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Für Getreide sterben Wühlmäuse. Trotzdem macht vegane Ernährung Sinn.

Ja, auch für vegane Lebensmittel sterben Tiere - aber deutlich weniger als bei omnivorer Kost. Bild: Vesna / Adobe Stock

Auch für den Anbau von Getreide werden Wildtiere getötet. Doch obwohl das Argument oft ein ideologisches Motiv verfolgt, unterstützt es am Ende sogar eine pflanzliche(re) Ernährung!

Die meisten Veganer entscheiden sich für ihre Lebensweise, weil sie die Grausamkeit gegenüber Tieren nicht mehr ertragen. Sie möchten im Supermarkt nicht mehr dafür bezahlen, dass Tiere für sie eingesperrt, misshandelt und getötet werden.

Und dennoch lesen wir in Netz-Debatten immer wieder die Behauptung, dass auch für Veganer Tiere getötet werden. Dass nämlich im Ackerbau Tiere getötet werden, wenn Landwirte mit schweren Maschinen das Feld bestellen und Pestizide ausbringen.

Das Argument lautet zum Beispiel: "Auch für Veganer werden Wühlmäuse getötet, wenn der Bauer mit dem Pflug über den Acker fährt. Daher sind Veganer Heuchler!"

In diesem Artikel möchten wir auf dieses Thema eingehen – und auch erklären, warum eine vegane Ernährung dennoch – und vielleicht sogar gerade deshalb – eine gute Entscheidung für den Schutz der Wildtiere sein kann. Ganz ohne moralische Überhöhung.

Auch beim Anbau pflanzlicher Lebensmittel sterben Tiere. Bild: Image'in / Adobe Stock

Dass auch für den Anbau von Getreide Tiere getötet werden, ist eine Tatsache. Selbst im bio-veganen Anbau werden Fallen gegen Wühlmäuse ausgelegt, Fliegenfallen aufgestellt und so weiter. Eine Landwirtschaft, die keine Tiere tötet, gibt es heute nicht, auch wenn sich die Methoden deutlich unterscheiden können.

Weil wir nicht in einer perfekten Welt leben, empfehlen wir seit vielen Jahren eine entspannte vegane Ernährung nach dem Pareto-Prinzip. So gut, wie es im Alltag geht, ohne übertriebenen Aufwand. Die Nachfrage fördert das Angebot.

Auch bei der "Entwesung" von Lebensmitteln werden Käfer, Schmetterlinge und Spinnen getötet. → Mehr über die "Entwesung".

Das Problem allein den Landwirten anzuhängen, wäre indes nicht fair. In Wahrheit wollen wir ja alle günstige Lebensmittel – und dabei saubere Hände behalten. In einem zivilisierten Land mit einer sehr ausgeprägten Arbeitsteilung sollten wir daher mit aufgeschlossenen Landwirten zusammenarbeiten, die Methoden anwenden, die Wildtiere und Ökosysteme schonen.

Der Griff zu Bio-Lebensmitteln kann einen Beitrag leisten, um die Zahl der ungewollt getöteten Tiere zu reduzieren. Zwar erfordert Bio-Landwirtschaft mehr mechanische Arbeit im Feld und braucht mehr Flächen, allerdings verzichten Bio-Landwirte auf Pestizide und sind nicht abhängig von chemisch-synthetischen Düngemitteln aus fossilen Rohstoffen.

Das Argument, dass auch für vegane Lebensmittel Tiere getötet werden, hat eine ideologische Motivation. Es geht nicht darum, eine Lösung zu finden – sondern vegane Ernährung als weltfremd darzustellen und omnivore Ernährung dadurch zu rechtfertigen. Als ginge es Veganern darum, perfekte Helden zu sein.

Das Pseudo-Argument über die getöteten Wildtiere für vegane Lebensmittel baut daher auf dem Klischee der moralischen Überlegenheit von Veganern auf. Dabei schlüpft derjenige, der das Argument nutzt, selbst in die Rolle des selbsternannten "Welterklärers". Und er irrt sich. Denn ganz so einfach ist es nicht.

Bei der Debatte über getötete Wildtiere in der modernen Landwirtschaft bleibt ein wichtiger Aspekt mehrheitlich außen vor!

Ja, auch für Getreide werden Tiere getötet. Bei der Produktion von Tierprodukten wird dieses Problem aber noch vervielfacht. Denn "Nutztiere" fressen eine Menge an Futtermitteln aus Ackerbau – und wandeln davon den größten Teil zu Gülle um!

Hinter einem Kilo Schweinefleisch stecken also mitunter 5 Kilo Futtermittel aus Ackerbau – und auch dafür mussten Wühlmäuse und andere Wildtiere sterben. Für Futtermittel gelten zudem niedrigere Anbaustandards als für Lebensmittel.

Für Tierprodukte wird also ein Vielfaches der Anbauflächen benötigt. Und dazu kommt die absichtliche Tötung der "Nutztiere" selbst.

Wer Tierprodukte isst, lässt Tiere also absichtlich töten. Das ist von uns an dieser Stelle nicht moralisch gemeint, sondern schlicht als Tatsache. Im Kontrast dazu versuchen Veganer, auf die Tötung von Tieren zu verzichten – so gut es eben geht.

Zusammenfassend kann man sagen: Ja, auch für vegane Rohstoffe wie Getreide werden Tiere getötet. Gleichzeitig fallen bei veganer Ernährung sehr viel geringere Veredelungsverluste an – am Ende müssen für vegane Ernährung also weniger Rohstoffe erzeugt, und weniger Wildtiere getötet werden.

Auch wenn für vegane Lebensmittel Tiere getötet werden, leistet vegane Ernährung einen klaren Beitrag zum Schutz unserer Lebensgrundlagen. Und am Ende kann es immer nur darum gehen, es so gut zu machen, wie es im Alltag möglich ist.

Veganer sind keine besseren Menschen. Und doch leistet vegane Ernährung eine ganze Menge – zumindest wenn es darum geht, weniger Wildtiere in der Landwirtschaft zu töten. Und bei der absichtlichen Haltung und Tötung von "Nutztieren" ohnehin.

Das Argument der sterbenden Wildtiere in der Landwirtschaft unterstützt am Ende den Schritt zu einer möglichst pflanzlichen Ernährung.

Kleinere Überarbeitungen am 20.2.2024.

Veröffentlichung:

Autor: Kilian Dreißig

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