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Möwe schwer verletzt. Wie hättet ihr reagiert?

Erstellt 29.05.2017, von Sabinia. Kategorie: Allgemein vegan. 27 Antworten.

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Themen-Startervegetarisch34 PostsweiblichHannoverLevel 2
Möwe schwer verletzt. Wie hättet ihr reagiert?
29.05.2017
Die Situation ist so ein verrückter Zufall gewesen, dass ich es hier mal erzählen möchte. Vor knapp 3 Jahren hatten mein Freund (er ist Vegetarier) und ich eine Diskussion, ob wir ein Tier töten würden, wenn wir es irgendwo verletzt sehen und wissen, dass man da nichts mehr machen kann, außer es zu erlösen.


Sein Standpunkt: Ja, um ihm das Leid zu ersparen.
Mein Standpunkt: Unsicher, da ich nicht weiß, ob ich in so einer Situation dazu in der Lage wäre. Ich war damals der Meinung, dass das Tier ja ohne uns auf natürlichem Wege gestorben wäre und dementsprechend es nur Glück wär, dass wir vorbei gekommen sind.

Und als wollte uns das Leben auf eine Probe stellen, standen wir vor genau so einer Situation.
Wir waren mit meinerm Vater, seiner Freundin und meiner Schwester im Urlaub. Die Tage am Strand waren enorm stürmisch und am 2.. Tag entdeckten wir eine Möwe auf dem Boden liegen. Wirkte erst wie tot. Doch dann bewegte sich der Kopf. Ich gleich gesagt, dass ich glaube, der lebt nocht. Freundin von meinem Vater meinte, das ist der Wind.

Bin dann näher hin. Und ja tatsächlich. Die Möwe bewegte den Kopf. Der Körper schien gelähmt zu sein (schätze Wirbelsäule war gebrochen). Dann standen wir dort und waren am Überlegen, was wir machen.


Bis auf meinem Freund und mir, essen alle Fleisch. Mein Vater gehört zu den Leuten, die gerne Fleisch essen, allerdings ein großer Tierfreund ist. Hat desöfteren schon verletzte Vögel wieder aufgepeppt, meiner Katze früher bei der Geburt geholfen, die Kittys aus der Fruchtblase zu holen, da sie es aus eigener Kraft nicht schaffte aufzureißen. Also der Typ Mensch, der nicht ohne Fleisch kann, aber sich sofort um verletzte Tiere kümmert und seine Haustiere sehr lieb hat. Meine Schwester ist sehr tierlieb aber kann niemanden leiden sehen. Also Doppelmoral. Und bei der Freundin meines Vaters...puh, also da habe ich manchmal das Gefühl, es fehlt ihr etwas an Emphatie (nicht böse gemeint, aber sie gibt uns immer das Gefühl, unseren veganer Lebensstil sei albern und das sie dafür nicht so richtig Verständnis hat).

Wir waren uns einig, das Leid zu beenden. Meine Schwester und die Freundin von meinem Vater sind gleich weggegangen, meinten, sie können sich das nicht ansehen. Und wir drei standen dort. Mein Freund holte zwei Holzbalken die im Sand lagen und legte sie unter und über dem Kopf der Möwe. Er und mein Vater beendeten sein Leid. Ich stand dabei. Mein Freund hatte danach Tränen in den Augen und mein Vater war auch sehr geknickt. Aber ich war irgendwie sehr stolz auf sie, dass sie den Mut aufgebracht haben, ihn zu erlösen. Zudem war ich ihnen sehr dankbar den Part übernommen zu haben. Sie mussten zwei mal auf die Balken treten, da es beim ersten Mal nicht klappte. Das wäre meine größte Angst gewesen, dass ich es mit meiner Kraft nicht schaffe und dem Tier nur mehr Leid zufüge. Zumal die Möwe auch nicht gerade klein war.


Eine schwere Situation, die uns noch den ganzen Tag schwer im Magen lag. Es ist eine schwere Entscheidung.
Früher habe ich noch argumentiert "Will nicht das Blut an meinen Händen kleben haben". Doch heute finde ich diese Einstellung von damals irgendwie egoistisch, weil es dabei ja nur darum geht, dass ich mich besser fühle...aber das Tier würde weiter leiden.


Eine harte Situation. Wie hättet ihr reagiert? Glaubt ihr wir haben richtig entschieden?



1x bearbeitet

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Kerstin
29.05.2017
Ich würde sagen:Ja! Ihr habt das Leiden lediglich abgekürzt.
Ich kenne eine vegane Tierärztin und auch sie schläfert Tiere ein(tötet also),bei denen es keine Hoffnung mehr gibt und sie sonst elendig zu Grunde gehen.

Benutzerbild von Sabinia
Themen-Startervegetarisch34 PostsweiblichHannoverLevel 2
29.05.2017
Denk ich auch. Es wäre was anderes, wenn das Tier eine Chance gehabt hätte. Aber hier war die Sachverhalt klar.

Anmerkung an dein Zitat:
Wer mit dem Messer die Kehle eines Rindes durchtrennt und beim Brüllen der Angst taub bleibt, wer kaltblütig das schreiende Böcklein abzuschlachten vermag und den Vogel verspeist, dem er selber das Futter gereicht hat – wie weit ist ein solcher noch vom Verbrechen entfernt?


Das habe ich mir auch schon so oft gedacht. Habe kürlich auch mal was über die 3 Anzeichen, ob jemand psychopatisch ist gelesen. Da hieß es, bei Kindern, die Spaß daran haben Tiere zu quälen, stehen die Voraussetzungen gut, dass sie später auch zu schlimmeren fähig sind. Ich denke mal das Grundproblem ist hierbei, dass es diesen Menschen an Mitgefühl fehlt und die Fähigkeit, sich in andere Menschen hinein zu versetzen.

Benutzerbild von Dana
vegan4.676 PostsweiblichSchwarzwaldLevel 4
29.05.2017
So ähnlich ist es mir vor ca. 6 Monaten auch gegangen: Ich war mit dem Hund im Wald unterwegs und wir trafen auf einen am Boden liegenden Vogel, dem es auch schlecht ging. Aber ich muss gestehen, weder ich noch meine Freundin haben es über das Herz gebracht, das Tier zu töten. Ich hätte auch gar nicht gewusst, wie ich es hätte machen sollen. Das einzige was mir eingefallen war, ist das Tier mit einem Stein zu erschlagen. Ich konnte es aber einfach nicht. :rolleyes:

Im Februar ging es dann unserer Uralt-Häsin (10,5 Jahre) schlecht und sie hat nicht mehr gefressen. Ich bin dann mit ihr zur Tierärztin und sie hat gemeint, dass sie wahrscheinlich verhungern wird. Das wollte ich dem Häschen dann doch nicht antun und wir sind übereingekommen, sie einzuschläfern.



1x bearbeitet

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Kerstin
29.05.2017
Ja,Dana. In solchen Fällen ist es meiner Meinung nach auch kein kaltblütiges Abschlachten eines Lebewesens, sondern die Erlösung aus einer sonst lange dauernden Qual.

@ Sabinia: wenn man sich vor Augen hält, wie alt dieses Zitat schon ist, dann weiß man auch, wie lange der Zusammenhang schon bekannt sein muss.

2x bearbeitet

Benutzerbild von Dana
vegan4.676 PostsweiblichSchwarzwaldLevel 4
29.05.2017
Zitat Kerstin:
Ja,Dana. In solchen Fällen ist es meiner Meinung nach auch kein kaltblütiges Abschlachten eines Lebewesens, sondern die Erlösung aus einer sonst lange dauernden Qual.


Das sehe ich auch so, aber ich konnte es trotzdem einfach nicht.

Benutzerbild von Sunjo
vegan2.830 PostsweiblichLinzLevel 4Supporter
29.05.2017
Bei einem Menschen wäre diese Hilfe (auf jeden Fall in Deutschland) verboten, selbst wenn dieser Mensch noch in der Lage wäre, selbstbestimmt seinen Sterbewunsch zu äußern. Stattdessen würde man ihm Palliativmedizin anbieten/aufzwingen. Bei einem Tier können wir noch nicht einmal wissen, was es möchte. Leid mindern, soweit möglich (vielleicht Tiernothilfe informieren?), ist auf jeden Fall richtig. Töten vielleicht, aber ich könnte es vermutlich nicht. In einem meiner Lieblingsbücher ("Bernsteinteleskop" aus der "His dark materials"-Trilogie von Philip Pullmann) wird die Frage, ob wir diese Entscheidung für jemanden treffen dürfen, der seine Wünsche nicht selbst äußern kann, eher ablehnend beantwortet.

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Nefasu
30.05.2017
Hallo Sabinia,

in Deutschland kann man sich über die nächste Tierrettungsstation für Wildtiere erkundigen (z.B. hier http://www.notdienst-zentrale24.de/berlin/tieraerzte-tierklinik).

Wenn absehbar ist, dass dem armen Tier nicht zu helfen ist, wäre auch in DE eine solche Hilfe bei manchen Tieren zumindest eine Ordnungswidrigkeit.
Richtig im Sinne des Gesetzes handelt man hier, wenn man a) das Ordnungsamt/Polizei und/oder wenn bekannt b) den zusständigen Forstwirt kontaktiert (läuft meist auf das selbe hinaus: Jäger kommt).

Grüße,
Falk

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Kerstin
30.05.2017
@Falk,
bei mir in der Nähe gibt es z.B. keine Tierrettung-das hat man meistens nur in den Ballungsgebieten.Ich müsste in solch einem Fall einen TA kontaktieren,der mir dann die 20 km Fahrt auch noch berechnet.
Vor zwei Jahren hatte ich (bzw.meine Hunde) einen schwer verletzten Fuchs gefunden. Ich hatte bei der Polizei angerufen und auch unserem Förster bescheid gegeben und auch meine Handynummer hinterlassen(für den Fall,das sie ihn nicht auffinden)-der Fuchs hat sich noch zwei Tage elend gequält und wurde schon am lebendigen Leib von den Krähen angehackt(sicher,in der Natur ist der Lauf der Dinge nun mal so). Ich hatte am nächsten Tag sogar bei unserem Veterinäramt und beim Tierschutz angerufen(Aussage:"wir kümmern uns" ). Aber es hat einfach niemanden von den zuständigen Behörden gejuckt-die Kugel kostet anscheinend zu viel für einen lumpigen Fuchs. :red: :red: :red: Bei uns ist in der Beziehung noch teifstes Mittelalter.
Also wie soll man sich da noch verhalten???Ich selber bringe es auch nicht übers Herz ein zu greifen und es tat mir in der Seele weh,das arme Tier auf diese Art und Weise der Natur zu überlassen.

1x bearbeitet

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Nefasu
30.05.2017
Hallo Kerstin,

wenn du keine Meldestelle in deiner Nähe hast (diese gibt es flächendeckend für alle Ballungsgebiete und teilw. auch darüber hinaus) ist auch die 112 eine gute Ansprechstelle.

Zitat Kerstin:
Also wie soll man sich da noch verhalten???

Im Zweifelsfall (so hart das klingt) den Fall dokumentieren (auch per Video), auf das Eintreffen der Fachkräfte warten (teilw. bis zu 3 Stunden), ggf. nochmals anrufen und mit Anzeige wegen Pflichtverletzung des zuständigen Försters drohen (und ggf. auch die Anzeige stellen -> Polizei zum "Tatort" rufen zwecks Protokollierung).

Wer hier selbst Hand anlegt und blöderweise einer geschützten Art Sterbehilfe leistet dem drohen im schlimmsten Fall mehrere Hundert Euro Bußgeld (und bei Wiederholung sogar Gefängnisstrafen)..

Ps: Tierärzte sind verpflichtet Wildtiere aufzunehmen. Natürlich werden diese gerne versuchen die entstandenen (Fahrt-)Kosten auf dich abzuwelzen, du musst aber nichts bezahlen (wird mit den Ämtern, bzw. dem Forstwirt abgerechnet)!

Grüße,
Falk

4x bearbeitet

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