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Clean Eating bei Essstörung?

Erstellt 28.09.2017, von Foxel. Kategorie: Gesund vegan leben. 6 Antworten.

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Themen-Starter1 PostsLevel 1
Clean Eating bei Essstörung?
28.09.2017
Hallo Leute!

Ich habe ein kleines Problem.
Ich bin 23, w, Sportlerin, Vegan. Gestern hatte ich eine Ernährungsberatung bei meiner Trainerin, die ich sehr schätze und Vertrauen in sie habe. Da ich schon sehr lange in Therapie bin (Borderline) und seit 4 Jahren eine Essstörung habe (Erbrechen und extrem restriktives Essen) und meine Schübe in letzter Zeit schlimmer wurden, wollte ich mich beraten lassen, ich bin der Meinung meine Ernährung ist nicht optimal. Bei der Messung kam trotzdem heraus, dass ich einen sehr hohen Muskelanteil und einen etwas niedrigen Fettanteil habe. Um meine Leistung zu optimieren suchte ich ihren Rat.

Sie zeigte mir das Prinzip von Clean Eating und die Dinge, die ich normalerweise so esse sind eigentlich schlecht (Brötchen, Vegane ersatzprodukte, aber auch Gemüse, Obst und Eiweiß Shakes.) Ich habe schon immer auf gesundes geachtet, aber ich solle Getreide und die Ersatzprodukte (besonders den Käse Trauriges Lächeln ) rausstreichen. Also nur noch frisches Bio Gemüse, Nüsse, Obst und Hülsenfrüchte. Die Portionen klein halten.

An sich bin ich total überzeugt davon und finde die einhergehende Gesundheit und Fitness sehr verlockend. Andererseits habe ich Angst, dass ich noch orthorexischer werde als vorher. Mein ganzes Leben dreht sich immerhin seit 4 Jahren permanent um essen, hungere viel, verbiete mir so gut wie alles und lehne oft alles ab. Meine Beziehung zu Essen ist also schon lange sehr schlecht und als Sportlerin kann ich mir das nicht erlauben. Durch Clean Eating bekämen also noch viel mehr Lebensmittel den "Böse" stempel.

Oder jammere ich nur rum wegen der Umgewöhnung? Soll ich einfach ruhig sein und es durchziehen? Suche ich jetzt nur Ausreden? Mir ist es nie schwergefallen mich umzustellen, aber es tut mir schon weh noch mehr Essen aus meinem Leben zu verbannen
Was denkt ihr über das ganze?

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Nefasu
28.09.2017
Hallo Foxel,

ich persönlich praktiziere lockeres Clean Eating, bei welchem ich nicht prinzipiell auf Weißmehle, Zucker oder Salz verzichte, sondern immer dann wenn es möglich ist und sich richtig anfühlt :thumbup:

Als ich anfang 2016 einmal 3 Wochen recht strikt "Clean" gelebt hatte bin ich dank der Restriktionen auch glatt ins Fettnäpfchen getreten:
Es hatte sich nicht nur eine Hirnhautentzündung angebahnt (dank geringer Natriumaufnahme und hohem Sportpensum) sondern auch meine Akne und mein chronischer gastroösophagealer Reflux ist nach kurzer Zeit zurück gekehrt.

Du müsstest aber auch weder auf Brötchen, vegane Ersatzprodukte, Gemüse, Obst oder Eiweiß Shakes prinzipiell verzichten:
Einzig künstliche Zusatzstoffe, Salz, Zucker, Auszugsmehle, industriell verarbeitetes Fertigfutter und Alkohol sind grundlegend "verboten" :thumbup:

Obst, Brötchen aus selbstgeschrotetem Vollkorngetreide, Proteinshakes aus selbstgedörrtem Gemüse (z.B. Erbsen, Kichererbsen, Sprossen) und traditionelle Ersatzprodukte wie selbstgeimpftes Tempeh, selbstgemachter Tofu, selbst ausgewaschener Vollkorn-Dinkel-Seitan und selbstgemachter Cashew-"Käse" sind auch "Clean" zu 100% möglich :thumbup:


Die Umstellung auf Clean Eating wäre in deinem Fall wohl auch eher ein (ggf. recht riskantes) bekämpfen der Symptome.

Ich würde dir aus persönlicher Erfahrung empfehlen zuerst genügend Selbstliebe und Körperbewusstsein (der inneren Organe) zu entwickeln, um die grundlegende Esstörung zu beheben und zu merken, wenn dein Körper etwas bracuht, was du dir evtl. verboten hast.

Dazu müsste natürlich auch die Borderline-Störung beseitigt werden.
Westliche Mediziner und Psychotherapeuten haben bisher keine Möglichkeiten gefunden die Gehirnchemie (welche bei der hybriden Borderline-Störung der Auslöser ist) zu normalisieren (auch nicht medikamentös).

Evtl. könntest du dich hierzu mit Meditations- und Achtsamkeitsübugnen auseinandersetzen[*1].
Diese strukturieren nachweis- und messbar sowohl die Gehirnstruktur als auch die epigenitschen Dispositionen der Gehirnchemie nachhaltig um und "heilen" somit (belegbar[*2]) hybride Persönlichkeitsstörungen.

Die Esstörung wird im Zuge dieser Maßnahmen ebenfalls ohne Mehraufwand verschwinden :thumbup:

Grüße,
Falk

[*1] Empfehlen kann ich dir die MBSR-Methode von Prof. Jon Kabat-Zinn:
https://de.wikipedia.org/wiki/Achtsamkeitsbasierte_Stressreduktion
[*2] http://www.bemindful.org/borderline.htm

7x bearbeitet

Benutzerbild von Miera
vegan141 PostsweiblichNRWLevel 2
28.09.2017
Zitat Nefasu:

Die Esstörung wird im Zuge dieser Maßnahmen ebenfalls ohne Mehraufwand verschwinden :thumbup:


Falk, ich finde an dieser Stelle versprichst Du Sachen, die man nicht versprechen kann. Schon gar nicht anonym im Internet gegenüber jemand Unbekanntes.


Liebe Foxel,
erst einmal herzlich willkommen im Forum. Ich wünsche Dir wirklich, dass Du einen Weg aus Deinen Krankheiten heraus findest! Sich gesund ernähren zu wollen finde ich ein liebevolles und verantwortungsvolles Verhalten sich selbst gegenüber, aber sobald es mit einer Essstörung einhergeht, ist er Begriff 'gesund' mMn nicht mehr eindeutig.
Ich wäre froh zu lesen, dass Du Dich um professionelle, therapeutische und medizinische Hilfe bemühst - im realen Leben. Verstehe das bitte nicht als Zurückweisung. Es ist der einzige Rat, der mMn über das Internet weitergegeben werden kann.
Es klingt ernst bei Dir, bitte mach Dich auf den Weg.
Alles Liebe
Miera

1x bearbeitet

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Nefasu
28.09.2017
Hallo Miera,

Foxel befindet sich bereits in therapeutischer Betreuung:
Zitat Foxel:
Da ich schon sehr lange in Therapie bin (Borderline)


Zitat Miera:
Falk, ich finde an dieser Stelle versprichst Du Sachen, die man nicht versprechen kann.

entschuldige bitte!
Ich hatte an dieser Stelle das "mMn. höchstwahrscheinlich" vergessen.

Nach 9 Jahren intensiver Beschäftigung (und praktischer Erfahrung) mit dem Thema BPS und einhergehenden Esstörungen, kann ich allerdings mit gutem Gewissen die Hoffnung vermitteln, dass die beschriebene Bulimia nervosa mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit durch die BPS bedingt wird und somit im Rahmen einer Heilung des BPS (zumindest aber letztendlich durch die MBSR) auch die Esstörung geheilt sein könnte.

Natürlich bedingt BPS nicht ausschließlich Bulimia nervosa, sondern Esstörungen im Allgemeinen, u.a. ebenfalls Anorexia athletica, Anorexia nervosa, Picazismus und Orthorexia nervosa.


Medizinische Hilfe ist bei Borderline (aufgrund der Struktur von BPS als hybride Persönlichkeitsstörung) nicht zu erwarten, da es derzeit keine pharmazeutischen Mittel gibt, welche die Gehirnchemie in der erwünschten Weise verändern.
Einzige Antidepressiva und / oder Neuroleptika stehen zur Behandlung zur Verfügung, welche aber wiederum nur (eintzelne) Symptome der Krankheit behandeln.

Dabei sollte die von mir angesprochene MBSR natprlich nicht ersatzweise, sondern komplementär zur bereits erfolgenden Therapie stattfinden.

Grüße,
Falk

10x bearbeitet

Benutzerbild von Miera
vegan141 PostsweiblichNRWLevel 2
28.09.2017
Ah alles klar, danke Falk für Deine Antwort und die Richtigstellung. :thumbup: Und den Hinweis mit der Therapie! :-)


An der Stelle kann ich mich auch gleich bei Foxel entschuldigen, dass ich ihr überflüssiger Weise zur Therapie geraten habe - entschuldige bitte! :red:

Falk, Du scheinst da um Welten mehr im Thema zu sein als ich. Mit MBSR habe ich z.B. nur ganz flüchtige Erfahrungen gemacht. Freut mich aber zu lesen, dass es so wirksame Methoden gibt!


Liebe Grüße!

Benutzerbild von Lilly
vegan77 PostsweiblichKanarische InselnLevel 2
28.09.2017
Sorry, dass ich jetzt mal ganz dumm frage, was ist MBSR? Habe ich noch nie gehört im Bezug zu BPS, interessiert mich wirklich aus persönlichen Gründen.


Danke, habe gerade im Internet nachgeschaut, es gibt dazu Informationen.

1x bearbeitet

Benutzerbild von Ravena
vegan32 PostsweiblichRuhrgebietLevel 2
30.09.2017
Hallo Foxel,

ich denke mal, die oberen Beiträge waren schon sehr gut im Hinblick auf den Zusammenhang von Borderline, Essstörungen und therapeutischer Begleitung.

Was deine Frage angeht, bei Essstörung Clean Eating zu praktizieren, versuche ich das Pferd mal von der anderen Seite aufzuzäumen: Ist es nicht im Grunde egal, welche Methode du für deine Ernährung wählst? Damit meine ich NICHT, auf deine Gesundheit bezogen!!!
Was ich meine ist: du schreibst selbst, dass du Dinge in "gut" und "schlecht" einsortierst und sie dann entsprechend meidest. Ich glaube also, du wirst IMMER einen Weg finden, dein Essverhalten auf diese Weise zu manipulieren und selbst zu sabotieren.


Ich selbst ernähre mich auch weitestgehend nach dem Clean Eating Prinzip und finde es super! Deswegen kann ich es auf die Frage nach einer gesundheitsbewussten Ernährung nur empfehlen. Aber ich bin mir sicher, dass du deine Essstörung unabhängig vom Ernährungsstil ausleben wirst, solange du nicht die Ursache dafür bearbeitet hast. Und da finde ich es gut, dass du dir therapeutische Hilfe gesucht hast!! :thumbup:

Übrigens: es müssen ja nicht unbedingt "noch mehr" Lebensmittel "böse" werden ;) Du könntest auch die Perspektive wechseln und sagen: Es werden neue Lebensmittel dazu kommen, die vielleicht bisher keine so große Rolle in deiner Ernährung gespielt haben.

Ich wünsche dir alles Gute für deinen Weg!

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