Hersteller-Tricks: Die doppelte Zutatenliste

Viele Hersteller nutzen Tricks und rechtliche Schlupflöcher, um Lebensmittel als besonders hochwertig, gesund und sympathisch darzustellen. Meistens ganz legal! Heute: die doppelte Zutatenliste.
Als ich neulich nach langer Fahrt in meiner Unterkunft ankam, hatte ich einen ordentlichen Hunger – und wenig Lust, aufwendig zu kochen.
Deshalb entschied ich mich im Supermarkt für eine Packung Tiefkühlgemüse, die ich zusammen mit einem Beutel Fertig-Reismischung aufwärmen wollte.
Schön, dass es von der Marke "Ben’s Original" (früher: "Uncle Ben’s") so viel vegane Auswahl gibt! Noch schöner, dass die Inhaltsstoffe auf den ersten Blick richtig vernünftig aussehen. Kein Quatsch drin!
Dampfgegarter Langkorn-Reis mit Tomatenmark, rote Paprika, grüne Paprika, Erbsen und aromatischen Kräutern, lese ich auf der Rückseite. Keine Zusatzstoffe. Gut so!
Bis ich zufällig entdeckte, dass es eine zweite, "richtige" Zutatenliste gibt.
Die fand ich ein paar Zentimeter weiter unten auf der Verpackung!
Darin kamen zusätzlich auch Citronensäure, Paprikaextrakt (als Farbstoff) und auch natürliches Aroma vor. Zutaten, die als "Zusatzstoffe" gelten.
Zum Glück kein Skandal, denn auch diese Inhaltsstoffe sind aus meiner Sicht in Ordnung. Und doch hat mich die Sache mit der (vermeintlich) doppelten Zutatenliste fasziniert.
Hätte ich als Hersteller das Ziel, meine Kunden über die tatsächliche Zusammensetzung meiner Produkte zu täuschen, könnte ich es genauso handhaben.
Ich könnte mit einer prominenten Auflistung "schöner" Zutaten von der eigentlichen Zutatenliste ablenken. In der Hoffnung, dass es im Trubel des Einkaufs nicht auffällt, was sich sonst alles im Produkt verbirgt.
Ich bin mir sicher, dass diese Art der Deklaration, wie sie bei Bens Original erfolgt, in juristischem Sinne vollkommen okay ist. Im genannten Beispiel ist es aus meiner Sicht auch keine Täuschung, sondern schlicht eine Auflistung von Eigenschaften des Produkts.
Trotzdem könnte das auch als "Trick" von Herstellern genutzt werden, die es nicht so gut meinen. Auch Tierprodukte könnten auf diese Weise aus dem Fokus geraten.
Habt ihr auch schon Produkte mit scheinbar mehreren Zutatenlisten entdeckt? Welche Hersteller-Tricks sind euch schon aufgefallen? Schreibt's ins Forum!
Veröffentlichung:
Autor: Kilian Dreißig