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Aus Protest: Bio-Unternehmen verkauft Tee mit Glyphosat

Bild: Heuschrecke Naturkost GmbH

Dass das Ackergift Glyphosat in Lebensmitteln nichts verloren hat, sehen die meisten Verbraucher so. Als kleine Mengen von Glyphosat in bekannten Biersorten gemessen wurden, ging ein echter Aufschrei durch die Medien. Beim biologischen Anbau wird auf Ackergifte verzichtet. Doch gerade Bio-Hersteller sind von Glyphosat besonders betroffen - weil sich das Gift irrsinnig schnell in der Natur ausbreitet.

Sogar im Boden vieler Kinderspielplätze lässt sich das Langzeit-Herbizid nachweisen!

Da sich die Grenzwerte für das Ackergift auf die frische Pflanze auf dem Feld bezieht, sind Hersteller von Tees, Gewürzen und Co besonders betroffen. Denn durch die Trocknung erhöht sich der prozentuale Anteil an Rückständen von Glyphosat und Co. Manch ein Produkt aus traditioneller Wildsammlung ist dann plötzlich nicht mehr marktfähig.

Der Bio-Hersteller Heuschrecke hat daher bereits im Frühjahr eine politische Aktion gestartet. Er verkauft Lindenblütentee aus Wildblütensammlung - mit deklariertem Glyphosat-Gehalt.

Klingt echt unappetitlich - und genau das ist der Sinn der politischen Aktion.

Das Unternehmen möchte mit der Aktion auf die rasante Verbreitung von Glyphosat hinweisen - und auf die Folgen für Verbraucher und Bio-Landwirtschaft. Das Problem ist offensichtlich: Auch wild wachsende Pflanzen nehmen Ackergifte auf. Die wirtschaftlichen Folgekosten tragen nicht die Verursacher, sondern die kleinen, ökologisch nachhaltig orientierten Unternehmen, die besonders auf Grenzwerte achten müssen.

Und die realen Kosten für die Böden und die Artenvielfalt (Stichwort: Insektensterben) dürften unermesslich sein. Nach aktueller Gesetzeslage muss für diese Kosten die Allgemeinheit aufkommen.

Heuschrecke möchte mit der "politischen Lindenblütenaktion" Politiker dazu auffordern, den Pestizid-Einsatz der konventionellen Agrar-Industrie zu bändigen und Bio-Landwirte und Verbraucher davor zu schützen. Als Allgemeingut sei die Natur zu schützen und dürfe von Politikern und Lobbyisten nicht für kurzfristige Interessen geopfert werden.

Bio-Bauern sollen vor den Folgen der Ackergifte geschützt werden, da diese sogar zum Ruin von Betrieben führen könnten. Lebensmittel mit erhöhten Grenzwerten (die ganz unverschuldet durch Übertragungen von Nachbarfeldern auftreten können) werden oft für Monate gesperrt und setzten kleine Unternehmen einer "Risiko-Lotterie" aus.

Wer selbst etwas gegen den ausufernden Einsatz von Ackergiften tun möchte, der sollte unbedingt Bio-Lebensmittel bevorzugen. Es ist der beste Weg zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft. Auf Vegpool geben wir Tipps, wie man auch mit wenig Geld bio-vegan leben kann.

Hobbygärtner sollten unbedingt auf den Einsatz synthetischer "Pflanzenschutzmittel" verzichten, denn auch in Produkten für Endverbraucher verstecken sich oft richtig schädliche Langzeit-Ackergifte. Wie man wirktlich nachhaltig und bio-vegan gärtnern kann, wird z. B. im Buch Peaceful Gardening erklärt.

Übrigens: Eine vegane Lebensweise ist ein sehr effizienter Weg zu weniger Ackergiften. Allein deshalb, weil für den Anbau von Tierprodukten ein Vielfaches an Ackerfläche benötigt wird - für den Anbau von Futtermitteln.

Was uns richtig schockiert hat: Glyphosat-haltige Ackergifte sind - trotz der heftigen Proteste der letzten Jahre - auch für Endverbraucher ohne Sachkundenachweis einfach verfügbar. Darunter auch im Onlineshop von Obi, Hornbach und Globus - sogar im Onlineshop von Real kann ein Produkt mit Glyphosat bestellt werden.

Erst vor Kurzem hatten zahlreiche Baumärkte angekündet, den Vertrieb von Mitteln mit Glyphosat deutlich einzuschränken - oder ganz darauf zu verzichten (siehe PDF von Greenpeace). Offenbar Schall und Rauch.

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AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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