Zitat Pottmuddi:
Hallöle.....
Durch googeln, was Ärzte zu Veganismus sagen, stieß ich auf diesen Artikel
https://www.dr-schmiedel.de/macht-vegan-krank/
Jetzt bin ich doch sehr baff, weil er quasi das Gegenteil von allem behauptet, was ich bisher gelesen (Rittenau, Kuchenbaur) oder gesehen habe (Caldwell, Esselstyn).
Vor allem das erhöhte Herzinfarkt, Alzheimer und Osteoporoserisiko, das Veganer angeblich haben sollen.
Was meint ihr dazu? Ist das wieder so ein Lobbyist? Der herablassende, ironische Tonfall tut sein übriges.
Der ursprüngliche Beitrag hier ist zwar schon ein Jahr alt, aber ich habe den Artikel jetzt auch gelesen. Ich fand den Artikel auch herablassend formuliert, aber inhaltlich zumindest nicht komplett falsch.
Es stimmt natürlich, dass man als Veganer ein erhöhtes Risiko für einen Mangel an B12, Selen oder maritimen Omega-3 Fettsäuren (EPA/DHA) und möglicherweise D3 und Zink hat und wenn man gar nichts supplementiert, kann das natürlich gesundheitsgefährdend sein (da zB. ein B12 Mangel sehr schwere Folgen haben kann).
Mindestens supplementieren sollte man also B12 und EPA/DHA Fettsäuren, da diese zwar auch in pflanzlicher Ernährung vorkommen, aber eben nicht ausreichend.
Da sich diese beiden Stoffe aber völlig vegan herstellen lassen, gibt es da kein Problem mit veganer Ernährung und durch die ausreichende Supplementation logischerweise auch keinen durch die Ernährung ausgelösten Mangel.
Selen ist in bestimmten Nüssen, Pilzen etc. enthalten und man sollte darauf achten, diese (zB Paranüsse, Soja, Steinpilze, Pistazien, Weizenkleie,…) regelmäßig zu verzehren, bei ausgewogner Ernährung muss man also keinen Mangel riskieren.
Zink ist in verschiedenen Saaten viel enthalten, daher kann man auch diesen Stoff vegan in ausreichender Menge aufnehmen.
Und ein D3 Mangel kann jeden betreffen, je seltener man raus geht, je öfter man lange Kleidung trägt und je seltener die Sonne scheint, desto höher die Wahrscheinlichkeit für einen Mangel. D3 kann man in Kombination mit K2 vegan supplementieren, falls ein Mangel vorliegen sollte, auch hier gibt es also keinen Grund zu einer omnivoren Ernährung zu wechseln.
Der Autor geht auch speziell auf Osteoporose ein, was meines Wissens nach eine Krankheit ist, die erst nach mehreren Jahren und vermehrt bei älteren Frauen auftritt. Gleichzeitig sagt er, dass die Menschen, die vegan leben erst seit maximal 2-3 Jahren vegan leben. Somit sehe ich nicht, woher er sich seine Schlüsse darauf (und auf Demenz, Krebs etc.) ableitet, ohne dass es tatsächlich langfristige Daten gibt?
Auch habe ich keine ausreichende Begründung dafür gefunden, warum gerade Veganer von Herz-Kreislauf Erkrankungen häufiger betroffen sein sollten als Fleischesser.
Diese Erkrankungen werden doch durch Diabetes, Übergewicht und Bluthochdruck gefördert, was wiederum Faktoren sind, die bei Veganern seltener auftreten. Und Rauchen, ungesunde Ernährung (viel Fette, viel Zucker, wenig Vitamine und Ballaststoffe) fördert die Entstehung von Herz-Kreislauferkrankungen ebenfalls, während Rauchen zwar nichts direkt mit veganer Ernährung zu tun hat, gehört zu einer ausgewogenen veganen Ernährung (darüber, dass man auch vegan ungesund leben kann, sind wir uns hoffentlich alle einig) gerade mehr Gemüse, mehr Ballaststoffe, weniger Omega-6 Fettsäuren etc.
Also insgesamt würde ich sagen, dass der Artikel/der Autor schon in manchen Aspekten recht hat (er sagt ja auch, dass es möglich ist, vegan gesund zu leben), aber der ständige Ton von „sich krank essenden matschhirnigen jungen Veganer-Frauen“ ist schon sehr vorurteilsbehaftet.
Warum bin ich hirnlos, wenn ich mir tatsächlich Gedanken darüber mache, welche Auswirkungen unsere Ernährung auf unsere Umwelt hat? Wieso ist mein Gehirn „aufgeweicht“, weil ich denke, dass es in einem Zeitalter wie diesem unnötig und somit moralisch verwerflich ist, unschuldige Tiere oft grausam zu töten und ein solches System am Leben zu erhalten, wenn man es nicht muss? Denn eine vegane Ernährung ist auch gesund und ausgewogen möglich, selbst wenn bestimmte (aber ebenfalls vegane) Supplemente nötig sein sollten. Unsere Welt ist nicht mehr natürlich und wir (bzw. unser Planet) können mehr als 8 Milliarden Menschen schon jetzt nicht mehr „natürlich“ ernähren, da die Bevölkerung wächst und wächst. Oder wie natürlich ist es, Lebensmittel tausende Kilometer weit zu transportieren, Futtermittel auf der anderen Seite des Ozeans anzubauen, um Tiere hier zu füttern, für deren Futteranbau hier kein Platz mehr ist? Wie „natürlich“ ist eine Lyoner oder ein fertiger Salat/Wrap/etc. mit einer Zutatenliste, die ein halber Roman zu sein scheint? Wie „natürlich“ ist überhaupt irgendwas an unserer Lebensweise? Ich finde, kaum etwas ist noch „natürlich“. Wer „natürlich“ leben will, möge bitte alle seine Medikamente absetzen, sich nur noch mit Kräutern behandeln und Felle anziehen und dann im Wald auf Beerensuche gehen, hoffend, dass man im nächsten Winter nicht gleich stirbt, wenn man es überhaupt so weit schafft. Reisen kommt selbstverständlich auch nur per Fuß in Frage, Operationen unter Narkose braucht man wahrscheinlich auch nicht mehr.
Den Drang, in unserer Zeit seine Ernährung „natürlich“ zu halten, kann ich nicht wirklich verstehen. Gesund - ja, nachhaltig - ja, regional - ja, auch lecker - ja. Aber „natürlich“ verstehe ich nicht.
Ich weiß, warum ich nach Möglichkeit vegan lebe und werde damit wegen einiger unbelegter (der Autor sagt selbst, er vermutet nur, dass vegan zu einem erhöhten Alzheimerrisko/Krebsrisiko/Schlaganfallrisiko/Demenzrisiko/… führt, es dafür aber soweit keine ausreichende basierte Beweislage gibt) auch nicht aufhören, insbesondere da es deutlich mehr Quellen gibt, in denen man sehr gegenteilige Aussagen zu denen seines Artikels lesen kann.