Lehnen Veganer Tierhaltung (grundsätzlich) ab?
Als vor vielen hundert Jahren die Menschen in Europa Ackerbau für ihren täglichen Bedarf betrieben haben, war Tierhaltung relativ normal. Wer es sich leisten konnte, hielt ein Schwein oder ein paar Hühner. Der Verzehr von Fleisch war selten, kam aber durchaus vor.
Und auch wenn die Tiere damals schon auf blutige Weise getötet wurden, so hatten sie doch ein gutes Leben, wurden nicht nur aus Gründen des Profits gehalten.
Finden Veganer solche Arten der Tierhaltung eigentlich gut, oder lehnen sie jede Art der Tierhaltung ab?
Wird Tierhaltung von Veganern generell abgelehnt?
Diese Frage wird in Diskussionen über vegane Lebensweise immer wieder gestellt. Und die kurze Antwort lautet: Viele Veganer lehnen Tierhaltung konsequent ab, aber viele auch nicht. Auch Veganer sind eben ganz unterschiedliche Menschen.
Was wir aber aus Erfahrung sagen können, ist dies: Die meisten Vegan-Umsteiger ändern ihre Lebensweise, weil die heutige Art der Tierproduktion einfach extrem weit von dem entfernt ist, was sie noch als vertretbar empfinden:
Massentierhaltung, das Töten der Kälbchen für Milch, das Töten der Küken für Eier. Dinge, die in unserer Zeit untrennbar mit dem Verzehr von Tierprodukten verknüpft sind. Anders lassen sich Tierprodukte nicht herstellen. Jedenfalls nicht wirtschaftlich.
Viele Menschen sind einfach entsetzt, wenn sie spätabends im Fernsehen erfahren, wie z. B. Rinder oder Schweine in der Massentierhaltung leiden müssen. Das ist ihre Motivation, vegan zu werden. Oft nicht sofort, aber schleichend.
Es gibt also durchaus Veganer, die Tierhaltung nicht grundsätzlich ablehnen. Es gibt auch Veganer, die "Ausnahmen" machen. Wir haben sogar schon von einem Metzger gehört, der vegan lebt und Fleisch verarbeitet.
Die meisten ethisch motivierten Veganer sind sich aber einig: Die aggressive Ausbeutung von Tieren - z. B. in der intensiven Massentierhaltung - ist für ein gutes Leben unnötig und erzeugt vermeidbares Leid. Bei der kommerziellen Tierhaltung kann man also durchaus feststellen, dass die meisten Veganer diese ablehnen.
Achtung, Falle!
Eine Sache möchten wir hier aber nicht auslassen: Die Diskussion darüber, ob Veganer "gute Tierhaltung" eigentlich ablehnen (und ob das nicht übertrieben ist), lenkt oft von der viel relevanteren Frage ab: Warum werden immer mehr Menschen vegan? Was läuft falsch in der industrialisierten Landwirtschaft?
In politischen Diskussionen, in denen unterschiedliche Interessen aufeinander prallen (z. B. in einer Talkshow, in der ein Veganer und ein Tierhalter gegenüber sitzen), wird diese Ablenkung von Vegan-Kritikern auch bewusst verwendet, um den Veganer als Spinner zu inszenieren (man bezeichnet den rhetorischen Trick als Rabulismus).
Denn wenn Veganer wir kleinkarierte Besserwisser dargestellt werden, die ja sogar die "Guten Tierhalter" als böse darstellen, wird der Eindruck suggeriert, es gebe keine relevanteren Gründe, vegan zu leben.
Bevor du dich fragst, ob Veganer auch Ausnahme-Tierhaltungen generell ablehnen, frage dich auch, warum sie die heutige Tierhaltung ablehnen.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig