Zitat Henk:
Wenn jemand seinen Fleischkonsum mit Zitaten aus der Bibel rechtfertigen will, seine Sache, soll er es tun.
Das sehe ich anders. Wenn irgendjemand etwas rechtfertigt, dafür irgend eine Quelle zitiert und ich bin der Meinung, dass dies so nicht richtig sein kann, dann hinterfrage ich natürlich die Quelle, ob sie das wirklich so hergibt. Und in diesem Fall habe ich das getan. Rechtfertigungen werden gerne irgendwie zusammengebastelt um das eigene Handeln zu verteidigen, um den Status Quo beibehalten zu können und keine anstrengenden oder lästigen Änderungen herbeiführen zu müssen. Um nicht auf Gewohntes verzichten zu müssen.
Ich habe die Quellen, welche gerne für den Fleischkonsum angegeben sind hinterfragt, auch Literatur dazu, und bin jetzt in der Lage bei Gesprächen diese Argumente zu widerlegen. Aber wie schon weiter oben erwähnt, das ist natürlich nur interessant für Menschen, die sich aktiv in Diskussionen für Tierrechte einbringen.
Für Menschen, welche einfach für sich vegan leben ist nur das oder die Argument/e wichtig, aufgrund derer sie selbst vegan geworden sind. Für Menschen, welche sich bewusst an Diskussionen beteiligen, egal ob an Infoständen oder bei Podiumsdiskussionen, ist es wichtig möglichst alle Argumente
gegen den Veganismus widerlegen zu können. Ich habe erlebt, dass Menschen, welche eigentlich genau wissen weshalb sie vegan sind und die sich sehr aktiv einsetzen in einer Diskussion mit kruden Argumenten konfrontiert wurden und darauf nicht vorbereitet waren. Dann kann eine Antwort kommen, welche so einfach nicht geht.
Am Infostand hat man es mit verschiedenen Menschen zu tun und man muß schnell erkennen wie diese Menschen ticken, das heißt vor allem erst einmal zuhören. So merkt man, was diesen Menschen wichtig ist, ob Ökologie, Ökonomie oder Ethik. Wenn Ethik, dann welche. Entsprechend kann man dann aus der eigenen Erfahrung heraus argumentieren.
Ich selbst bin in der glücklichen Lage, dass ich selbst nicht nur aus einem Grund vegan geworden bin sondern aufgrund einer großen Bandbreite von Gründen. So kann ich von meiner Warte her argumentieren, von meiner eigenen Erfahrung her. Auch wenn ich keiner Kirche angehöre, in der Schule aus dem Religionsunterricht ausgetreten, später aus der Kirche, so bin ich dennoch in der Lage die Inhalte nachzuvollziehen und habe auch genügend Argumente gegen Rechtfertigungen. Ich muss zugeben, im Islam kenne ich mich was Tierrechtsstandpunkte angeht gar nicht aus, das ist ein Feld, welches noch beackert werden muss.
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass auch Christen und Moslems, Juden wie Heiden alle das Recht haben vegan leben zu dürfen, also sollte man allen dazu helfen können, wenn sie Hilfe wollen und brauchen.
Zitat Henk:
Mein Kommentar dazu: in der Zeit, als die Bibel geschrieben wurde, gab es keine Massentierhaltung, Legebatterien, Geflügelfarmen und Schlachtfabriken.
Für mich ist nicht die so gerne verteufelte "Massentierhaltung" das Problem, sondern Tierhaltung als solche. Es gibt kleine "Krattlerbetriebe", in denen die Zustände für die Tiere schlimmer sind als in einem gepflegten Großbetrieb. Für mich beginnt das Problem damit, dass Tiere (wie Menschen!!) als Produkte, Produktionsmittel, Kapital angesehen und nicht als fühlende Wesen.
Zitat Henk:
Bibelinterpretation hin oder her. Mein Eindruck ist, dass das Thema Tierhaltung/Tierschutz/Tierrechte innerhalb der Kirchen wirklich nur ein Randthema ist, obwohl Tiere aus christlicher Sicht doch göttliche Geschöpfe sind. Schade, na, ja. Sorry, wenn ich mir auch so manchen wohlgenährten Pfarrer betrachte, hab ich den Eindruck, der will auch nicht auf seinen Schweinebraten verzichten.
Genau das sagt der Grazer Moraltheologe Kurt Remele in seinem von mir zitierten Buch und im Interview mit ihm, welches in der Nachricht des Eingangsbeitrages verlinkt ist.
Und genau das möchte er ändern. Wenn ich möchte, dass sich innerhalb der christlichen Kirchen etwas ändert, muss ich nicht ausschließlich darauf schauen was dort verknöchert festgefahren ist, sondern vor allem die Entwicklungen in die (für mich) richtige Richtung. Auch wenn ich der Kirche nicht angehöre, so hätte ich dennoch nichts dagegen, würden alle Mitglieder christlicher Glaubensgemeinschaften in 20 oder 30 Jahren vegan leben. Das wäre schon ein erster Schritt.