Schlachthof Brand sagt Transparenz-Besuch ab – ein Missverständnis?

Der Schlachthof Brand aus Lohne wirbt mit großer Transparenz. Zugleich klagt er derzeit vor Gericht gegen Aktivisten, die heimlich Aufnahmen der CO₂-Betäubung angefertigt und veröffentlicht haben.
Tierschutz liegt im Interesse der Öffentlichkeit. Eine informierte Debatte über den Umgang mit Tieren kann aber nur stattfinden, wenn die Öffentlichkeit die Fakten kennt.
Deshalb stellt sich die Frage: Sind Undercover-Aufnahmen die einzige Möglichkeit, an solche Informationen zu kommen? Oder klappt es auch ganz offiziell – wenn man mal vernünftig anfragt?
Weil der Schlachthof Brand aus Lohne damit wirbt, sich einem kritischen Austausch zu stellen (und zwar "jederzeit"), habe ich am 13. Juni 2025 offiziell mit Vorlage meines Presseausweises angefragt.
Ich habe um einen Termin gebeten, um die alltäglichen Abläufe rund um die CO₂-Betäubungsanlage per Video zu dokumentieren.
Doch hält der Schlachthof Wort?
Gestern kam eine Absage. Weil die E-Mail einen Passus enthält, demzufolge sie nicht öffentlich gemacht werden darf, beschränke ich mich darauf, dass ein kurzfristiger Termin aus Zeitgründen nicht möglich sei.
Ich halte das für ein Missverständnis. Ich hatte zwar eine Frist zur Rückmeldung gesetzt (zuerst bis 17.6.2025, dann verlängert bis 23. Juni 2025). Die Frist betraf jedoch nicht den tatsächlichen Besuch vor Ort, sondern nur die Nennung passender Termine. Ich habe zudem um 14 Tage Vorbereitungszeit gebeten.
Ich glaube, die Absage beruht auf einem Missverständnis. Daher habe ich heute folgende E-Mail geschickt:
Guten Tag Herr Brand,
danke für Ihre Nachricht.
Die Frist vom 23. Juni hat sich auf Ihre Rückmeldung bezogen (mit Terminvorschlägen), nicht auf den Termin selbst.
Ihr Schlachthof wirbt mit Transparenz und dem jederzeitigen, kritischen Austausch mit der Öffentlichkeit. Gleichzeitig klagen Sie vor Gericht gegen Aktivisten, die Aufnahmen aus Ihrem Betrieb veröffentlicht haben.
Ich möchte wissen, ob es überhaupt eine Alternative zu Undercover-Aufnahmen gibt. Wenn sich Schlachthöfe abschotten, kann eine informierte Debatte ja überhaupt nicht stattfinden.
Über Tierschutz sollten alle diskutieren können - nicht nur die, die Ihre Sichtweise teilen. Es ist ein öffentliches Interesse. Gleichwohl sollte der Austausch mit dem nötigen Respekt erfolgen.
Deshalb habe ich offiziell angefragt. Als Journalist bin ich Teil der kritischen Öffentlichkeit und zudem an das Presserecht gebunden. Stehen Sie zu Ihrem Wort?
Sie werden vermutlich täglich schlachten? Bekommen wir einen Termin bis Ende August 2025 hin?
Ich benötige ca. 14 Tage Vorlauf und bin in der Zeit zwischen 7. und 18. Juli nicht verfügbar. Machen Sie bitte mehrere Vorschläge zur Abstimmung.
Wie wäre es etwa mit dem 23. oder 24. Juli?
Es soll eine Dokumentation des ganz normalen Alltags rund um die Schlachtung und CO₂-Betäubung werden (ca. 4 Stunden). Es sollten also (bis auf das Anbringen der Kameras und deren Überwachung) keine besonderen Vorbereitungen nötig sein.
Ich biete Ihnen nach erfolgreicher Dokumentation und einer Auswertung der Aufnahmen einen Austausch als Video-Interview an, in dem wir über den Besuch sprechen. Dazu wäre ein weiterer Termin mit ca. 1-2 Std. nötig, an einem anderen Tag. Ein ruhiges Büro sollte dafür reichen. Oder wir machen es schriftlich.
Dass wir unterschiedliche Sichtweisen haben, erfordert für beide Seiten etwas Entgegenkommen und Respekt.
Respekt bedeutet für mich, dass man sein Wort hält und nicht ausschließlich das Negative sucht.
Es ist ein Schritt, um mehr Fakten in die Debatte zu bringen.
Danach kann man weiterhin unterschiedlicher Meinung sein.
Sobald wir einen Termin gefunden haben, lassen Sie uns die Details gerne telefonisch vorbesprechen und dann schriftlich fixieren.
Beste Grüße
Kilian Dreißig
Sich auf Menschen einzulassen, die anderer Meinung sind, gehört wohl zu den schwierigsten Dingen überhaupt. Wir umgeben uns meist mit Gleichgesinnten. Ein Effekt ist, dass wir hören, was wir ohnehin schon glauben. Andere Sichtweisen verlieren wir aus dem Blick.

Umso wichtiger ist mir der Blick über den Tellerrand – und ein fairer Umgang, trotz unterschiedlicher Meinungen.
Transparent in der Sache, aber ohne dabei nur auf das Negative zu schauen. Ob es doch noch klappt?
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Autor: Kilian Dreißig