Warst du vorher vegetarisch oder machst du gerade den "harten Umstieg"?
Ich kann zwar noch nicht auf drei Jahre oder mehr zurückblicken, aber ich kann mich noch sehr gut daran erinnern wie es bei mir am Anfang war. Die ersten Monate tut sich viel, danach flacht alles ab weil man eine gewisse Routine entwickelt hat und sich alles ziemlich einspielt.
Ich teile das mal in mehrere Kategorien ein.
Umfeld und soziale Kontakte:
Ich habe es nicht aktiv verbreitet, dass ich vegetarisch/vegan leben wollte. Außer meiner Familie (Frau, Kinder) habe ich es vorerst niemand gesagt. Freunde und Bekannte erfuhren es erst, nachdem jemand anders "geplaudert" hat oder beim Essen wenn ich ablehnte oder was "ungewöhnliches" aß.
. Die Reaktionen gingen von extremer Ablehnung (Meine Frau
), über Verwunderung bis zu Aufgeschlossenheit. Der Großteil schüttelte aber den Kopf und konnte meinen Antrieb nicht verstehen. Inzwischen akzeptieren es alle (auch meine Frau wenn ich gelegentlich vegetarische Ausnahmen mache), allerdings bekomme ich schon öfter mal spitze oder abfällige Kommentare von Seiten des Schwiegervaters.
Einkaufen:
Anfangs war ich genauso planlos wie wahrscheinlich du. Ich bin durch den Discounter gestiefelt und hab alles erstmal umgedreht um zu lesen was drin ist. Auch das wurde nach einigen Wochen besser, da man seine Produkte ja schon kennt. Gelegentlich mache ich das immer noch wenn ich was neues im Regal entdecke. Letztens war ich kurz davor vor Freude zu schreien als ich entdeckte, dass der Marzipanstollen im Netto vegan ist
, genau wie die Marzipankartoffeln. Ich liebe das Zeug einfach, auch wenns ungesund ist
Essen (Heißhunger)
Ich muss sagen, ich habe sehr viel Fleisch und Wurst gegessen und es hat mir sehr gut geschmeckt. Als ich mir dann Earthlings angesehen hatte war ichtief entsetzt, geschockt und enttäuscht von mir und der Menschheit. Es hat mir schlagartig jeden Gedanken ans Fleischessen weggewischt. Anfangs hatte ich dann schon immer wieder mal Gelüste, wenn ich z.B. an einem Bratwurststand vorbeilief. Meine Frau und die Kinder essen ja noch Fleisch und da bleibt öfter mal was übrig. Letztens wieder eine halb gegessene Scheibe Leberkäs... Da passiert es schon manchmal, dass ich drauf Lust bekommen könnte, aber ich denke sofort wieder an die Bilder und der Appetit ist weg. Gut für unsere Hunde
. Vor der letzten Grillsaison hatte ich schon ein wenig Bammel, aber es war (wider erwarten) gar kein Problem da hart zu bleiben.
Gesundheit:
Meine Kinder sind noch klein und schleifen alle paar Wochen mal ne Krankheit mit nach Hause. Früher war es so, dass ich wirklich jede noch so kleine Erkältung mitgenommen habe und dann stellenweise noch schlimmer krank war als die Kinder. Seit meiner Umstellung ist mein Immunsystem eine gefühlte Bastion des Widerstands. Und sollte es mich dann doch mal erwischen, bekomme ich höchstens mal für 2-3 Tage ne laufende Nase und Halsweh. Das ist definitiv um vieles besser geworden! Viele hier schreiben auch, dass die Haut besser wurde und sogar Asthma verschwunden ist.
Gewissen
Das Beste kommt zum Schluß. Wo ich früher immer wieder mal ein schlechtes Gewissen hatte, kann ich heute stolz behaupten, dass für mich kein Tier mehr leiden muss! Das fühlt sich verdammt gut an. Ich habe schon als Kind immer gesagt, wenn ich mein Essen selbst töten müsste, würde ich schlagartig Vegetarier. Aber heutzutage bezahlt man im Supermarkt ja quasi nur noch das "Blutgeld" und lässt die Arbeit andere machen...
Und was auch toll ist, egal welcher Zweifler vor dir steht und jedes Argument für den Veganismus anzweifelt und madig redet, gegen die Ethik ist er machtlos. Da kann man nicht dran hebeln.
Puh, ganz schön lang geworden...