Dertour beendet Zusammenarbeit mit Loro Park auf Teneriffa [Kommentar]

Seit Jahren steht der Loro Park auf Teneriffa wegen Tierquälerei in der Kritik. Insbesondere die Haltung der schwarz-weißen Schwertwale (Orcas) macht auch manch hartgesottenen Zoogänger nachdenklich.
Die Tiere, die in Freiheit tausende Kilometer weit schwimmen, werden hier in Betonbecken gehalten.
Wenn sich morgens die Tore des Parks öffnen, und sich die mit Reisebussen von der ganzen Insel herbeigekarrten Touristenmassen in die mit Blattgold verzierten Eingangsbereiche ergießen, dann merkt man: Das ist Industrie-Tourismus, wie er im Buche steht.
Und wenn dann die Orcas bei einer Show ihre Runden ziehen und Zuschauer nassspritzen (alles festgehalten auf einem großen Bildschirm und so oft wiederholt, bis es nur noch sterbenslangweilig ist), dann merkt man: Das ist Tierindustrie in anderem Gewand.
Tiere im Loro Park werden im übertragenen Sinne gemolken wie Kühe in der Massentierhaltung.
Das Marketing des Parks ist allerdings klasse. Balsam für die von Gewissensbissen malträtierte Seele so mancher Besucher (wie man in Erfahrungsberichten lesen kann).
"Botschaft für Tiere" nennt sich der Park. Und das Einzige, das wie ein blutiges Messer in den vermeintlichen Heldenstorys der Tierrettung steckt, ist der omnipräsente Hinweis auf das angeschlossene Steakhouse Brunellis. Und die vielen Souvenirshops voller Plastikzeug.

Im ganzen Küstenort Puerto de la Cruz wirbt der Park mit Werbeplakaten für den Umweltschutz. Doch schon der nächste Strand, der "Playa Jardin", ist wegen Fäkalien im Wasser für Jahre gesperrt. Anwohner protestieren mit Plakaten dagegen, dass ihre Kinder in "Caca" baden müssen.
Ob ein Zusammenhang zum Zoo nebenan besteht? Reine Spekulation.
Mich erinnert diese Art von Marketing an Methoden, die Molkereien nutzen, wenn sie Kuhmilch aus Anbindehaltung mit idyllischen Alpenlandschaften bewerben (so wie Ehrmann damals).
Oder an Bio-Hersteller, die einerseits gegen eine Weidepflicht lobbyieren und trotzdem von "Weidepower" schwärmen (so wie die Biomolkerei "Andechser Natur")
Und deshalb ist es gut, dass immer mehr Reiseveranstalter sagen: Jetzt haben wir die Nase voll!
So hat kürzlich der Veranstalter Dertour die Zusammenarbeit mit Tierparks beendet, die Meeressäuger gefangenhalten. Darunter auch mit dem Loro Park.

Man wolle künftig keine Ausflüge oder Attraktionen anbieten, die das natürliche Verhalten von Meeressäugern beeinträchtigen. Demnach werden auch keine Aktivitäten mehr angeboten, bei denen es zum Kontakt zwischen Menschen und Delfinen kommt, oder bei denen Meeressäuger das Wasser verlassen müssen.
Ab November seien keine solchen Angebote mehr buchbar, teilte die Dertour Group in einer Pressemitteilung mit.
Und das ist ein guter Schritt. Denn andere Reiseveranstalter weigern sich hartnäckig, die offenbar lukrative Verbindung mit besonders umstrittenen Parks wie dem Loro Park zu durchtrennen.
Zu denen, die fest an einer Zusammenarbeit mit dem Park festhalten, gehört der Reise-Gigant TUI. Seit Jahren ruft PETA TUI dazu auf, wenigstens besonders tierquälerische Parks zu boykottieren! Bisher ohne Erfolg.
Wenn ihr also euren nächsten Urlaub plant, dann stellt sicher, dass euer Reiseveranstalter zu denen gehört, die sich wenigstens gegen die schlimmsten Formen der Tierhaltung stark machen – und solche Parks nicht mitfinanzieren.
Mit Dertour ist die Auswahl mittlerweile ordentlich gewachsen.
Danke an den Hinweis an Leserin Libio. Die Fotos wurden im Frühling erstellt.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig











