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Ästhetik

Erstellt 05.12.2019, von Unbekannt. Kategorie: Allgemein vegan. 16 Antworten.

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Unbekannt
Ästhetik
05.12.2019
Der Frage nachzugehen, warum wir etwas als schön und etwas anderes als hässlich empfinden, ist faszinierend. Es gibt Erklärungen, aber meiner Erkenntnis nach ist es noch nicht umfassend geklärt. Natürlich sind die Geschmäcker in Details verschieden und es gibt auch Ausreißer, die – wirklich oder um zu provozieren – das Hässliche als schön bezeichnen. Aber allzu verschieden sind die Geschmäcker nicht, zumindest nicht innerhalb eines einzigen Volkes/Kulturkreises, und die Betrachtung genügt für das, was ich erzählen möchte, vollkommen. Die Meinung darüber, ob eine Landschaft für Postkarten oder Kalenderblätter geeignet ist oder nicht, ist zum Beispiel ziemlich einhellig, bei vielen anderen Sachen ist es auch so.

Ich möchte in meiner neuen Küche noch ein oder zwei Bilder aufhängen und habe im Internet nach welchen gesucht. Die Auswahl hat mich erschlagen, eines ist schöner als das andere und ich kann mich nicht entscheiden. Obst? Gemüse? Kräuter? Oder alles zusammen?


Nun halten die Händler diese Bilder wohl kaum allein für uns Veganer/Vegetarier vorrätig, das wäre kein sinnvolles Geschäftsmodell. Wie’s aussieht, finden die Omnis das auch schön. Nun ist es natürlich keine neue und bahnbrechende Erkenntnis, dass sich niemand Fotos von toten Schweine- oder Rinderhälften in die Küche hängt (außer vielleicht sehr beängstigende Psychopathen), aber auch zubereitetes Fleisch habe ich bei meiner Bildersuche nicht gefunden, allenfalls mal ein paar Käsewürfelchen zwischen Weintrauben, aber auch das war sehr selten.

Das gleiche Bild zeigt sich bei Fotos von Wochenmärkten. Jede Stadt und jedes Dorf, das mit seinem Wochenmarkt im Internet wirbt und sich möglichst reizvoll darstellen will, zeigt Obst- und Gemüsestände. Den Fleischwagen sieht man bei der Google-Bildersuche nirgends. Fleisch ist nicht schön. Fleisch ist hässlich. Milch und Eier sind allenfalls neutral, aber pflanzliche Lebensmittel sind prachtvoll, und das sehen nicht nur wir so! Auch viele der großen Künstler haben Stilleben mit Obstkörben gemalt – ich kann mich nicht erinnern, jemals ein altes Gemälde mit rohem Fleisch gesehen zu haben.

Ich denke schon, dass es einen Grund hat, warum wir pflanzliches Essen als schön empfinden (und zwar auch und sogar vor allem in seinem unbearbeiteten Zustand!) – selbst Leute, die Gemüse nicht gern essen, finden den Anblick schön. Für mich ist die Ästhetik neben dem Mitgefühl für die Tiere ein weiterer bedeutsamer Grund für die vegane Lebensweise (und schon seit Jahrzehnten für die vegetarische) und weit davon entfernt, ein oberflächlicher zu sein.


Es geht mir ganz klar nicht darum, damit einen hinkenden „Beweis“ führen zu wollen, dass der Urmensch nur Obst gegessen hat (das ist mir ehrlich gesagt egal). Es geht mir vielmehr um den spirituellen/religiösen Hintergrund unseres Schönheitsempfindens, das ich als die Sehnsucht nach dem Göttlichen und unserem eigentlichen Zuhause begreife.

Habt ihr euch auch schon Gedanken über diesen Aspekt der pflanzlichen Ernährung gemacht? Und glaubt Ihr, dieses eher nicht so häufig genannte Argument für eine vegane Lebensweise ist vermittelbar?

Benutzerbild von Sunjo
vegan3.007 PostsweiblichLinzLevel 4
05.12.2019
Ich finde zwar den Gedankengang nachvollziehbar, aber es dürfte wirklich nur sehr wenige Menschen geben, die sich, wenn ihnen all die meiner Meinung nach wirklich starken Argumente (Tierleid, Umwelt, Ernährung der Weltbevölkerung, Gesundheit) völlig gleichgültig sind, vom Argument der Ästhetik überzeugen lassen könnten.

Massentierhaltung ist schlecht fürs Klima? - Egal!
Tiere schlecht halten/töten ist unethisch? - Egal!
Die Tiere, die wir essen, sorgen dafür, dass andere Menschen hungern müssen? - Egal!
Zu viel rotes Fleisch/Wurst/Milchprodukte sind ungesund? - Egal!
Fleisch ist hässlich! - Oh ja, stimmt! Da werde ich doch vegan.

Ein Gespräch in dieser Art halte ich für extrem unwahrscheinlich.

Eine Bildersuche bei Ecosia mit den Stichworten "Gemälde" und "Essen" spuckt übrigens ziemlich viele Ergebnisse mit tierischen Produkten aus.


Natürlich bewahrt man insbesondere Obst auch gern in dekorativen Schalen auf. Tierische Produkte sind vermutlich schon allein aufgrund ihrer leichteren Verderblichkeit nicht die erste Wahl für natürliche Stillleben.

Deshalb: interessante Idee, aber ich stimme nicht zu.


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Unbekannt
06.12.2019
[Post gelöscht]

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Unbekannt
06.12.2019
Ich stimme PeeBee da zu. Für dich ist es ein sehr individueller Grund Fleisch abzulehnen. Viele langjährige Vegetarier / Veganer sehen das bestimmt auch so. Ich persönlich finde jetzt ein kross angebratenes Steak mit leckeren Beilagen zumindest optisch nicht als unästhetisch. Vermutlich bin ich da noch nicht lang genug weg davon ;) .

Das sich mit diesem Argument Fleischesser überzeugen lassen würde ich fast 100%iger Wahrscheinlichkeit ausschließen. Die Sätze die PeeBee schrieb treffen es auf den Punkt. Wenn alles andere schon egal ist, dann die Ästhetik mit Sicherheit auch.

War das damals dein Hauptgrund Vegetarier zu werden, oder stand vielleicht doch die Ethik an erster Stelle?

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Unbekannt
06.12.2019
Ich kann eure Einwände sehr gut verstehen. Natürlich scheinen die rationalen Argumente sehr viel stärker zu sein.


Aber im Grunde ist weit verbreitet bekannt, dass Menschen Entscheidungen i.A. nicht aus rationalen Gründen treffen. Wenn man sich nur die reine Produktwerbung von Unternehmen ansieht, erkennt man das und jeder kleine Mitarbeiter einer Werbeagentur lernt die Grundtechniken auch – die Großmeister arbeiten allerdings auf anderen Gebieten.

Aber obwohl dieses Wissen – zumindest, was Produktwerbung angeht - verbreitet ist, bilden sich die meisten Leute ein, das gälte nur für andere Leute, selber hingegen würde man Entscheidungen aufgrund rationaler Argumente treffen. Und man gilt auch als dumm, wenn man das nicht tut.

Dumm will niemand sein! Daher heucheln wir uns alle durchs Leben, wir wären rationale Wesen. Und diejenigen, die wissen, dass das Quatsch ist, haben leider leichtes Spiel.


(Tierleid, Umwelt, Ernährung der Weltbevölkerung, Gesundheit)

Und wie sehen die Gegenargumente aus? Die meisten Omnis kommen auch mit rationalen Argumenten – mit „rational“ meine ich nicht, dass diese Argumente zwangsläufig wahr sind, sondern nur, dass derjenige – bildlich gesprochen – eine Tabelle aus der Tasche zieht oder über keulenschwingende Urmenschen und Proteine schwadroniert. Das ist doch alles nicht die Wahrheit! Meiner festen Überzeugung nach gibt es genau zwei Gründe für das Essen von Tierprodukten.


1. Das schmeckt mir
2. Es ist bequemer

Und ich antworte analog auf die Frage nach meiner Lebensweise (bis vor kurzem allerdings nur vegetarisch) schon sehr lang:

1. Mir tun die Tiere leid (und zwar wörtlich so und keine weiteren grausigen Infos!)
2. Ich finde tote Tiere eklig

Ich halte das für eine ehrlichere und respektvollere Form der Kommunikation, weil sie der wahren Natur des Menschen gerecht wird und nicht der rationalen Schmierenkomödie huldigt, die wir aufführen, weil jeder Angst hat, als dumm zu gelten. Natürlich muss man den Omni zunächst dazu bringen, Punkt 1 und/oder Punkt 2 zuzugeben, aber das fand ich nie schwer, das ging immer schnell.

Auch Omnis schlendern im Urlaub gern über Gemüsemärkte – sei es in einem malerischen deutschen Städtchen oder an exotischen Orten – und schicken WhatsApp-Fotos davon durch die Gegend. Die örtlichen Fleischlagerhallen besuchen sie hingegen eher nicht - geschweige denn den Schlachthof. Und DAS kann man ihnen sagen. Sie werden nicht widersprechen. So ist vielleicht die Anregung möglich, dass sie in all dem schrecklichen Lärm, der von außen kommt, auf ihre innere Stimme hören, die zu Beispiel durch das Schönheitsempfinden zu uns spricht. Und ich glaube, sie sagt: „Nein, nein, das ist nix für dich!“


Ich werde auf jeden Fall so weitermachen. Die rationalen Argumente kommen mir gegenüber Omnis schon sehr lang nicht über die Lippen, es sei denn, sie fangen selber davon an, zum Beispiel „Es wär vielleicht schon gesünder“. (Das Mitgefühl mit den Tieren gehört NICHT zu den rationalen Argumenten).

Vielleicht kann es trotzdem für den einen oder anderen eine Anregung sein, es mal zu testen. Natürlich nicht mit dem Ziel, einen anderen schlagartig zum Veganer zu machen. Wer sich das zum Ziel setzt, wird ohnehin schnell Frusterlebnisse haben. Nur einfach mal sehen, was passiert.



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Unbekannt
06.12.2019
Zitat Herzeloyde:
(Das Mitgefühl mit den Tieren gehört NICHT zu den rationalen Argumenten).


Warum nicht? Mitgefühl ermöglicht es mir, mich ein wenig in andere Lebewesen hinein zu versetzen. Tiere sind lebende Wesen wie ich. Ich möchte keinen Schmerz, ich möchte kein Leid und ich möchte auch nicht, dass man mich tötet. Rein logisch (!) gehe ich davon aus, dass auch andere lebende Wesen keinen Schmerz möchten, kein Leid möchten und nicht getötet werden möchten. Also töte ich keine Tiere, füge ihnen keinen Schmerz und kein Leid zu. Wenn das nicht rational ist, weiss ich nicht, was rational ist...

Benutzerbild von Sunjo
vegan3.007 PostsweiblichLinzLevel 4
06.12.2019
Zitat Herzeloyde:

Dumm will niemand sein! Daher heucheln wir uns alle durchs Leben, wir wären rationale Wesen. Und diejenigen, die wissen, dass das Quatsch ist, haben leider leichtes Spiel.

Zitat Herzeloyde:

Und ich antworte analog auf die Frage nach meiner Lebensweise (bis vor kurzem allerdings nur vegetarisch) schon sehr lang:

1. Mir tun die Tiere leid (und zwar wörtlich so und keine weiteren grausigen Infos!)
2. Ich finde tote Tiere eklig

Ich halte das für eine ehrlichere und respektvollere Form der Kommunikation, weil sie der wahren Natur des Menschen gerecht wird und nicht der rationalen Schmierenkomödie huldigt, die wir aufführen, weil jeder Angst hat, als dumm zu gelten. Natürlich muss man den Omni zunächst dazu bringen, Punkt 1 und/oder Punkt 2 zuzugeben, aber das fand ich nie schwer, das ging immer schnell.

Bitte sprich nur für dich selbst. Ich empfinde diese Behauptungen als verunglimpfend.
Ich persönlich bin nicht aus den beiden von dir genannten Gründen vegan geworden.

Zitat Herzeloyde:

Auch Omnis schlendern im Urlaub gern über Gemüsemärkte – sei es in einem malerischen deutschen Städtchen oder an exotischen Orten – und schicken WhatsApp-Fotos davon durch die Gegend. Die örtlichen Fleischlagerhallen besuchen sie hingegen eher nicht - geschweige denn den Schlachthof. Und DAS kann man ihnen sagen. Sie werden nicht widersprechen. So ist vielleicht die Anregung möglich, dass sie in all dem schrecklichen Lärm, der von außen kommt, auf ihre innere Stimme hören, die zu Beispiel durch das Schönheitsempfinden zu uns spricht. Und ich glaube, sie sagt: „Nein, nein, das ist nix für dich!“

Omnis besuchen aber auch gern Fischmärkte und wenn die Region für ihren Schinken berühmt ist, dann wird eventuell auch mal eine Führung durch so eine Produktionsstätte mitgemacht (ich hab Fotos von Freunden gesehen, die das gemacht haben).

Glaube gern, was du möchtest, und tu, was du für richtig hältst, solange du damit niemanden schadest. Aber bitte erhebe nicht deine Überzeugungen zur allgemeinen Wahrheit.

Benutzerbild von kilian
vegan7.510 PostsmännlichBerlinLevel 4Team
06.12.2019
Ich denke, Herzeloyde hat mit der Aussage recht, dass die meiste Menschen sich für rationaler halten als sie es objektiv sind. Das ist gewissermaßen messbar und wer es anerkennt, kann das bei seinen Entscheidungen berücksichtigen.

Ästhetik als Argument gegen Tierprodukte kann ich persönlich nicht ganz nachvollziehen. Aber die Beobachtung, dass Tierprodukte in der bildenden Kunst praktisch nie abgebildet werden, finde ich interessant.
Man sieht auch, dass Fleisch in Restaurants oder in Prospekten stets mit Pflanzen zusammen abgebildet wird (Salat, Kräuter usw.). Auch das trägt sicherlich dazu bei, dass Fleisch ästhetischer und gesünder erscheint.

Benutzerbild von Sunjo
vegan3.007 PostsweiblichLinzLevel 4
06.12.2019
Zitat kilian:
Aber die Beobachtung, dass Tierprodukte in der bildenden Kunst praktisch nie abgebildet werden, finde ich interessant.

Interessant wäre es, aber wie ich bereits schrieb, ist das nicht zutreffend.

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Unbekannt
06.12.2019
Zitat kilian:
Ich denke, Herzeloyde hat mit der Aussage recht, dass die meiste Menschen sich für rationaler halten als sie es objektiv sind. Das ist gewissermaßen messbar und wer es anerkennt, kann das bei seinen Entscheidungen berücksichtigen.


Ohne Frage richtig. Oder zumindest sehr nachdenkenswert.

Aber eine solche Aussage:

"Ich halte das für eine ehrlichere und respektvollere Form der Kommunikation, weil sie der wahren Natur des Menschen gerecht wird und nicht der rationalen Schmierenkomödie huldigt, die wir aufführen, weil jeder Angst hat, als dumm zu gelten."

grenzt für mich ans Unverschämte. Nicht die Ratio hat dem Menschen an den Rand der Selbstzerstörung gebracht, sondern Irrationalität und "Bauchentscheidungen" á la Trump.

Und was ist die "wahre Natur des Menschen"? Das weiss niemand. Und religiöse Themen wollen wir doch hier nicht diskutieren, denke ich mal.

Ich kann mit solchen Verallgemeinerungen und "Wahrheiten" nichts anfangen und stimme Sunjo in ihrer m.M.n. berechtigten Kritik zu.

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