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23.06.2014Eine Mutter und ihr Kind - genauso in tiefster Liebe verbunden wie alle Mütter und ihre Kinder.
Gestern sprach ich mit einem lieben Freund, der aufmerksam durchs Leben geht. Er dachte, eine Kuh bekommt ein Kalb, das Kalb bleibt bis zur Entwöhnung bei der Kuh und dann kann man die Kuh ein Leben lang oder über viele Jahre melken und die Milch verkaufen.
Ich erzählte ihm, daß das nicht so ist. Der normale Ablauf auf einem normalen Bauernhof sieht so aus, daß das Kalb direkt nach der Geburt von der Mutter entfernt wird. Sie haben, bestenfalls 1 oder 2 Stunden miteinander. Das Kalb kommt in Isolationshaft, allein, ohne Mutter, ohne andere Tiere und wird in der Regel in einer Plastikschutzhütte in der Größe von ca. 1,5 qm untergebracht. Da auf den Höfen mehrere Kälber gleichzeitig vorhanden sind, werden diese Hütten platzsparend nebeneinander gestellt, manchmal so ungünstig, daß die Kälber sich gegenseitig nichtmal sehen können.
Sie sind also VOLLKOMMEN ISOLIERT von jeglichem anderen lebenden Wesen von Geburt an.
Aus Angst, Überlebenswille, Trennungsschmerz, Einsamkeit, Unverständnis, Verlassenheitsgefühl rufen die Kälber mehrere Tage, Tag und Nacht, nur unterbrochen von kurzen Schlaf- und Fresspausen nach ihrer Mutter oder irgendeinem anderen lebenden Wesen, nach Körperkontakt, nach Wärme, nach Schutz. Manche Kälber überleben diese Phase nicht. Diejenigen, die überleben, kommen später nach einigen Wochen in Gemeinschaftshaltung mit anderen Kälbern in eine Laufbox (nicht auf die Weide). Immerhin haben sie dann Kontakt zu anderen Rindern, aber das Loch, das bis dahin in ihre Seele gerissen wurde, ist irreparabel.
Die Kuhkälber werden in der Regel vom Betrieb behalten und aufgezogen und beginnen mit ca. 2 Jahren ihre Laufbahn als Milchkuh. Die Bullkälber kommen in der Regel in dunkle, dreckige "Laufställe" auf Spaltenboden, ohne Stroh, dicht gedrängt, viele Tiere auf wenig Raum und werden ein paar Monate "schlachtreif" gemästet. Manche kommen in der Jungbullenherde über Sommer auf die Weide. Wenn die sogenannte Schlachtreife erreicht ist, werden einige in deutschen Schalchthöfen geschlachtet, das Martyrium dürfte hinlänglich bekannt sein. Vor ihren Augen wird fließbandmäßig ein Aufzuchtkumpel nach dem nächsten hingerichtet bis sie selbst an der Reihe sind. Aber nicht alle werden hier geschlachtet. Je nachdem wie die Fleischpreise sind, werden die Bullen in LKWs unter Geschrei und Anwendung groben Einwirkens, Antreiben mit dem Elektroschocker etc. in LKWs verladen und durch Europa gefahren, um irgendwo geschlachtet zu werden.
Die Kuh schreit in der Regel auch einige Zeit nach der Geburt nach ihrem Kalb. Einige werden krank. Schulmedizinisch wird dann eine Geburtsparese oder eine Euterentzündung o.ä. diagnostiziert. Daß der Seelenschmerz die Kräfte der Kuh erschöpft, daran denkt niemand. Die Kuh kommt wieder in ihren normalen Milchkuhalltag, die Milch (x-mal soviel wie ein Kalb benötigen würde) wird abgemolken und verkauft.
weiter geht´s in Teil 2 >
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23.06.2014Teil 2:
Im nächsten Jahr beginnt der Kreislauf von vorn.
Dies ist nur der Ablauf auf normalen Höfen. In Hochleistungsbetrieben mit einer sehr hohen Tierzahl laufen die Dinge brutaler und rücksichtsloser ab. Da sind die Tiere, auch VOR dem Schlachten, nichts anderes als Milch und Fleisch...
Ich möchte nicht mitverantwortlich sein, daß täglich tausende von Müttern und Kindern getrennt werden und oben beschriebenes Mrtyrium erleben müssen, damit
ich ein bißchen Milch trinken kann.
Nach über 30 Jahren Vegetarier-Dasein bin ich seit einiger Zeit nun Veganer. Ich dachte am Anfang, das schaffe ich nicht. Stellte mir selber die blöde Frage, die man schon als Vegetarier so oft hört: "Was soll ich denn dann noch essen?" Ich dachte: "Auf den Käse kann ich aber nicht verzichten!" Ich habe mich nicht unter Druck gesetzt, sondern bin jeden Tag aufs Neue nur so weit gegangen, wie es sich machbar anfühlte. Und plötzlich stellte ich fest, daß ich eine unangebrochene Packung Käse seit Wochen im Kühlschrank liegen hatte, auf die ich keinen Appetit mehr hatte. Ich bestelle meine geliebte Pizza beim Italiener ohne Käse und lasse mir stattdessen gutes Olivenöl und Salz dazu geben. Anders als ich es vermutet hatte, vermisse ich nicht mehr den fertigkuchen von der Bäckereikette und habe herausgefunden, daß Muffins OHNE Ei besser schmecken als mit!
Ich merke, wie gut mir auch körperlich der Milchverzicht tut und wie einfach (das hätte ich nicht gedacht) die herkömmlichen Rezepte abzuwandeln sind.
Vor Kurzem hatte ich eine Helferparty mit lauter fleißig arbeitenden, hungrigen Leuten. Ich habe einen großen Topf vegane Gulaschsuppe gekocht und habe an dem Wochenende unzählige Male, manchmal mit einem erstaunten Unterton übermittelt, gehört, wie lecker und deftig die vegane Suppe war!
Vegetarier oder vegan zu werden ist der ganze persönliche, ja fast intime Zeitpunkt, den jeder für sich selbst finden muß. Es ist ein Dialog mit der Seele, die dann dem Bauch und der Zunge diktiert, was schön ist.
Vegan ist für mich gelebte Liebe.
Dagmar Bruns
von
VeggieWolle
Der Text darf in Verbindung mit meinem Namen gern geteilt und weitergegeben werden.
23.06.2014Hey Mara,
auch von mir herzlich willkommen!
Schöner Text, den du da geschrieben hast!
Lass mal öfter von Dir lesen!
LG:
FLO
24.06.2014Hi Mara, auch von mir ein herzliches Willkommen.
Ich kann deinen Zorn über den Umgang mit Milchkühen und ihren Kälber natürlich sehr gut nachvollziehen: Es gibt unbestreitbar keinen einzigen vernünftigen Grund, warum ein Mensch nach der Säuglingszeit Muttermilch einer anderen Tierart konsumieren sollte. Nicht nur deshalb ist es so wichtig, deutlich darauf hinzuweisen, was im Zuge der Milchproduktion so alles mit Millionen Tieren (allein in der BRD werden über 4 Millionen Milchkühe gehalten, 'Rotation' alle 4 bis 5 Jahre) geschieht. Ich freue mich über jeden, der diese Dinge anprangert. Wenn man als Tierschützer aber wirklich etwas erreichen will, muss man gut Bescheid wissen und mit fundiertem Wissen knallhart argumentieren, ansonsten wird man vom Gegner ausgehebelt und gibt ihm Argumente in die Hand, Tierrechtler und Veganer als naive, unwissende Spinner hinstellen, die man nicht ernst nehmen muss. Und deshalb ärgern mich deine zwei posts bzgl. 'Milcherzeugung' schon etwas.
Nichts für ungut, Mara.
LG
Ebony
9 PostsweiblichS-HLevel 1
24.06.2014Hallo Ebony,
jetzt mußt du mir mal auf die Sprünge helfen.
Welche Posts meinst du?
Und was ärgert dich?
Gruß
Mara
25.06.2014Hey,
ich seh das nicht so kritisch und bin auch eher aus dem grund veganer, weil ich nicht gut finde, dass man tiere ausnutzt. unabhängig von der art der ausbeutung. trotzdem spricht für mich natürlich nichts gegen eine präzise darstellung die auch gegen argumente standhält.
LG:
FLO