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Retorten-Fleisch Lösung oder Problem?

Erstellt 06.09.2022, von Vegbudsd. Kategorie: News & Aktuelles. 5 Antworten.

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Themen-Startervegan2.993 Postsmännlich35708 HaigerLevel 4Supporter
Retorten-Fleisch Lösung oder Problem?
06.09.2022
Habe kürzlich eine Präsentation über Retorten-Fleisch gesehen, und wollte mal fragen, ob sich hier jemand mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Ob das überhaupt hierhin gehört beantworte ich so:

Retorten-Fleisch führt nämlich nicht vermehrt zu einem Umstieg auf vegane Produkte wegen der ethischen Bedenken der Konsumenten, wie in den letzten Jahren ja häufig geschehen - siehe Steigerungsraten der veganen Produkte.

Es wird vielmehr der Markt an veganen Produkten durch "Retorten-Fleisch" kannibalisiert - die rein veganen Produkte verschwinden nach und nach, weil der ethische Druck zum Umstieg wegfällt. Danach/ parallel dazu kann dann die "Bio-Schiene" oder die gesamte Tierleidindustrie leicht eine Kampagne gegen "Retorten-Fleisch" fahren: "Nur richtiges Fleisch vom Tier ist gutes Fleisch" usw. und wir haben am Ende weder Retorten-Fleisch in nennenswertem Umfang, noch die wirklich veganen Produkte, sondern lediglich hybride Nahrungsmittel, bei denen ein eigentlich veganes Produkt geschmacklich durch "Retorten-Fleisch -Anteile" aufgepeppt wird. Der einzige "Vorteil": Vegane Produkte schmecken mehr nach Original-Fleisch.

Genau das ist aber der eigentliche Nachteil, ohne dass tatsächlich zu erwarten ist, dass in nennenswertem Umfang vollständig auf "Retorten-Fleisch" umgestiegen wird.

Haupt-Pro-Argument war, dass den veganen Produkten vorgeworfen wurde, generell nicht "so gut" zu schmecken, und dass diese "hochverarbeitet" seien. Deshalb sei mit veganen Produkten keine nennenswerte Reduktion der Tierzahlen in der Landwirtschaft zu erzielen, weshalb man von Tierschutzseite diesen Retorten-Fleisch-Weg einschlagen sollte.

An dieser Stelle bin ich ebenfalls schwankend, aber eben nur, wenn tatsächlich gleichzeitig mit dem Aufziehen der Retorten-Fleisch-Industrie die Senkung der Tierzahlen real in dem gewünschten Umfang einher gehen würde, wäre das tatsächlich eine für die Tiere und die Biodiversität ein echter Fortschritt.

Daran allerdings habe ich erhebliche Zweifel. Retorten-Fleisch wird lediglich die Alternative für die schon bisher zwar mehr werdenden Menschen mit ethischen Bedenken werden, die bisher auf vegane Produkte umgestiegen sind. Allerdings wird die übergroße "Ist-mir-doch-egal"-Fraktion weiterhin und unvermindert Fleisch von getöteten Tieren konsumieren. Lediglich der Vegan-Markt wird kaputt gemacht. Darin und nur darin sehe ich den Grund, weshalb daran so viel geforscht und dort so viel investiert wird.

Wie seht Ihr das?

1x bearbeitet

Benutzerbild von kilian
vegan7.052 PostsmännlichBerlinLevel 4Team
06.09.2022
Ich glaube auch nicht an einen durchbrechenden Erfolg von Retortenfleisch in absehbarer Zukunft. Die Schlachtindustrie in heutigem Ausmaß hat verloren, sobald sie die Folgekosten nicht mehr auslagern kann und die staatliche Subventionen verliert...

Ob Retortenfleisch-Hersteller die Nachteile (hoher Energieverbrauch, gesundheitliche Nachteile, Bedarf an Tierprodukten wie Serum usw.) lösen können, ohne dabei die emotionale Wahrnehmung als "Fleisch" zu beschädigen, wird sich zeigen...

Im Moment frage ich mich, warum Menschen "falsches" Fleisch aus der Retorte gegenüber "falschem" Fleisch aus Pflanzen bevorzugen sollten. Aber die ganze Debatte ist mit Vernunft ohnehin kaum zu erklären :D

Mich persönlich überzeugt das Retortenfleisch-Konzept bisher nicht.

Ich glaube, dieser Fokus auf "Fleisch" als "Original" ist einfach unsinnig.

Die meisten Menschen können glaube ich kapieren, warum man den gewohnten Geschmack beibehalten möchte, aber nicht die Nachteile von Fleisch. Insofern lassen sich die Vorteile von pflanzlichen Fleischalternativen gut kommunizieren.

Mich würde interessieren, wie andere Leute das sehen!

Benutzerbild von Sunjo
vegan2.859 PostsweiblichLinzLevel 4Supporter
06.09.2022
Soweit ich weiß, hat es die Retortenfleischindustrie noch nicht zu mehr als zu extrem teuren Burgerpatties gebracht. Ingesamt scheint mir die Entwicklung im pflanzlichen Segment sowohl bei der Vielfalt als auch bei der Ähnlichkeit (in Geschmack und Konsistenz) zu den nachzuahmenden Produkten deutlich weiter zu sein.
Was den Energieaufwand und den Ressourcenverbrauch angeht, hat zumindest momentan ebenfalls die pflanzliche Lebensmittelindustrie die Nase vorn.
Sollte sich das eines Tages ändern und Retoretenfleisch ökologisch und finanziell günstiger werden als Pflanzenfleisch, und außerdem wirklich tierleifrei produzierbar sein, dann müsste tatsächlich jeder nochmal neu überlegen, ob man auf Teufel komm raus vegan leben sollte.

Momentan ist Retortenfleisch also eher keine Alternative und sicher auch keine Lösung im Kampf gegen Massentierhaltung oder Energie- und Ressourcenverschwendung.
Ein Problem sehe ich allenfalls darin, dass es Leute gibt, die meinen sie könnten mit dem Umstieg von umweltzerstörerischen Tierqualprodukten auf bessere Alternativen noch warten, bis das Retortenfleisch Marktreife erreicht. Ich bin überzeugt, sie irren sich, aber da wird sicher wieder einiges an Wutbürgertum entstehen.

Ich finde, das gilt analog auch für Milchalternativen, insbesondere als Basis für Käse. Je eher da richtig Vielfalt und richtig guter Geschmack auf den Markt kommt, desto besser. Nicht für mich, ich mag Käse eh nicht, aber weil aus meiner Erfahrung selbst wirklich kluge, vernünftige und empathiefähige Menschen mit dem Verzicht auf Tiermilchkäse deutlich größere Schwierigkeiten haben als mit dem Verzicht auf Fleisch. Sollte hier also die tierzellbasierte (dennoch tierleidfreie) Entwicklung schneller sein, hätte sie meine Unterstützung.

Gesundheitliche Nachteile würde ich persönlich im Vergleich ausklammern, solange wir uns als Gesellschaft einig sind, dass zur persönlichen Freiheit gehört, sich seine eigene Gesundheit nach Belieben ruinieren zu dürfen.


Benutzerbild von METTA
vegan4.665 Postsweiblich ObertshausenLevel 4Supporter
07.09.2022
Hallo Sunjo
ich wollte noch mal auf Deinen letzten Absatz eingehen: Also solange das Erwachsene machen mag es ja richtig sein, dass sie für ihre eigene Gesundheit gerade stehen, aber wie ist das mit Kindern, die von klein auf verkehrt ernährt werden und daraufhin Diabetes , Adipositas etc. auf Grund falscher Ernährung bekommen? Und aus diesen Kindern werden -wenn sie es überleben- wieder Erwachsene die ihre Kinder falsch ernähren. ich denke, da müsste in den Kindergärten und Schulen beim Essen ein Umdenken geben, dass also weniger Fleisch serviert wird und mehr Gemüse und auch vegane Ersatzangebote für Fleisch und Wurst.

Kein Benutzerbild
Isalabella
07.09.2022
Da geb ich Dir recht, Metta.
Wichtig ist die Zubereitung - Kinder mögen aus welchen Gründen auch immer Gemüse nicht unbedingt, aber ich hab das bei meinen Nichten und Neffen immer so zubereitet, dass sie das mochten. Ich kann mich aber nicht mehr erinnern, was ich da genau gemacht habe, das war nie nach Rezept sondern immer aus dem Bauch raus gekocht.
Bei den für mich relativ neuen veganen Rezepten und Zutaten muss ich momentan noch viel schauen, vieles war mir unbekannt (Kichererbsen, Tahini, Linsen kannte ich nur als Suppe usw.), das ist noch nicht so in Fleisch und Blut übergegangen. Aber ich merke, dass nach 5 Monaten veganer Küche vieles schon automatisiert und selbstverständlich ist.

Benutzerbild von Sunjo
vegan2.859 PostsweiblichLinzLevel 4Supporter
07.09.2022
Zitat METTA:
Hallo Sunjo
ich wollte noch mal auf Deinen letzten Absatz eingehen: Also solange das Erwachsene machen mag es ja richtig sein, dass sie für ihre eigene Gesundheit gerade stehen, aber wie ist das mit Kindern, die von klein auf verkehrt ernährt werden und daraufhin Diabetes , Adipositas etc. auf Grund falscher Ernährung bekommen? Und aus diesen Kindern werden -wenn sie es überleben- wieder Erwachsene die ihre Kinder falsch ernähren. ich denke, da müsste in den Kindergärten und Schulen beim Essen ein Umdenken geben, dass also weniger Fleisch serviert wird und mehr Gemüse und auch vegane Ersatzangebote für Fleisch und Wurst.

Da stimme ich dir vollkommen zu, jedoch ist gesunde Ernährung weitestgehend unabhängig von der grundsätzlichen Entscheidung zwischen omnivor, vegetarisch oder vegan, sofern die Mengen der ungesunden Lebensmittel nicht übertrieben werden.

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