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Karen Duves neuer Roman "Macht" - Rezension

"Macht" - der neue Roman von Caren Duve
"Macht" - der neue Roman von Caren Duve Bild: K/Vegpool

Karen Duves neues Buch ist da! Es ist ein Roman und heißt "Macht". Karen Duve? Das ist eine deutsche Autorin, die mit Werken wie "Taxi" bekannt geworden ist - und mit "Anständig Essen" einen Bestseller rund um den Konsum von Tierprodukten geschrieben hat. Sie ist eine der Autorinnen, die sich in ihren neueren Werken immer wieder mit Machtverhältnissen auseinandersetzt, unter anderem auch über den Umgang von Menschen mit Tieren. Daher auch unser besonderes Interesse an ihrem neuen Roman "Macht". Pünktlich zum Erscheinungstermin hier die Rezension dazu.

"Macht" erscheint in schwarzem Hardcover mit gelbem Umschlag, der mit Blumen geziert ist und eine harmonische Wohlfühlgeschichte erwarten lässt - wäre da nicht die Ankündigung "Wahnwitzig, böse, komisch" auf der Rückseite. Tatsächlich hat "Macht" nichts zu tun mit einem Sommermärchen. Ganz im Gegenteil: er entführt den Leser in tiefste, menschliche Abgründe. Knallhart und gnadenlos.

Der Protagonist, Sebastian Bürger, ist ein leicht verbitterter, aber zunächst eigentlich ganz nett wirkender Mann. Er arbeitet im Demokratiezentrum, war früher bei Foodwatch und Greenpeace aktiv, hat lange vegan gelebt und ist Vater zweier Kinder. Der Einsatz für mehr Nachhaltigkeit hat in seinem Leben offenbar immer eine wichtige Rolle gespielt. Doch hat nicht viel gebracht.

Machtphantasien, Staatsfeminismus und Weltuntergang

2031 plündern die Menschen die letzten Ressourcen der Erde. Es gibt Klimapunkte, die man gegen Sprit oder Fleisch eintauschen kann. Man hält sich mit "Ephebo"-Tabletten jung, in dem Wissen, dass einen deshalb der Krebs bald umbringen wird. Doch da die Welt kurz vor dem Kollaps steht, ist die Lebenserwartung ohnehin nicht mehr allzu hoch. Es herrscht "Staatsfeminismus" und die allgemeine Perspektivlosigkeit mischt sich bei der männlichen Bevölkerung zudem mit dem Gefühl, durch Gleichberechtigung ihres "männlichen Stolzes" beraubt zu werden. Es entstehen fanatische Gruppen von religiösen oder nationalistischen Maskulinisten, die ihre Aufgabe darin sehen, Frauen wieder in die Rolle der Untergebenen zu zwingen.

Roman "Macht" von innen
Roman "Macht" von innen Bild: K/Vegpool

Doch obwohl Sebastian Bürger gar nicht so recht in eine solch dumpfe Rolle vom grobschlächtigen Frauenhasser passt, hegt auch er Machtphantasien gegenüber Frauen. Er hat nicht nur einen angesehenen Job und eine hoffnungsvolle Beziehung mit einer Ex-Mitschülerin - sondern hält auch seine Ehefrau an einer Kette im Keller gefangen. Diese war vorher in der feministischen, "Kontrollierten Demokratie" für Umweltthemen zuständig und soll ihre Familie angeblich einfach verlassen haben. Niemand weiß, wo sie sich befindet, und so hat Bürger alle Zeit, seine Machtphantasien an ihr auszuleben, sie zu unterwerfen und zu brechen. "Nichts hat im Leben so viel Bedeutung wie die Person, von der man abhängig ist - insbesondere, wenn es die einzige Person ist, zu der man Kontakt hat".

Männliche Macht als Ursprung allen Übels?

Natürlich geht es in Karen Duves Roman um Macht, insbesondere männlich konnotierte Macht. Karen Duve schildert sie so detailliert, schonungslos und undistanziert, dass es manchmal schier unerträglich wird. Auch deshalb, weil man sich immer wieder fragt, wie viel der Roman mit der Realität zu tun hat. Die Ich-Perspektive gibt einem das Gefühl, sich im Kopf des Protagonisten zu befinden, zusammen mit seinen scheinheiligen Rechtfertigungen und Erklärungen für sein Handeln. Frauenunterwerfung, weil es halt in der Natur der Sache liegt. So in etwa.


Sicher, "Macht" soll nicht nur unterhalten, sondern lauthals aufmerksam machen auf die Verbindung zwischen den großen Übeln der Welt und den Machtphantasien vieler Männer. Karen Duve trägt hier dick auf und greift dabei auch gerne beherzt in die Stereotypen-Kiste. Kein Mann kommt hier gut weg. Der Roman "Macht" ist eine Art Psychogramm eines männlichen Klischees mit Allmachtsphantasien. So viel explizit geschilderte Gewalt findet man nur in wenigen Romanen. Sicher kein Buch für spaßige Unterhaltung. Und trotzdem lesenswert.

Karen Duves neuer Roman "Macht" ist am 18.2.2016 im Galiani-Verlag in Berlin (einer Tochter von Kiepenheuer und Witsch) erschienen und kostet in Deutschland 21,99 Euro. ISBN: 978-3-86971-008-2
Im Rahmen der Recherchen zum Roman ist übrigens auch Karen Duves Sachbuch "Warum die Sache schiefgeht: Wie Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen uns um die Zukunft bringen" entstanden.

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5,0/5 Sterne (1 Bew.)
AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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