vegan1.842 PostsweiblichBERLINLevel 4
gestern, 12:12 UhrDas Marshmallow-Experiment wird heute kritisch betrachtet Es würde heute so nicht mehr durchgeführt werden.
Der Kritikpunkt ist, dass die Ursachen oder Randbedingungen für das Verhalten der Kinder und für den späteren Erfolg im Leben gar nicht betrachtet wurden.
Beispielweise ist es denkbar, dass das soziale Umfeld, zb Geschwisteranzahl oder Einkommen der Eltern, beides beeinflusst hat.
Also dass einige Kinder gewöhnt waren, wenn sie nicht schnell zugreifen, kommen sie zu kurz, sie hatten schnelles Zugreifen unbewusst schon trainiert bekommen. Andere konnten ruhiger sein, weil sich in ganz jungem Leben im Unterbewusstsein das
Vertrauen herausbilden konnte, dass immer auch später noch genug da ist. Zb. weil sie in abgesicherte Verhältnisse aufwuchsen oder keine Geschwister hatten. Sie konnten besser warten.
Diese gleichen Ursachen machen sich auch für den späteren Erfolg im Leben bemerkbar. Also zb. Zugang zur Bildung hing ja auch schon damals von Einkommen, Wohngegend, Geschwisteranzahl usw. ab.
Das wurde in den Schlussfolgerungen gar nicht berücksichtigt. Es wurde auch nicht statistisch rausgerechnet.
Ebenso wurde einiges andere nicht berücksichtigt, zb das Geschlecht, könnte ja sein, dass Jungen schneller ungeduldig werden als Mädchen, die auch mit 4 Jahren schon anders sozialisiert sind. Oder auch nicht. Es wurde nicht untersucht.
Das Experiment konnte außerdem nicht reproduziert werden, es gab später immer andere Ergebnisse. Man weiß auch nicht, was heute die Ethikkommision im Genehmigungsverfahren dazu sagen
würde. Es entspricht in vielen Punkten nicht aktuellen wissenschaftlichen Richtlinien.
Wie auch immer....
Zum sozialen Zusammenhang als gemeinsame mögliche Ursache könnte man zusätzlich zu den Bildungswegen eventuell auch andere Folgen zuordnen, zb. Wahlverhalten, Kaufverhalten, Wissenschaftsleugnung oder Essverhalten.
Man könnte frech behaupten wer die Marshmallows in Ruhe liegen lassen konnte, ist später eher Vegatarier. Oder hat weniger Verschwörungstheorien. Oder ist sozial anders integriert, weiß als Erwachsener wie Impfungen funktionieren, wählen keine frauenfeindliche Despoten usw usf.
Bei heutigen Erhebungen kann man diesen Verhaltensweisen statistisch Bildungsgrade oder Wohngegenden zuordnen.
Das ist komplex, und ich hoffe, ich konnte das kurz zusammenfassen, dass es gesellschaftliche Grund-Ursachen sind, wie sich Kinder im Durchschnitt verhalten. Und wie die gleichen Menschen ihren Lebensweg als Erwachsene gestalten können.
Trotzdem stimmt möglichweise, dass einige Zielgruppen gezielt angesprochen werden können, wenn es darum geht, schädliches Verhalten als Luxus zu verkaufen. Sei es die Bratwurst , Silvesterböller oder Ablehnung von Höchstgeschwindigkeiten.
Es würde auch heißen, dass die Impuskontrolle langfristig für die jeweiligen Generationen beeinflussbar ist, durch soziale Sicherheit, Zugang zu Bildung.
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Themen-Startervegan7.731 PostsmännlichBerlinLevel 4Team
gestern, 13:38 UhrIch finde, man kann sich die Kids gut vorstellen, wie sie vor ihrem Marshmallow sitzen und mit sich ringen ... 😄
Hätte ich mit "Über-Ich" (nach dem Freud'schen Strukturmodell) oder mit "System 2" nach Daniel Kahnemann begonnen, wäre mir der Einstieg schwerer gefallen ...
Am Ende läuft es darauf hinaus: Es gibt einen selbstreflexiven Teil, der uns hilft, nicht sofort unseren Impulsen folgen zu müssen (wie es die meisten Tiere tun). Und die Tierindustrie-Kampagnen greifen dies an, indem sie gesundheitlich vorteilhaftes Handeln als "Verzicht" und "Verbot" framen.
Ich zweifele nicht an der Erkenntnis, dass Selbstkontrolle helfen kann, bessere Entscheidungen zu treffen.
vegan3.073 PostsweiblichLinzLevel 4
gestern, 15:25 UhrVom Experiment hatte ich erst letztens gelesen - in einem Artikel, in dem es darum ging, dass selbst Tintenfische den Marshmallow-Test bestanden haben. Natürlich mit aller Kritik und allen Vorbehalten, die Libio schon erwähnt hat, kann man sagen: selbst manche Tintenfische haben eine bessere Impulskontrolle als manche Menschen (einschließlich Erwachsene).
Was jetzt das mit den Verboten betrifft, wundere ich mich mal wieder. Einerseits wollen die Menschen Tierprodukte aus besserer Haltung, andererseits schaffen sie es nicht, selbst darauf zu achen und dafür auch die entsprechend höheren Preise zu zahlen und eventuell höheren Beschaffungsaufwand in Kauf zu nehmen - und wünschen sich daher von der Politik, dass die das regelt. Und dann kommt aber wieder die Angst, dass die Politik das regelt - und dann werden Parteien, die etwas schonend und ohne Verbote regeln wollen, als Verbotsparteien beschimpft, während die echten Verbotsparteien am rechten Rand z.B. die CSU in Bayern mit ihrem Genderverbot, dafür nicht kritisiert werden. Warum nicht? Weil ihre Anhänger gern Minderheiten diskriminieren, aber selbst auf keins ihrer Privilegien verzichten wollen, selbst wenn das heißt, dass sie auf die Zukunft ihrer Kinder und Enkel sch...en (von den Ärmsten in der Welt ganz abgesehen, die das was wir im globalen Norden verpfuschen, immer zuerst und am stärksten zu spüren bekommen).
Rant zum Wochenende Ende
vegan210 PostsmännlichBad Münstereifel Level 4
gestern, 16:53 UhrJa. Lieber Kilian,
das ist wieder die Sache mit dem "winkenden" und dem "summenden" Essen:
Das "summende Essen" ist das, was dein Körper braucht, das was dir gut tut, was dich nährt (bei und nach dem Essen "summt er" zufrieden).
Das "winkende Essen" ist das, was dir auf irgendwelchen Festivitäten oder zB vom Imbiss oder im Laden in dem es auch Snacks gibt, heftig zuwinkt:
"Iss mich! Rieche ich nicht lecker? Vergiss deine verdammten Prinzipien! Jetzt gilt es!!!!"
vegan935 PostsweiblichLevel 3
gestern, 21:11 UhrAber ist es nicht seltsam, dass jeder sich gemerkt hat, dass Soja Brustkrebs verursacht, was ja erwiesenermaßen nicht stimmt. Aber dass rotes Fleisch Darmkrebs verursacht, kann sich irgendwie niemand merken.