Zitat kilian:Mit Unheilsbotschaften haben schon die Propheten das Ende der Welt verkündet.
Was genau tust du dagegen?
Es gibt genug sachliche Gründe zur Sorge. Am wenigsten erreicht man, wenn man über Dinge quasselt, die eh jedem bekannt sind, während Methoden außer Acht gelassen werden, die vielversprechend wären.
Gestern habe ich ein Interview mit einem Autor gesehen, der ein Buch über Wokeness geschrieben hat. Ich habe das Video aufgerufen, weil ich schauen wollte, wer als Redaktion dahinter steht (ich dachte, es wäre eines dieser rechtsradikalen Hetz-Video in Manier von Trump oder Musk).
Aber ich musste mein Vorurteil revidieren:
Varnan Chandreswaran ist Psychologe und Ex-Antideutscher und erklärte aus eigener Erfahrung, dass es für manche linken Szenen dazu gehört, zu leiden. Dass das Empfinden von Freude angesichts des ganzen Leids auf der Welt schlicht unangebracht erscheint.
Dass man also nur dann ein "richtiger Aktivist" sei, wenn man ebenfalls leidet und sich hilflos und unterdrückt fühlt. Am besten, wenn man selbst möglichst viele "Opferpunkte" hat.
Vieles kenne ich aus früherer Erfahrung von mir selbst!
Und ebenfalls kenne ich einerseits das Jammern und andererseits die mangelnde Bereitschaft, etwas zu ändern.
Wie oft habe ich in letzter Zeit in meinen (progressiven) Kreisen wissenschaftliche Sachbücher über Moralpsychologie und Co empfohlen, die Strategien vorstellen, die bei der Kommunikation sozialer Belange helfen könnten.
Ich weiß von keiner einzigen Person, die es sich auch nur angesehen hätte. Und das, obwohl sich alle immer die "Fakten" auf die Stirn schreiben und mit ihrem angeblichen Einsatz für die Welt hausieren gehen.
Ganz offensichtlich ist der Zweck des Jammerns oft das Jammern selbst. Und diesen Teilen der Szene fühle ich mich immer weniger verbunden. Einerseits dieser Hang zur Katastrophisierung und andererseits diese Abneigung, handlungsfähig zu werden.
Die meisten Leute SIND handlungsfähig. Sie haben ein Dach über dem Kopf, Essen und Trinken, Internetzugang und ausreichend Freizeit. Ginge es tatsächlich um den Einsatz gegen das Leid, würden sie handeln.
Der Autor sagte im Interview, die aktuelle Wokeness-Tendenz (mit ihren geschützten Räumen, usw.) sei das Gegenteil von Verhaltenstherapie, die einen dazu befähigen soll, trotz der Umstände klarzukommen --> also nicht vor der unfairen Welt beschützen, sondern Strategien entwickeln, um damit umzugehen. Das schreibt auch Moralpsychologie Jonathan Haidt in "Die Glückshypothese".
Am Ende lähmt also genau das, was Menschen eigentlich schützen soll und ganze Teile der linken Szene machen sich selbst handlungsunfähig.
Ich sehe es eher so: Wollen wir etwas besser machen, haben wir die AUFGABE, es uns gut gehen zu lassen, gerade wenn wir handlungsfähig bleiben wollen. Und gegen die Angst helfen: Therapie, Achtsamkeitsübungen, Medikamente, Gesprächskreise, ...
Wer will, findet Wege, um einen Beitrag zu leisten.
Hallo Kilian, vielen Dank für deine Meinung. Ich sehe keine Unheilsbotschaft in meinem Beitrag.
Was ich gegen die Plünderung der "einen Erde" tue? Ich bin Pazifist, seit annähernd 30 Jahren Veganer und habe mich nicht fortgepflanzt. Ja und ich bin links/grün versifft, nicht verdruckst und lehne die Realität nicht ab.