Themen-Startervegan3 PostsweiblichSchweizLevel 1
Meine Familie tötet Tiere24.10.2017Hallo allerseits!
Ich verspüre zunehmend eine unheimliche Last und hoffe, hier auf offene Ohren zu stoßen, die mir vielleicht ein paar Tipps im Umgang mit meiner Familie geben können oder die sich sogar selbst in einer ähnlichen Situation befinden.
Ich (30) lebe seit 5 Jahren vegan. Mein Vater ging immer schon auf die Wildjagd, das war als Kind schon normal für mich. Meine Mutter (Eltern sind schon lange geschieden) züchtet mittlerweile Kaninchen und tötet sie eigenhändig. Derzeit ist Jagdsaison und vor kurzem habe ich erfahren, dass jetzt auch noch meine ältere Schwester zusammen mit meinem Vater auf die Jagd geht. Das war eine riesige Enttäuschung für mich! Nicht zuletzt, da sie bei unseren Gesprächen über Tierrechte, Umwelt und Gesundheit eigentlich immer Einsicht gezeigt hat.
Des Friedenswillen habe ich bei meiner Familie bisher das Thema Veganismus ziemlich zurückhaltend behandelt und über die "Mordgelüste" meiner Eltern versucht hinweg zu sehen, man kann sich die Eltern ja bekanntlich nicht selbst aussuchen. Aber je länger desto stärker habe ich das Bedürfnis, das Thema Familie einfach abzuhaken und mich zu distanzieren. Ich habe ehrlich gesagt überhaupt kein Interesse mehr daran, Kontakt zu halten, zumal ich schon seit einiger Zeit nicht sehr regen Kontakt pflege. Am liebsten würde ich die Familie "kündigen", will nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Und trotzdem ist es halt Familie (sofern man Familie als Blutsverwandtschaft definiert)...
Darf ich euch um ein paar Gedankenanstöße bitten? Vielleicht habt ihr selbst auch Familienmitglieder, die Tiere töten... Wie geht ihr damit um? Was würdet ihr an meiner Stelle tun?
Ich bedanke mich schon mal für´s zuhören bzw. lesen!
Liebe Grüße
vegan72 PostsweiblichMünchenLevel 2
24.10.2017Hallo,
ich kann Deine Gedanken nachvollziehen. Meine Eltern haben früher auch geschlachtet.
Aber Du musst auch bedenken, dass jeder Mensch einen anderen Werdegang hat und eine andere Entwicklung durchmacht. Du hast Dich für den veganen Weg entschieden und für Dich ist das augenscheinlich der richtige Weg. Aber andere Menschen stehen auf anderen Stellen in ihrem Lebensweg und haben andere Einstellungen zu den unterschiedlichsten Dingen. Man sollte hier nicht verurteilen; es bleibt jedem Mensch selbst überlassen wie er sich ernährt, ob er vegan oder vegetarisch lebt oder ob er Fleisch beim Discounter konsumiert oder selber für den Eigenbedarf produziert...
Ich kann Dich absolut verstehen. Wenn Deine Familie Dich jetzt z.B. dazu zwingen würde, Dich ihr anzupassen, wäre das ein Grund für mich, über einen Kontaktabbruch nachzudenken. Aber wenn sie Dich mit Deiner Einstellung tolerieren, solltest Du umgekehrt auch tolerant sein für ihre Lebensart. Man kann niemandem vorschreiben, wie er zu leben hat, und wenn man "missionieren" geht, erreicht man oft einfach nur das Gegenteil von dem was man eigentlich beabsichtigt.
"Kindlein, liebt euch, und wenn das nicht gehen will, lasst wenigstens einander gelten." (Johannes)
25.10.2017Hallo Juno,
dich belastet das Verhalten deiner Eltern und Schwestern und ich kann das sehr gut nachvollziehen, auch wenn das in meiner Familie nicht so ist.
ABER, es gibt die Familie, die es akzeptiert und dann in der Gegenwart des vegan lebenden nichts erwähnt, was ihm weh tun würde oder ihn belasten würde. Und dann gibt es die Menschen, die einfach drauflos plaudern, unsensibel und ohne Einfühlungsvermögen. Und von denen distanziere ich mich konsequent. Entweder sie reden nicht darüber, was sie sich fleischiges kochen, kaufen, etc. und hören auf mit mir negativ zu diskutieren, oder ich kündige ihnen.
Anders kann ich mir selbst sonst nicht helfen. Das musst du jetzt für dich entscheiden.
Liebe Grüße, Tanni
vegan1.461 PostsweiblichOberlausitzLevel 2
26.10.2017Auch ich musste mich damit auseinandersetzen.
Zwar ist keiner in meiner Familie Jäger aber meine Brüder und Schwester essen Fleisch.
Dieser Konflikt hat sich bei mir etwas gelöst, das Thema Fleisch und Tiere töten wird einfach nicht mehr diskutiert. Ich versuche dies zu akzeptieren. Ist schwer.
Bei mir läuft im Kopf ein Film ab wenn ich sehe wie meine Leute sich ernähren.
Die Distanz zwischen uns ist größer geworden.
Ich habe mich auf meine Familie und Freunde (vegan oder Vegetarier) konzentriert.
Da fühle ich mich wohl.
Du mußt dich einlassen, Kompromisse eingehen oder neue Freunde suchen.
Keiner kann dir die Entscheidung abnehmen. Es ist ein schmerzhafter Weg.
Ich wünsche dir dabei viel Kraft.
LG rossie und Orlando
07.11.2017Ich denke man versucht entweder eine Lösung zu finden mit denen ihr beide ruhig Leben könnt oder du musst versuchen damit klarzukommen. Ob Jäger oder nicht, es gibt doch immer einen in der Familie 'tötet' !!
vegan5.011 PostsweiblichSchwarzwaldLevel 4
08.11.2017Dazu fällt mir spontan ein: Freunde kann man sich aussuchen, Familie nicht. Letztendlich sollte man trotz und auch gerade weil es verschiedene Meinungen gibt zusammenhalten. Gerade in der heutigen Zeit ist es meist wirklich nur noch die Familie, die wirklich einen auffängt, wenn man Hilfe braucht. Wieviele Freunde hat man denn, wenn man sie wirklich braucht? Relativ wenige - ein bis zwei. Ich durfte das schon selbst erfahren.
Außerdem finde ich diese Abschottungstaktik grundsätzlich falsch. Man stellt sich in eine Ecke, in der ich mich eigentlich nicht sehen möchte (Stichwort diese komischen Veganer). Dies trägt absolut nicht zur Akzeptanz der veganen Bewegung in der Bevölkerung bei. Mein Mann isst auch Fleisch und für ihn ist es normal, dass ich vegan lebe. Trotzdem frozzelt er manchmal rum, dann kommen schon die richtigen Antworten zurück.
Erst gestern abend hatte ich ein Gespräch darüber mit zwei Omnivoren. Sie fanden die vegane Lebensweise eigentlich nicht schlecht, schließen sie aber für sich aus, was ich selbstverständlich akzeptiere. Dann sagten sie mir, dass sie am meisten die Arroganz und Überheblichkeit vieler Veganer stört. Und leider ist das genau das Bild, was viele Omnivore von uns haben.
Greetings from India
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