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Warentest: Milch in veganer Schokocreme von Schlagfix

Vegane Schokocreme von Schlagfix
Schokocreme von Schlagfix enthielt offenbar Milchbestandteile Bild: K/Vegpool

In ihrem April-Magazin veröffentlicht die Stiftung Warentest die Ergebnisse ihrer neuesten Untersuchung von Schoko-Aufstrichen. Besondere Aufmerksamkeit erregte die Meldung, dass in vielen Schokocremes auch Gifte gegen Schimmelpilze festgestellt wurden. Doch für Veganer besonders irritierend: Die ebenfalls getestete "Nuss-Nougat-Creme" von Schlagfix enthielt der Stiftung Warentest zufolge Milch.

Dass die Schokocreme von Schlagfix laut dem Testbericht Milchbestandteile enthält, ist besonders deshalb erschreckend, weil sie deutlich als "vegan" und "laktosefrei" vermarktet wird. Die Zutaten stammen aus biologischem und fairem Anbau. Man könnte als argloser Verbraucher also meinen, es handele sich hier um eine besonders vorbildliche Schokocreme. Auch uns hat die Schokocreme sehr gut geschmeckt. Im Testbericht heißt es: "wir konnten aber mehr als nur Spuren von Laktose und Milch­eiweiß nach­weisen". Durch die "mangelhafte" Deklaration landete die Schokocreme von Schlagfix auf dem vorletzten Platz.

Vegane Hersteller müssen Vertrauensvorschuss leisten

Da kaum ein Veganer die Möglichkeit hat, die Produktion seiner Lebensmittel lückenlos zu prüfen, muss man sich auf die Angaben des Herstellers verlassen. Vegane Hersteller müssen daher besonders hohe Ansprüche erfüllen - und Fehler können zu einem teuren Vertrauensverlust führen.
In den sozialen Netzwerken kochen auch schon die Meinungen hoch. Einige Verbraucher fordern sogar schon, die Firma Leha und ihre Marke Schlagfix zu boykottieren. Man könne sich offenbar nicht einmal mehr auf kleine Hersteller verlassen.

Allerdings wird dabei übersehen, dass der Hersteller Leha - wie viele vegane Hersteller - das Produkt zwar unter eigenem Namen auf den Markt bringt, nicht aber selbst abfüllt. Auf seiner Internetseite hat Leha inzwischen Stellung genommen.

Verunreinigung bei Fremdabfüller

Demzufolge lässt Leha die Schokocreme von einem Fremdabfüller mischen und abfüllen, der auch nicht-vegane Produkte verarbeitet. Daher ließen sich Spuren von Milch technisch nicht vermeiden. Die Menge an "Spuren" könne auch zwischen den einzelnen Gläsern variieren. Abgefüllte Gläser vom Beginn der Abfüllung könnten daher mehr Spuren enthalten als jene vom Ende einer Produktion. Grundsätzlich sei man aber bemüht, die Produktionsprozesse zu optimieren. Dass Spuren von Milch enthalten sein können, sei auf der Verpackung gekennzeichnet. Es ginge aber insbesondere darum, Produkte herzustellen, für die keine Tiere leiden müssten, betont Leha in der Stellungnahme.

Die meisten Zertifizierungsstellen für vegane Siegel akzeptieren unvermeidbare Spuren von Tierprodukten in Lebensmitteln. Grund hierfür ist, dass sich die Entwicklung und Anschaffung eigener Produktionslinien bei den vergleichsweise kleinen Produktionsmengen kaum rentieren würde. Einige Produkte wären ohne externe Lohnabfüller schlicht nicht realisierbar. Die meisten Veganer akzeptieren technisch nicht vermeidbare "Spuren" in den Lebensmitteln - solange die Zutatenliste vegan ist und nicht absichtlich Tierprodukte hinzugegeben würden. Dies scheint auch im "Fall Schlagfix" so zu sein.

Auch wenn vegane Produkte frei von Tierprodukten sein sollten, sollte ein Boykott nur bei grober Fahrlässigkeit oder Vorsatz in Betracht gezogen werden. Kleine Unternehmen wie Leha, die ein schmackhaftes Produkt aus biologischen und fair gehandelten Zutaten entwickelt hatten, könnten durch einen Boykott übermäßig gestraft werden. Das Unternehmen sollte mit seinem Abfüller ein ernstes Gespräch führen und auf eine gründlichere Reinigung der Maschinen bestehen. Es sollte ein Produkt nicht als "laktosefrei" bewerben, wenn Spuren von Laktose enthalten sein können. Doch ein Boykott beschädigt die Marke für einen Fehler, der zwar vielleicht durch bessere Zusammenarbeit mit dem Abfüller vermeidbar gewesen wäre - aber der offenbar auch nicht aus böser Absicht erfolgte.

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AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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