Die Top 21 Mythen der Tierindustrie – und unsere Antworten!

Manche Mythen rund um die industrielle Tierhaltung begegnen uns immer wieder. Hier die wichtigsten – mit unserer Antwort:
#1 Gülle ist ein wertvoller Dünger und unverzichtbar
Gülle enthält die Nährstoffe, die zuvor im Futtermittel der Tiere waren. Diese stammen aus dem Boden und aus chemisch-synthetischen Düngemitteln. Letztere basieren auf fossilen Rohstoffen. Weil Nährstoffe aus den Erzeugerregionen nach Deutschland kommen, aber nicht mehr zurückgelangen, verarmen dort die Böden, während sie hier mit Gülle überlastet werden. Warum wir keine Gülle brauchen.
#2 Deutsche Landwirtschaft trägt nur minimal zum Klima bei
Laut Agrarlobby stammen nur rund 8–10 % der deutschen Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft – vor allem durch Tierhaltung. Das klingt nach wenig und basiert tatsächlich auf einem Rechentrick: Der Anbau der Futtermittel findet häufig im Ausland statt und wird daher aus der Rechnung ausgeklammert. Dabei macht der Anbau (inkl. der Rodung von Anbauflächen) einen Großteil des ökologischen Fußabdrucks aus. Der Anbau erfolgt schließlich für die deutsche Industrie.
#3 Kühe machen Gras zu Tierprodukten
Kühe verwerten zwar Gras, fressen aber in der Praxis große Mengen Kraftfutter wie Soja und Getreide. Bis zu 70 % der Futterenergie stammen aus Ackerbau und nicht vom Grünland! Die Umwandlung in Milch oder Fleisch ist dabei höchst ineffizient – über 80 % der Futterkalorien gehen als Gülle verloren. → Mythos Grünlandveredelung: So führt uns die Milchlobby hinters Licht!
#4 Tierhalter sind anständige Menschen und werden zudem streng kontrolliert
Viele Landwirte kümmern sich um ihre Tiere und sind anständige Menschen. Doch weil es an unabhängigen Kontrollen und abschreckenden Strafen mangelt, profitieren Tierhalter, denen das Wohl der Tiere egal ist. Verbraucher müssen deshalb davon ausgehen, dass Tierprodukte wahrscheinlich aus den schlimmstmöglichen Haltungen stammen. Ohne Kontrollen bieten auch Tierwohlsiegel keinerlei Garantie.
#5 Kühen sind die Kälber egal – sie vergessen sie nach der Trennung sofort
Mutterkühe zeigen starkes Sozialverhalten und Bindung zu ihren Kälbern. Schon evolutionär würden Tierarten aussterben, die ihre Jungen nach neunmonatiger Tragezeit einfach sich selbst überlassen. Die Bindung der Tiere ist deshalb evolutionär bedingt. Das abrupte Trennen nach der Geburt führt bei beiden zu starkem Stress und Leid.
#6 Tierhaltung verwertet nur Nebenströme und Nahrungsmittel, die für Menschen nicht verwertbar wären
Ein Großteil des Tierfutters besteht aus extra angebautem Getreide und Soja. Die Anbauflächen könnten auch direkt für die Produktion pflanzlicher Lebensmittel genutzt werden. Ohne den Umweg durch den Tiermagen gingen zudem weniger Ressourcen verloren. Nicht vergessen: Mitunter kommen 90 % des Futters als Gülle wieder heraus.
#7 Krebsrisiko durch Fleisch ist Stimmungsmache
Die WHO stuft verarbeitetes Fleisch als krebserregend und rotes Fleisch als wahrscheinlich krebserregend ein. Das ist keine Stimmungsmache, sondern wissenschaftlicher Konsens auf Basis zahlreicher Studien. Die wissenschaftliche Beweiskraft ist so stark wie bei Tabak und Asbest. Dass Teile der Tierindustrie jene Institutionen angreifen, die vor dem Krebsrisiko warnen, erinnert an Strategien der Tabakindustrie. Dabei steigt das persönliche Darmkrebsrisiko bereits bei 50 Gramm Fleisch am Tag um 18 %. Faktencheck: So krebserregend ist Fleisch wirklich!
#8 Bio-Landwirtschaft kann die Welt nicht ernähren
Das größte Problem ist nicht die Produktivität, sondern die Verteilung und Verschwendung. Eine pflanzenbetonte Ernährung benötigt viel weniger Fläche und könnte mehr Menschen nachhaltig versorgen als das derzeitige tierlastige System, das Ressourcen überwiegend zu Gülle umwandelt.
#9 Regionale Produkte sind automatisch klimafreundlich
Regional heißt nicht automatisch ökologisch: Ein regional erzeugtes Steak verursacht mitunter viel mehr Emissionen als importiertes Gemüse. Dasselbe gilt für Milchprodukte. Der Grund: Futtermittel stammen häufig aus anderen Teilen der Welt und müssen erst herbeigeschafft werden. Doch der größte Teil kommt als Gülle hinten wieder heraus. → Regional, bio oder vegan: Was bewirkt am meisten?
#10 Sojaanbau zerstört den Regenwald – wegen veganer Ernährung
Über 75 % der weltweit angebauten Sojabohnen landen als Futter in Tiertrögen – ein großer Teil davon gentechnisch verändert. Tierprodukte müssen nicht gekennzeichnet werden, wenn das Futter gentechnisch verändert war. Veganer Sojakonsum macht nur einen winzigen Bruchteil aus. Um Vermischung mit Gentech-Soja zu vermeiden, stammt Soja für vegane Produkte häufig aus europäischem Anbau. Tierprodukte sind der Haupttreiber des Sojabooms. → Sterben Urwälder für Tofu und Co?
#11 Tierische Lebensmittel sind die beste Proteinquelle
Tierische Proteine sind in der Regel gut verdaulich. Fleisch hat jedoch einen entscheidenden Nachteil: Es ist in verarbeiteter Form krebserregend. Auch hoher Milchkonsum erhöht das Risiko für Krebs in den Geschlechtsdrüsen (Brustkrebs, Prostatakrebs). Pflanzliche Proteine aus Hülsenfrüchten, Nüssen und Getreide liefern alle essenziellen Aminosäuren – und das ohne den Umweg durch den Tiermagen.
Neu auf Vegpool:
#12 Die Tierhaltung stößt nur Kohlenstoff aus, den sie über das Futter wieder aufnimmt ("Kohlenstoffkreislauf")
Einer der besonders tragischen und für Laien schwer durchschaubaren Mythen der Tierindustrie behauptet, dass Tierhaltung „klimaneutral“ sei. Sie sprechen von einem „Kohlenstoffkreislauf“. Das ist falsch: Kohlenstoffverbindungen wirken stark unterschiedlich. Methan ist eine Kohlenstoffverbindung, die viel klimawirksamer ist als CO₂ (ebenfalls eine Kohlenstoffverbindung). Nein, Tierhaltung ist NICHT klimaneutral!
#13 Milch ist ein unverzichtbarer Kalziumlieferant
Kuhmilch enthält in der Tat viel Kalzium – trotzdem ist der Mythos zumindest teilweise falsch. Erstens stammt das Kalzium zum Teil aus künstlichen Futterzusätzen (auch Bio-Kühe erhalten Nahrungsergänzungsmittel!), und zweitens liegt es in Kuhmilch als Kalziumphosphat vor, das in Kombination mit tierischem Protein und Fett schlechter verwertbar ist als Kalziumhydrogencarbonat in kalziumreichen Mineralwässern. Hier findet ihr mehr Hintergründe: → Wundermittel Milch? So trügerisch ist das Kalzium-Versprechen!
#14 Fleischverzicht schadet der heimischen Landwirtschaft
Tierhalter erhalten mitunter 50 Prozent ihrer Einnahmen aus staatlichen Subventionen – also nicht etwa für den Verkauf einzelner Tierprodukte. Weil Tierhaltung zugleich hohe Folgeschäden an Umwelt und Klima verursacht, geht sie auf Kosten der Allgemeinheit. Die Tierindustrie wandelt natürliche Ressourcen zu Gülle um, ist in hohem Maße abhängig von Trinkwasser und erhöht die Abhängigkeit von ausländischen Futterimporten. Kurz: Wenige profitieren tatsächlich vom aktuellen Modell der Tierindustrie, doch die Allgemeinheit zahlt darauf.
#15 Schlachtung erfolgt heute stressfrei und tiergerecht
Wäre das Schlachten tierfreundlich, würden sich Schlachthöfe nicht hinter dicken Mauern, leeren Versprechungen und Tierwohlsiegeln verbergen. Sie würden die Öffentlichkeit jederzeit zusehen lassen.
#16 Tierhaltung sichert das Überleben alter Haustierrassen
Viele alte Rassen werden nur als Nischenprodukt vermarktet. Ihr Überleben ließe sich auch durch Erhaltungszuchten oder Gnadenhöfe sichern – ohne sie weiter zu züchten und zu töten. 99 % der Kühe, Schweine und Hühner in der Tierindustrie sind keine gefährdeten Rassen, sondern häufig Qualzüchtungen, die auf ultrahohe Leistung optimiert worden sind.
#17 Vegane Ernährung ist nur ein Trend der Wohlhabenden
Vegane Ernährung ist viel näher an der typischen Ernährung der Menschen, als Fleisch allenfalls sonntags auf den Tisch kam. Der Fleischverzehr lag mitunter bei 5–10 Kilo im Jahr. Heute essen Menschen durchschnittlich fünf- bis fünfzehnmal so viel Fleisch. Die vielen Fälle von Darmkrebs sind nur eine Folge. Fallbericht Darmkrebs: Wie meine Welt zusammenbrach.
#18 Landwirtschaftliche Intensivierung ist notwendig, um den Hunger zu bekämpfen
Die Welt produziert genug Nahrung – das Problem sind Verschwendung und Futtermittelproduktion. Weniger Tierhaltung würde Flächen und Ressourcen freisetzen, um Menschen direkt zu ernähren – ohne den verschwenderischen Umweg durch den Tiermagen.
#19 Weidetierhaltung schützt das Klima
Dieser Mythos basiert auf einem Rechentrick. Grünflächen schützen das Klima - und diesen Effekt rechnen sich die Tierhalter gerne selbst an. Grünland ohne Beweidung ist noch klimafreundlicher. → Deshalb ist auch Weidemilch nicht klimafreundlich.
#20 Bauernhöfe heute sind klein, familiär und tierfreundlich
In der Werbung sehen Verbraucher Tiere vor idyllischen Landschaften und Modells vor Fachwerkhäusern. Die Realität darf niemand sehen. Riesenställe mit tausenden Tieren werden mit Videokameras, Stacheldraht und Wachhunden vor der Öffentlichkeit abgeschottet.
#21 Tierhalter sind die Profis und Verbraucher haben kein Recht, sich einzumischen.
Auch wenn Verbraucher meistens keine Futterration einer laktierenden Milchkuh aus dem Kopf berechnen können, sind die grundsätzlichen Probleme der Tierindustrie auch für sie nachvollziehbar. Weil die Tierindustrie in hohem Maße von Allgemeingütern abhängt (Wasser, Böden, Luft) ist eine gesamtgesellschaftliche Debatte nicht nur wichtig, sondern nötig.
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig





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