Zitat Sunjo:
Aber andererseits: wem es finanziell super geht, der kann und sollte der Gesellschaft auch etwas zurückgeben. Und das dann eben nicht nur für Geld.
Genau hier klemmt es doch: Ehrenamtliche Arbeit, egal wie gesellschaftlich wichtig sie ist, wird nicht als "produktive Leistung" für die Gesellschaft anerkannt, weil sie keinen oder nicht erkennbaren in € messbaren Profit erzeugt.
Deshalb - so sind wir erzogen - wird auch niemand etwas von seinem in anderem Zusammenhang verdienten Geld dafür aufbringen, es sei denn, dass er/sie zur Überzeugung gelangt, dass seine eigenen Ziele durch diese Zahlung wesentlich vorwärts gebracht wird.
Wie könnten wir das ändern? Ich fürchte: Leider gar nicht. Es gibt keine allgemein anerkannte und gelebte "Tauschwirtschaft", in der einer ein Netzteil für einen Computer bauen/reparieren kann, dessen Kind von einer anderen Person zuweilen beaufsichtigt oder gar beschult wird, während dessen Rasen von wieder Dritten in Ordnung gebracht wird usw. usw.
Wer mehr darüber und die theoretischen Hintergründe wissen will, Prof. Niko Paech hat dieses Konzept der Postwachstumsökonomie sehr schön erläutert.
https://www.youtube.com/watch?v=7XKyH0E3538
Leider hilft uns das nicht für das Problem von Arbeit, für die es keinen Preis gibt, bzw. wenn es einen gibt zu wenige Menschen bereit sind, dafür zu bezahlen, weil ihnen nicht klar ist, welchen Vorteil es für sie hat.
Preisschranken bei Publikationen sind ja auch für andere Bereiche der Medien durchaus üblich - und erfolgreich. Leider nicht für die Bereiche, in denen sich viele ehrenamtlich tätige Menschen tummeln. Da funktionieren diese Konzepte leider nur eingeschränkt.
Meine Hoffnung liegt da auf den "Erben", die erkennen, dass sie selbst ja keinerlei Beitrag zu dem von ihnen geerbten Vermögen geleistet haben, also zwar juristisch aber keineswegs ethisch/moralisch berechtigt sind, dieses Ererbte zu behalten. Diesen teilweise "+überreichen" Menschen klar zu machen, dass sie dieses Vermögen zumindest teilweise durchaus sinnvoll "anlegen" können, indem sie Ehrenamt finanzieren, damit auch dafür vernünftige Entlohnungen gezahlt werden können, wäre mein Ansatz.
Nur wie macht man für diesen Ansatz "Reklame"? Darüber kann ja durchaus nachgedacht werden. Manche Erben tun dies ja auch bereits, wenn es die Erblasserinnen nicht eh schon vor dem Erbfall durch entsprechende Regelungen im Testament oder vorab durch Schenkungen getan haben.
Jetzt ginge es noch um die Verteilung solcher Vermögen - und jetzt wird es natürlich wieder kompliziert. Soll das in einem demokratischen Prozess von gewählten Gremien geschehen, oder zieht man sich lieber als Vermögenserbe den Vorwurf der Einflussnahme mithilfe des Stiftungsvermögens zu.
Das ist ziemlich kompliziert alles, aber "Betteln" oder auf Dauer in Armut für lau arbeiten ist halt auch keine Lösung.