04.07.2024Ich finde es toll, dass du das Thema aufgreifst. In der Bevölkerung ist noch viel zu wenig bekannt welches Tierleid hinter der Milchproduktion steckt. Ich habe es letztens unter einem anderen Artikel von euch auf FB kommentiert. Diese Art der Werbung und Haltung ist in der Berglandwirtschaft gängige Praxis und kein besonderes Ehrmann-Problem. Was die rechtliche Seite betrifft, ich könnte mir vorstellen, dass Steffen Augsberg vom Ethikrat da vielleicht eine kurze Auskunft gibt. Er ist Jurist und beschäftigt sich sehr mit diesen Dingen, auch mit der Anbindehaltung, um deren Leid er weiß.
Warum wird es hingenommen? Ich habe mit einigen Akteuren gesprochen. Es geht nicht allen um die Milch, es wird eh mehr produziert als verbraucht wird und ist nicht gut für den Milchpreis, gerade für Betriebe mit besserer Tierhaltung. Es geht um Kulturlandschaft, Landschaftspflege, Tourismus, soziale Strukturen, kulturelle Identität etc. Man sieht das auch an der Emotionalität der Werbung. Die ist in der kleinstrukturierten Milchwirtschaft viel größer als sonst wo. Führt hier zu weit, das Thema ist komplex. Hoffe aber es gibt ein paar Anregungen. Die Verbraucherzentralen sind mitten in dieser Gemengelage und aus verschiedenen Gründen eher zurückhaltend.
vegan5.046 Postsweiblich ObertshausenLevel 4
05.07.2024Ich denke, dass das Problem erst in den letzten Jahren bewusster wurde, als Tierrechtsgruppen wie ANINOVA, SOKO Tierschutz, Animal Equality etc.
durch ihre Recherchen darauf hinweisen konnten, welches Elend und Leid hinter dem Markt mit Milch und Fleisch,Fisch, Pelz etc. steckt. und das eben auch durch Social Media eine breitere Öffentlichkeit davon erfahren konnte als früher, wo Mann/Frau- wenn das Interesse da war- vielleicht durch den Vegetarierbund(heute Proveg) oder vegan society mal etwas gelesen hatte über das Tierleid.
Und- wie Sony auch erwähnt- es ist eine Geschichte mit Emotionen und auch Kampf um das Kulturerbe- wobei eben fraglich ist warum man ein Kulturerbe wie Anbindehaltung erhalten muss, nur weil es eben "schon immer so war" - etc.
Ich habe auch überlegt , ob die Deutsche Umwelthilfe da helfen könnte, die haben ja auch Erfahrungen mit Klagen gegen alle möglichen Umweltschäden durchgeführt.
vegetarisch73 PostsLevel 2
05.07.2024Ich frage mich, wie kann eine Richtlinie bzgl irreführender Werbung aussehen kann. (wichtig: das klammert den Teil der Diskussion über die Haltung selber und was daran verbessert werden muss aus).
Ein generelles Verbot mit Tieren und "Natur"-Bildern für alle Produkte egal wie sie hergestellt werden wird zu weitgreifend sein und nur dazuführen, dass es dann halt "glückliche Comic-Kühe" sind.
Eine Darstellung der echten Zustände wird nicht zielführend sein, da dann eben jeder Molkereikonzern den einen Vorzeigebetrieb mit im Portfolio hat, wie ja eh schon und sich drauf berufen wird, dass es ja die Realität abbildet, nur halt nicht den durchschnitt.
Es kann, so vermute ich, nur ein generelles Werbeverbot für solche Produkte geben (würd ich sehr begrüßen nicht mehr Tonnen totes Aas im Verkaufsprospekt sehen zu müssen). Das halte ich aber aufgrund von Widerständen von Lobbygruppen (Handel, Werbe- und Fleischindustrie usw) nicht für realistisch umsetzbar. Selbst Tabakwerbung hat man bis heute nicht wegbekommen, nur eingeschränkt.
Hat dann auch zur Folge, dass Betriebe die es tatsächlich etwas besser machen als andere ebenso vom Verbot betroffen sind und sich hier eine Differenzierung für die Betriebe noch weniger lohnt. Ein race to the bottom der nur über den Preis geht wäre verstärkt.
Mir fehlt der Ansatz wie das ganze praktisch umgesetzt werden kann. Habt ihr Ansätze?
(Die Haltungsbedingungen selbst sind wie gesagt ein separates Thema)
05.07.2024Würde mich auch interessieren, was man gegen so eine Werbung nach aktueller Rechtslage tun kann und wer klagebefugt ist. Mitbewerber haben da teils noch Chancen wegen unlauterem Wettbewerb, werden es aber kaum tun. Da ist viel Auslegung dabei, inwieweit Werbung für Verbraucher irreführend ist. Der Gedanke mit der Richtlinie ist interessant, zumindest kann man mal drüber nachdenken, wie so etwas realistisch formuliert sein könnte. Ich finde, hier wäre es schon ein Fortschritt, wenn die Unternehmen auf ihrer Website ausdrücklich angeben müssten, 1. aus welchen Haltungssystemen Milch geliefert wird, 2. ob sie bestimmte eigene Vorgaben machen, 3. die Form und Häufigkeit der Kontrollen. Und am wichtigsten, wieviele Betriebe genau welche Standards bieten. Wenn man dann im Fernsehen zur Werbung einblenden müsste "Die hier gezeigte Haltungsform betrifft 10 Prozent unserer Milchbetriebe, weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage." wäre das hilfreich.
Klar, das ändert nicht unmittelbar die Haltungsbedingungen aber man hätte eine bessere Handhabe.
Ich habe falsche Aussagen gemeldet und daraufhin wurde bloß die Website verändert, aber nur weil ich viele Akteure eingeschaltet habe. Nur der aufmerksame Leser würde es bemerken und kritisch das verbleibende Geschwurbel hinterfragen aber die allermeisten Touristen bemerken ja noch nicht mal wie das Tier auf dem Gastgeberhof angebunden leidet, solange es äußerlich gepflegt ist. Geschweige denn, dass sie gegenüber den Akteuren ihren Unmut bekunden. Eben habe ich ein Foto auf FB gesehen, Katzen trinken aus dem Milcheimer, dahinter Kühe in Anbindehaltung. Nicht ein Kommentar zu den Kühen, nur zu den süßen Kätzchen. Über die touristische Schiene könnte man auch etwas erreichen.