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Aufdeckung von Missständen: Ferkelzüchter verklagt Tierrechtler

Schweinezüchter verklagt Tierrechtler Bild: Fotolia.com

Im Sommer wurden in Österreich schreckliche Bilder aus einer Ferkelzucht veröffentlicht: Tonnen voller toter Ferkel! Zahlreiche Medien berichteten über die Zustände, die in der Ferkelzucht der Styria Pig GmbH offenbar völlig normal seien. "Von den 4.000 größeren Ferkeln werden sieben bis zehn pro Woche mittels Stromzange getötet, weil sie krank sind", sagte der Geschäftsführer der Styria Pig GmbH der Onlinezeitung heute.at. Im Sommer steige die Zahl der Ferkel, die von den Muttertieren erdrückt würden. [1] Offenbar werden die Zustände dort als notwendiges Übel eingestuft.

Achtung: Dieser Artikel enthält eines der Fotos, die von Menscherei.com veröffentlicht wurden. Wenn Sie solche Bilder nicht sehen möchten, gelangen Sie hier zur Startseite. Wenn Sie etwas verändern möchten: Werden Sie vegan.

Allem Anschein nach haben die zuständigen Behörden bisher keine rechtlichen Schritte gegen den Betrieb eingeleitet. Dagegen hat der betroffene Betrieb nun seinerseits Klage gegen den Tierrechter erhoben, der die Bilder zuerst veröffentlicht hat. Der beauftragte Anwalt fordert nicht weniger als 20.000 Euro. Soll der ehrenamtlich tätige Blogger und Tierrechtler, der sich nach eigenen Angaben keinen Anwalt leisten kann, mundtot gemacht werden?
Wir haben dem Betroffenen, Jochen Krieger, ein paar Fragen gestellt:

Herr Krieger, auf Ihrem Blog haben Sie im Sommer Bilder aus einer Ferkelzucht in Österreich veröffentlicht. Was war auf den Bildern zu sehen?

Jochen Krieger: Es waren Bilder aus dem Schweinestall, also von den Ferkeln zu sehen. Weiters vom Außenbereich, von sechs Mülltonnen, die mit Ferkeln vollgestopft gewesen waren.

Haben Sie die Aufnahmen selbst gemacht, oder wie sind Sie an diese Bilder gelangt?

Jochen Krieger: Die Bilder wurden menscherei.com zugespielt. Natürlich musste ich mich vergewissern, dass die Bilder echt sind und habe das auch kontrolliert.

Welches Interesse hatten Sie, die Bilder an die Öffentlichkeit zu bringen?

Jochen Krieger: Bei dieser Tierfabrik, der Styria Pig GmbH, handelt es sich um eine der größten Österreichs. Dieses unsägliche Leid, dass hinter diesen Mauern zu jederzeit stattfindet, muss einfach an die Öffentlichkeit kommen. Es kann nicht sein, dass den Menschen die heile Welt in der Fernsehwerbung vorgegaukelt wird und nicht die geringste Ahnung von dem Leid haben.

Totel Ferkel vor einer Schweinezucht in Österreich
Totel Ferkel vor einer Schweinezucht in Österreich Bild: unbekannt

Sind die Missstände, die Ihre Aufnahmen zeigen, Ihrer Meinung nach strafrechtlich in Österreich relevant?

Jochen Krieger: In diesem Fall wahrscheinlich nicht. Ich gehe davon aus, dass durch diesen extrem heißen Sommer in der Steiermark, die Tiere in diesen Hallen von der großen Hitze besonders beeinträchtigt wurden. Kreislaufversagen durch die Atemerkrankungen, die die Tiere in diesen Stallungen fast immer haben. Nach unserem Recht wird schon alles seine Richtigkeit haben, aber das ist das Recht des Stärkeren und das sind die Gesetze der ÖVP, die Tierausbeuterpartei schlechthin in Österreich.

Nun haben Sie Post vom Anwalt des betroffenen Unternehmens bekommen. Was wird Ihnen vorgeworfen?

Jochen Krieger: Es wird mir persönlich vorgeworfen, dass ich im Stall eingedrungen bin, sogar Sachbeschädigung begangen hätte, dort Kameras installiert hätte und jetzt kommt der wichtigste Punkt: Ich wäre dort eingestiegen, um die Betreiber zu schädigen. Das wäre nach den Einschätzungen der Anwälte 20 000,- Euro wert.

Wurde das Unternehmen zwischenzeitlich durch zuständige Behörden rechtlich zur Verantwortung gezogen?

Jochen Krieger: Das kann ich leider nicht beantworten. Wir von "Menscherei" haben den Betrieb angezeigt. Als Anzeiger hat man aber leider keine Parteienstellung. Das heißt, wir erfahren nichts vom Verfahren.

Hat das Unternehmen etwas an den Zuständen in dem Betrieb geändert?

Jochen Krieger: Das kann ich leider auch nicht beantworten. Siehe letzte Frage.

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Wie werden Sie weiter vorgehen?

Jochen Krieger: Natürlich lasse ich mich nicht einschüchtern. Solche Missstände müssen aufgezeigt werden, nur so kann sich im Bewusstsein der Menschen etwas ändern. Es wird weiter ermittelt werden und sollten wieder Bilder aus einem dieser Betriebe kommen, dann werden diese wieder veröffentlicht werden. Ich werde mich auch auf keine Deals mit den Anwälten einlassen.


Die Fragen wurden per Mail gestellt. Die Bilder und laufende Informationen zum Stand des Verfahrens findet man im Blog auf menscherei.com.

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AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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