Moin tornibaer,
mein erster Beitrag in diesem Forum, ich war erst seit kurzem stiller Mitleser und wollte mit der Anmeldung etwas warten, da las ich dich, also ein herzliches Willkommen an uns beide und herzlichen Glueckwunsch zur Baldgeburt eures Kindes !
Deine Gefuehle sind verstaendlich und jedem klar.
Leider kann es bei jahrelangem erhöhtem LDL Cholesterin und erhöhter Lipoprotein (a) Fraktion zu einer fortschreitenden Atherosklerose kommen, obwohl der lifestyle es gar nicht hergibt.
Ich denke dein Plan ist ein guter und du solltest diesen umsetzen. Ich war vor 2 Wochen bei einem Angiologen (ich bin gut 15 Jahre juenger als du, weiß aber auch dass mein LDL wiederholt zu stark erhoeht war und ist) und wollte ein Einleiten einer Cholesterinsenkungstherapie von dem Ergebnis meiner Halsgefaeße abhaengig machen. Zum Glueck war alles in Ordnung. Trotzdem bin ich jetzt umgestiegen von einer durchschnittlichen westlichen Ernährung auf eine vegane (gab aber auch mehr Gruende als nur der gesundheitliche Aspekt).
Nun zu dir, was ich mir denke:
Gibt es in deiner Verwandschaft 1. oder 2. Grades Schlaganfaelle, Herzinfarkte oder bekannte stark erhöhte Cholesterinwerte?
(Das klingt bei dir sehr nach genetischer Disposition. Die familiäre Hypercholesterinämie ist nicht selten, aber auch ein Oberbegriff für verschiedenste mögliche Mutationen. Und ein erhöhtes Lipoprotein (a) ist leider auch größtenteils genetisch determiniert.)
Das kann mitunter in deiner späteren pharmakologischen Therapie eine Rolle spielen, welche Medikamente zum Einsatz kommen (können). Stichwort PCSK9-Hemmer, welche sehr effektiv in einer LDL Senkung sind, aber noch ziemlich teuer, weswegen nicht jeder mit einem hohen Cholesterin diese
erhaelt.
Frage für den Dienstag: ab wann eine genetische Testung in deinem Fall auf ein familiaere Hypercholsterinämie sinnvoll wäre. Der Gegenbeweis wäre, wenn nach radikaler Umstellung und nur moderater Statintherapie alles wieder gut waere.
Schaff dir ein Blutdruckmessgerät an. Auf der Webseite der deutschen Hochdruckliga findet man geprüfte und somit empfohlene Geräte. Kostenpunkt 20-100 €. Ich habe ein Oberarmmanschettengerät welches 30 € gekostet hat. Ich würde an deiner Stelle jetzt regelmäßig in der Häuslichkeit selber messen. Und wenn der Blutdruck zuckt, dann nochmal zum Hausarzt und ggf. auf eine Blutdrucksenkende Therapie vorübergehend einsteigen. Aber so wie du deine Lage beschreibst, eher unwahrscheinlich bei dir. Aber sicher, ist sicher.
Die europäische Gesellschaft der Kardiologie hat über die Jahre die Referenzwertempfehlungen zum LDL Cholesterin immer weiter gesenkt. Kurzum; je niedriger umso besser, wahrscheinlich fuer jeden von uns, aber erst recht in deinem Fall. Was mich dazu führt, am Dienstag den Professor definitiv zu fragen, ob man nicht eventuell auch gleich mit "Ezetimib" zusätzlich einsteigen kann? Gewiss abhaengig vom Ausgangswert. Das soll der entscheiden. Ich kenne deine Werte nicht. Ich weiß aber dass das Nebenwirkungs- und somit Risikoprofil von Ezetimib lachhaft klein ist, im Vergleich zu einem Statin. Also: Frage nach Kombination mit Ezetimib stellen. Wahrscheinlich wird es darauf hinauslaufen, erst nur Statintherapie und nach 6-8 Wochen die Kontrolle.
Also unbedingt auch erfragen wann die Kontrolluntersuchungen sein sollen !
Sind neben deinen Standard-Blutfetten auch der Homocysteinspiegel bekannt? Wenn dieser zu hoch, dann auch Atherosklerosebegünstigung. Dann würde es aber auch unbedingt Sinn machen, sich mal den Vitamin B12 Stand anzugucken (zur Not sich einfach selber B12 in der Apotheke kaufen und subkutan spritzen, dann ist der Jahresspeicher definitiv aufgefüllt, kann jetzt für eine strenge vegane Lebensweise nicht schaden

)
Wurde das Apolipoprotein (B) mitbestimmt?
Wie war der Langzeitblutzuckerwert (HbA1c)?
Achso:
Welches Statin wurde dir verschrieben?
Hattest du einen Herzkatheter, oder woher die Diagnose einer Zweigefäß-KHK?
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Ich kann dir insofern Mut machen. Der Gefäßarzt wo ich vor 2 Wochen war, meinte, er hat es selber mit eigenen Augen gesehen (Ultraschall der Halsgefäße in der Kontrolle bei dem Patienten), wie sich eine Gefäßplaque nur durch Lebensstiländerung komplett zurückgebildet hat (ich hatte hierbei bei "komplett" nochmal explizit den Kollegen gefragt).
Das ist kein Hokuspokus: Plaques sind bis zu einem gewissen Grad reversibel. Wir reden hier also nicht nur von "stoppen" wie du es beschrieben hast, sondern auch rückgaengig machen.
Und jetzt mit Verlaub. Das ist jetzt erstmal dein persönliches gesundheitliches Schicksal und es fühlt sich für dich megascheiße an und man(n) hat Angst. Natürlich. Aber dir sind die Hände zum Glück nicht (wie bei vielen anderen Erkrankungen) gebunden und es ist somit nicht in Stein gemeißelt. Du fängst ja gerade damit an alles zu ändern (also noch besser machen, als es ohnehin schon die letzten Jahre bei dir war). Sei so gesehen froh, dass du Warnbeschwerden hattest und nicht in 2 Jahren "tot umgefallen bist", denn so konnte ja diese Erkrankung bei dir rechtzeitig diagnostiziert werden. Ich denke die kommenden 6-8 Wochen werden zeigen, wie gut die initialen cholesterinsenkenden Maßnahmen bei dir greifen. Es gibt mittlerweile vollkommen neue Medikamente (mit neuen Wirkmechanismen) um das Cholesterin zu senken. Eine Ultima ratio wäre z.B. der besagte PCSK-9 Hemmer (noch relativ teuer, deswegen kein Standard als 1. Wahl). Also...."wir" und "die" kriegen dein Cholesterin schon gesenkt !
Ich habe mich mit der Esselstyn´schen Ernährungstherapie nie befasst, aber viel von gehört. Ich frage mich nur wie dieser das Thema Omega 3 Fettsäuren angeht, wenn radikal auf Nüsse und (Lein)öle verzichtet wird?
Kommst du auf deine 5 Portionen Gemüse und Obst pro Tag? Wenn nicht, schaff´ dir einen leistungsstarken Mixer an und beginne mit täglichen Rohkostsmoothies.
Ich wuensche dir und deiner Familie, sowie uns allen, einen guten Start in diese neue Woche !
sperber