Was sind eure Tipps für eine möglichst reibungslose Umstellung von einer Hardcore Fleischfresserin zur Veganerin?
Das ist ziemlich ehrlich, Dank dafür.(Falls nicht, trotzdem gut, dass wir darüber mal wieder sprechen)
Bei mir hat es insgesamt 3 Jahre gedauert, von der Erkenntnis, dass es total daneben ist, dem eigenen Kind im Kinderwagen ein Lammfell unter den Windelhintern zu legen, und gleichzeitig noch beim Griechen in der City Gyros zu essen.
Der gesamte Prozess bis hin zum Veganer (wollte eigentlich nicht, dass Tiere für mein Essen sterben, kannte jedoch keinerlei Alternativen) hat bei mir selbst ca 3 Jahre insgesamt gedauert, bis ich es endlich auf vegan umstellen konnte.
Die größte Hilfe dabei war, als mir, nachdem ich bereits das Fleisch endlich weglassen konnte, jedoch dafür Käse massenweise vertilgte, als meine jetzige Frau und ihre damaligen Freundinnen einfach vegan leckerst Gulasch gekocht haben und mir deutlich gemacht hatten, dass Milch lediglich weißes Blut ist.
Das wurde hernach noch mit einer tollen veganen Schwarzwälder Torte untermauert, und dann war ich weitgehend geheilt. Ich habe nichts mehr vermisst.
Inzwischen beginne ich nach ca 30 Jahren (weiß wirklich nicht mehr ganz genau, wann ich letztlich vegan geworden bin, aber der Zeitrahmen stimmt) auch mehr und mehr selbst zu kochen.Zunächst ganz einfache Gerichte, wie Nudeln mit Knorr vegane "Schweinebratensoße" und Pfifferlingen oder Champignons - ich finde die Ironie in der Namensgebung einfach wie schwarzen Humor. Gestern gab es Zwiebel-Paprika-Pfanne mit Kartoffeln und "Aldidellen".
Ich bin zum Fleischesser erzogen worden, und werde vermutlich diese Prägung niemals verlieren.
Deshalb stehe ich auch noch heute auf kräftig gewürzte, mit ordentlich Brataromen daherkommende Fleischersatzprodukte. z.B. derzeitiger Favorit Rügenwalder vegane Frikadellen, Nr. 2 die von Aldi. Aber es gibt inzwischen viele Produkte, die sich sehr gut eignen, die immer mal wieder auftauchende Fleischeslust zu überwinden.
Gedünstetes Gemüse ist dagegen eher nicht so wirklich mein Favorit. Dann lieber meine heißgeliebten, würzig zubereiteten Eintöpfe und Nudelsüppchen.
Auch Linsensuppe mit (wie als Kind mit Mettwürstchen antrainiert) Wheaty "Bauernknacker" (
https://www.wheaty.de/produkt/vegane-bauern-knacker/), die ich der Länge nach halbiere und in der Pfanne beidseitig kräftig anbrate, sie hernach auf die Linsensuppe drapiere und so serviere, äh, aufesse.
Das hat den Vorteil, dass diese Brataromen zusammen mit der kräftigen Würze nebst Räucheraroma eine sehr nahe dem Original heranreichende Geschmacksvariante anbieten, die sehr gut helfen, die eigenen Geschmackspräferenzen zu befriedigen.
Wenn man lediglich versucht, die eigenen Präferenzen zu ignorieren und sich dadurch ständig nur frustriert vor dem Teller sitzen lässt, kann es nach einer Weile passieren, dass die Aufgabe dieses tollen veganen Vorsatzes schleichend um die Ecke kommt, und man sich die größte Niederlage einfährt. Ähnlich dem Alk, der nach Trockenheit wieder anfängst zu Trinken oder dem Zigarettensüchtigen, der nach Jahren Rauchfreiheit wieder anfängt, sich der Abhängigkeit hinzugeben und die Taschen der Zigarettenindustrie voll macht - selbst dadurch krank und arm wird.
Ansonsten, wenn man sich nicht verleugnet, sich nicht ständig kasteit, kann das eine wunderbare, befriedigende Erfolgsgeschichte werden, bei der jeden Tag die eigene Gesundheit gefördert wird, vor allem aber jeden Tag mehreren Tieren das Leben erhalten wird!
Alleine dafür lohnt es sich, diesen Selbstversuch zu starten. So konsequent als irgend möglich, denn mit sperrangelweit geöffneten "Hintertüren" wird es vermutlich nicht gelingen. Das schlechte Gewissen bleibt - zu Recht.
Höre in Dich hinein, was genau es ist, was Dir fehlt, und versuche entweder selbst Essen herzustellen, dass Deinen Bedürfnissen am nächsten Kommt, oder suche die Produkte im Handel, die Deiner "Fleischeslust" am nächsten kommen. Gib Dir bitte ausreichend Zeit, denn manche Sachen schmecken auch erst nach einer gewissen Umgewöhnungszeit ausreichend gut.
Andere Sachen schaffen es selbst nach Jahren nicht auf meinen Speisezettel: Z.B. viele Salaminachbauten, die labberig und völlig falsch gewürzt einem selbst Stunden nach dem Verzehr beim Aufstoßen darüber berichten, dass der Hersteller sein Handwerk besser an den Nagel hängen sollte...Noch dazu in aller Regel viel zu wenig Vurst in viel zu viel Plastikverpackung.
Ausnahmen die Wurst bei Rewe (kleine Scheiben, zwar auch in Plasteverpacke, aber schmackhaft) und mein Favorit:
https://shop.herbasch.de/de/pflanzliche-wurst/26-no-4-der-klassiker-nach-salami-art-4260530080040.html
Soviel erst mal als Starhilfe, wenn Du es testest, gib Dir selbst mindestens einen Monat die tatsächliche Chance, es ganz und gar ohne tierische Produkte zu versuchen, ansonsten kann es eben passieren, dass die antrainierte Sucht gewinnt, und nicht Dein guter Vorsatz.
Auch Dein täglicher Bericht hier bei den "Veganwatchers" im Forum, kann durchaus hilfreich sein, auch dann, wenn über eventuelle Schwierigketen, oder gar das Scheitern Deines Vorhabens zu berichten sein wird, Auch das kann helfen, dass anderen solche Niederlagen erspart bleiben.
Alles Gute und Viel Erfolg!