige destruktive Verhaltensweise, für das eigene psychische Wohlbefinden, wäre in solchen Situationen den Kommentar zu schlucken und negative Gefühle zu entwickeln ;)

Die Lösung ist dabei denkbar einfach:
Entweder man erwidert einen entsprechend ehrlichen Kommentar (z.B. "Bitte hör auf deine eigenen Unzulänglichkeiten auf mich zu projizieren.") oder man entwickelt die innere Einstellung solche Kommentare als Hilfeschreie zu erkennen und statt destruktiver Gefühle (Wut, Ohnmacht) konstruktive Gefühle (Mitleid, Hilfsbereitschaft) zu entwickeln.

Nicht zuletzt sind solche Gespräche (im Gegensatz z.B. zu Forenbeiträgen) in der großen Mehrzahl nur temporäre Ereignisse, welche einen zeitlich begrenzten Einfluss auf einen sehr beschränkten Personenkreis ausüben :thumbup:

Grüße,
Falk

2x bearbeitet

Benutzerbild von Franny
Themen-Startervegan18 PostsweiblichLübeckLevel 2
27.02.2018
Zitat Nefasu:
Nach Tiefenpsychologischem Paradigma könnte hier z.B. u.a. eine sog. "Reaktionsbildung" vorliegen:
Ein innerer Wunsch (z.B. Tierliebe) wird durch ein konträres Verhalten (noch mehr Tiere essen) ersetzt, um eventuelle Schuldgefühle zu bewältigen.


Danke Falk!
Das finde ich sehr spannend! :surprise: Damit würde ich mich gerne eingehender befassen. Mir hilft es nämlich sehr, Dinge zu verarbeiten, wenn ich sie verstehe. Hast du evtl. Empfehlungen für Bücher, die sich mit dem Thema befassen?

Kein Benutzerbild
Nefasu
27.02.2018
Hallo Franny,

Zitat Franny:
Hast du evtl. Empfehlungen für Bücher, die sich mit dem Thema befassen?

Das Lehrbuch "Das Ich und die Abwehrmechanismen" von Anna Freud befasst sich eingehend mit den einzelnen Abwehrmechanismen des Psychoanalytischen Paradigmas.

Wenn du neu in die Welt der psychologischen Betrachtungsweise eintrittst, lege ich dir auch das Grundlagenwerk "Psychologie"[*2] ans Herz.
Gerade als Neueinsteiger verliert man sich ansonsten sehr schnell in einem speziellen Paradigma und vergisst, dass jedes Verhalten von den grundlegenden Paradigmen der Psychologie[*3] teilw. sehr unterschiedlich betrachtet wird.

[*1] https://www.buecher.de/shop/psychoanalyse/das-ich-und-die-abwehrmechanismen/freud-anna/products_products/detail/prod_id/01172554/
[*2] https://www.buecher.de/shop/psychologie/myers-david-g-/-/products_products/detail/prod_id/40031762/
[*3] https://www.wattpad.com/65518158-psychologie-etwas-philosophie-die-5-paradigmen-der

2x bearbeitet

Kein Benutzerbild
hasiilii
27.02.2018
Ich kann dir noch die Bücher von Melanie Joy empfehlen:

"Warum wir Hunde lieben und Schweine essen" und neu, leider bisher nur auf englisch: "Strategic Action for Animals"


Laut Facebook sind die veganen Stammtische in Lübeck jeden ersten Freitag im Monat um 19:00 Uhr im Café Affenbrot .

3x bearbeitet

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