vegan4 PostsweiblichLandkreis LörrachLevel 1
26.08.2018Hallo plantpower,
gerade habe ich einen Thread zu einem ähnlichen Thema erstellt, weil mich diese Frage auch sehr beschäftigt.
Grundsätzlich bergrüße ich es, wenn das ein- oder andere Unternehmen die Entwicklung wahrnimmt und entsprechend darauf reagiert, indem es beispielsweise ein veganes Produkt herausbringt (auch wenn das nicht unbedingt bedeutet, dass ich es dann kaufe). Wer weiß, vielleicht entwickelt sich daraus irgendwann eine komplette Umstellung, das wäre zumindest nicht ausgeschlossen. Das kann ja auch dazu führen, dass mehr Kunden sich hin- und wieder für die vegane Variante entscheiden und das ist immerhin etwas.
Allerdings halte ich es für äußerst fragwürdig, wenn sich Riesenkonzerne wie Nestlé - und wie sie alle heißen, bei solchen Unternehmen einkaufen. Es ist ja allgemein bekannt, dass u.a. Nestlé nichts an Umweltschutz und dergleichen liegt. Dort geht es um Gewinn, nichts anderes. Speziell die vegetarische/vegane Branche hat sich in den letzten Jahren sehr entwickelt und ist gefragt, das bleibt den Großkonzernen natürlich nicht verborgen und wollen auch etwas davon abhaben. Daher boykottiere ich diese Unternehmen, egal ob es mich um bestimmte Produkte reut oder nicht.
Viele Grüße
vegan112 Postsweiblich35435 WettenbergLevel 2
26.08.2018Ich sehe die Entwicklung, dass immer mehr Groß-Unternehmen auch Veggie-Produkte anbieten, ebenfalls kritisch. Klar, die Tatsache, dass dadurch mehr Menschen auch mal vegetarisch / vegan ausprobieren, lässt sich nicht verleugnen, und ist eigentlich begrüßenswert.
Aber: gerade kleine Hersteller, die aus Überzeugung ihre Marke aufgebaut haben, werden nach und nach vom Markt verdrängt. Ein Unternehmen, dass nur kleine Stückzahlen verkauft, hat nun mal eben auch höhere Preise, die ich persönlich auch gerne bereit bin, zu bezahlen. Trotzdem bleibt es ein kleines Unternehmen, dass es schwer haben wird, mit der günstigeren Konkurrenz mitzuhalten.
Zuzulassen, dass sich ein Konzern wie Nestle (oder auch andere) einkauft, wäre für mich ein "Pakt mit dem Teufel" - einerseits eine willkommene Möglichkeit, konkurrenzfähig zu bleiben oder zu expandieren - andererseits könnte der Preis dafür sein, dass sich Nestle in Firmeninterna einmischt, z.B. durch Vorschriften, um günstiger herstellen zu können.
Mir stellt sich die Frage, inwieweit kann sich der Hersteller darauf verlassen, dass seine eigenen moralisch-ethischen oder ökologischen Ideale auch für die Zukunft unangetastet bleiben? Gerade im Falle von Nestle wage ich das zu bezweifeln - schon zu oft hat Nestle eindrucksvoll bewiesen, wie gleichgültig die Manager gegenüber anderen Werten als Gewinnmaximierung sind.
vegan2.997 Postsmännlich35708 HaigerLevel 3
26.08.2018"Gerade im Falle von Nestle wage ich das zu bezweifeln - schon zu oft hat Nestle eindrucksvoll bewiesen, wie gleichgültig die Manager gegenüber anderen Werten als Gewinnmaximierung sind."
Da hast Du leider Recht: Laut Aktienrecht sind sie leider genau dazu verpflichtet. Sie müssen so gut es irgend geht Profite für Ihre Auftraggeber erzielen. So lange sie sich dabei nicht strafbar machen oder gegen die "guten Sitten" verstoßen müssen sie genau so handeln, wie wir es ihnen vorwerfen. Lediglich bei ergebnisgleichen Optionen werden ab und zu die ethisch unbedenklicheren gewählt. Da dafür aber ein Sensorium gehört, um überhaupt eine solche Auswahl zu ermöglichen, ist die Wahrscheinlichkeit tatsächlich eher gering.
Daher kommt dem Verbraucher ja gerade bei solchen Unternehmen eine solch entscheidende Bedeutung zu: Sie und nur sie können den Konzernen zeigen, in welche Richtung es zu gehen hat: Vegane und andere ethisch vertretbare Produkte kaufen, die anderen konsequent liegen lassen. Wenn Unternehmen merken, dass mit solchen Produkten mehr oder ebenso gut Geld verdient werden kann, werden sie nicht ethischer, aber sie verändern dennoch ihre Produktpalette. Das und das stetige Bemühen, die Rahmenbedingungen für alle Unternehmen in die ethisch bessere Richtung zu verändern ist nach meiner Auffassung der erfolgversprechendere Weg. Darauf zu hoffen, dass ein gelernter Profithai zum Öko- und Sozialaktivisten wird, und so lange dessen möglicherweise guten Produkte im Regal zu lassen nur weil es aus einem profitorientierten Unternehmen kommt, halte ich dagegen für vergebliche Mühe.
vegan7.702 PostsmännlichBerlinLevel 4Team
03.09.2018Hallo,
ich selbst kaufe fast nie Nestlé-Produkte. Gibt's im Bioladen auch nicht so oft und ich finde den Konzern auch nicht so sympathisch. Ich kaufe lieber von kleinen Bio-Unternehmen.
Nur: Ich glaube nicht, dass der bloße Kauf-Verzicht dort ankommt. Ich weiß es natürlich nicht, aber ich glaube, dass wir so viel gar nicht boykottieren können, wie die an Überschuss produzieren. Daher ist es evtl. in erster Linie eine emotionale Frage, ob man Nestlé boykottiert. Was ja nicht uninteressant ist. Aber wenn man glaubt, durch Boykott die Wasserproblematik in Afrika zu lösen, dann unterliegt man ggf. einem Trugschluss.
Interessant wird es dort, wo die Botschaft ankommt.
Die anzunehmende Motivation, in Afrika Wasser abzufüllen, liegt vermutlich darin, dass sie damit Geld verdienen wollen. Wenn sie nun merken, dass sie damit kein Geld verdienen (oder es sogar Geld kostet), würden sie sich das vielleicht anders überlegen. Wenn also ein Journalist eine spannende Doku drehen würde, die Millionen Menschen in Deutschland erreicht und aus ihrer Lethargie reißt (und sie plötzlich beginnen, Leitungswasser statt Plastik-Wasser zu trinken), dann dürfte das ne ganz andere Nummer sein.
Mit einem Boykott wird man das m.M.n. nicht erreichen.
Viele Grüße
Kilian