Themen-Starter38 PostsmännlichBayernLevel 2
Der (noch) Nicht-Ganz-Veganer09.07.2019Hallo,
eigentlich bin ich der eher verschlossene Typ, doch dieses Thema macht mich überraschend mitteilungsbedürftig.
Vor zwei Tagen hat mir YouTube ein Video vorgeschlagen, das mich den restlichen Tag wach halten sollte. Ich kam auf den Kanal und verschlang fast alle bisherigen Videos bis in die Nacht. Am nächsten Tag machte ich weiter. Es ging um Veganismus.
Nun bin ich jemand, der sich bereits seit Jahren immer mal wieder mit dem Thema auseinander gesetzt hat, die Vorteile selbst recherchiert und hunderte Quellen konsultiert hat. Doch die – vielleicht erzogene – Sucht und Bindung zu tierischen Produkten ließ mich all meine Erkenntnisse mit immer den gleichen Ausreden stets verwerfen: So ist die Natur (Fressen oder gefressen werden), das haben wir schon immer so gemacht, die Verantwortung liegt bei anderen (Tierleid), Bio ist nicht so schlimm, das passiert nicht bei uns, ...
Bis zu diesem Tag. Ich weiß nicht ob es an der nüchternen Ruhe gelegen hat, mit der (meist bekannte) Fakten dargelegt und die Kritik der Fleischesser förmlich in der Luft zerrissen wurde. Oder ich erfuhr Dinge, die meine letzten Vorurteile widerlegten.
Doch selbst zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir persönlich noch nicht gesagt: Du lebst jetzt vegan! Stattdessen bekam meine Frau mit, wie ich mir die letzten Tage Videos über dieses Thema anschaute und fragte neckisch, ob ich jetzt auch so ein Veganer werden will.
Aus Reflex sagte ich ja – und meinte das zu meiner Überraschung ernst. Die erste Reaktion bestand daraus, mich gefühlt minutenlang fassungslos anzustarren und dann zu erwidern: Dann lass ich mich scheiden! Man muss dazu sagen, dass wir beide recht sarkastische Menschen sind und vieles gar nicht so meinen. Wenn auch ein wenig Trotz dahinter steckt und die eigene Meinung untermauert werden soll.
Sie kommt schließlich aus einer Familie mit konventionellem Milchbetrieb – ja, angekettete Kühe, die in ihren eigenen Fäkalien auf Gittern stehen. Immerhin können sie sich hinlegen. Viele aus ihrer Familie trinken nicht einmal Wasser. Ich wundere mich teilweise, wie manche Leute noch (halbwegs) aufrecht gehen können. Dass ich plötzlich Veganer werden will, ist für sie also erstmal ein Weltuntergang. Verständlich.
Und trotz der ganzen Fakten – die sie selbst schon gesehen hat – will sie nicht darauf verzichten. Ich hoffe jedoch, dass sie irgendwann selbst zu der Einsicht gelangt. Bekehren will ich niemanden. Schließlich habe ich selbst viel zu tun.
Für mich ist das ein Prozess. Ich liebe zum Beispiel Müsli mit Milch, Lasagne, (Eier)Nudeln mit Haschee, das Steak aus dem Restaurant nebenan oder die knusprige Ente vom Asiaten. Es wird sehr schwer von den Gewohnheiten abzulassen. Für mich fühlt es sich wie eine Sucht an.
In den nächsten Wochen und Monaten habe ich vor – und bereits damit angefangen – nach und nach Alternativen für lieb gewonnene Gerichte zu finden, neue Gerichte lieb zu gewinnen und tierische Produkte aus dem Haushalt zu verbannen. Vielleicht überzeuge ich sogar meine Frau mit den Ergebnissen.
Unter anderem bin ich davon überzeugt, dass viele meiner Leiden wie Depressionen, Rücken- und Gelenkschmerzen (auch in der Form von Arthritis), Magen- und Verdauungsprobleme, seltener Herzrasen und Kreislaufprobleme, Schlafstörungen, ... durch den übermäßigen Genuss von tierischen Lebensmitteln verursacht oder verstärkt werden.
Was ich mir von der Anmeldung in diesem Forum erhoffe? Erst einmal, vieles von der Seele zu reden und hoffentlich auf offene Ohren (und den Willen, lange Texte zu lesen) stoßen, die vielleicht sogar ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Und vielleicht Gleichgesinnte (in der Nähe?) finden um sich auszutauschen. Denn hier im ländlichen Bayern fühle ich mich mit meinem Atheismus schon teilweise allein gelassen. Mit Veganismus muss ich fürchten, hinter jeder Ecke mit Heugabeln und Fackeln begrüßt zu werden.
vegan1.732 PostsmännlichRom des NordensLevel 4
09.07.2019Hallo Kris, willkommen hier im Forum
Ist echt lustig hier mit zu lesen. Ich denke dass deine Frau schon einiges vegane gegessen hat ohne das wahr zu nehmen, angefangen z.B. mit einem Apfel oder anderes Obst, Nudeln mit Tomatensosse, Marmeladenbrot mit Margarine und, und, und. Oder isst sie vergleichbares nicht ? Ich komme auch aus der Landwirtschaft und hätte mir auch nicht vorstellen können einmal vegetarisch oder gar vegan zu leben. Und ich habe es doch geschafft und meine Frau hatte sofort mitgezogen. Ich mußte aber erst mal krank werden um umzudenken, heute bin ich gesund, Ärzte konnten mir damals nicht helfen.
Wünsche dir viel Freude hier.
Themen-Starter38 PostsmännlichBayernLevel 2
09.07.2019Danke dir, Smaragdgruen!
Besonders viel Obst und Gemüse gibt es nicht. Ich finde, dass die tierischen Lebensmittel und die ganzen Zusätze in der heutigen Nahrung die Geschmacksnerven so verändern, dass natürliche Dinge einfach nicht mehr schmecken. Ähnlich einem Seemann, der nach Wochen auf hoher See mal wieder etwas frisch gekochtes zwischen die Zähne bekommt. Da schmeckt es einigen auch erst wieder nach einer Weile.
Ärzten wird ja anscheinend die Prävention von Krankheiten durch Ernährung im Studium nicht richtig vermittelt. Genauso wie den Kindern in der Schule die falschen Essgewohnheiten eingetrichtert werden. Da läuft ganz gewaltig was schief, in unserer Gesellschaft ...
Aber es ist schön zu lesen, dass andere Partner irgendwann zumindest akzeptieren. Das gibt mir Hoffnung.