Karnismus

Hallo,

was haltet Ihr vom Begriff Karnismus? Ist Fleisch-Essen ebenso eine Ideologie, wie Vegetarismus und Veganismus?

Ich hab heute auf dem vegan-vegetarischen Sommerfest Dr. Melanie Joy zu dem Thema interviewt. Sie ist eine Professorin für Psychologie und Soziologie und hat den Begriff "Karnismus" geprägt. Jeff Mannes ist der Koordinator der Kampagne in der EU. Er erklärt den Karnismus im Video auch auf deutsch.

Schauts Euch an unter https://www.youtube.com/watch?v=fj2XLsI2rUc&feature=youtu.be

Was sagt Ihr dazu?

Viele Grüße:

Kilian

... der Begriff "Karnismus" klingt für mich, wie "Kanibalismus". Nur etwas anders. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann ist die Gleichung ähnlich wie das Plakat im Hintergrund: "Bio-Limonade wie hausgemacht". Ist dann aber nicht hausgemacht, sondern doch *maschinell* hergestellt. Na gut, der Vergleich hinkt extrem. Dennoch *komisch*, finde ich.


Karnismus... Karma?


Als der Pferdeskandal groß gewesen ist... die Menschen haben sich mehr über die Pferde im Fleisch aufgeregt, als dass sie angelogen wurden. Dem Geschmack hat es nichts ausgemacht, ebenso ist es auch nahrhaftes Fleisch gewesen. Trotzdem wollten wohl die meisten Menschen kein Pferd essen und waren darüber empört (nicht über die Lüge).

Bewusst Leben. Nur die Bestandteile des Wortes kann ich nicht entschlüsseln. Oder habe ich es überlesen/überhört?

Ich glaube, wenn es tatsächlich eine "bewusste Nahrungsform" ist oder gar "Lebenseinstellung", dann zähle ich mich lieber hier zu. Aber das Wort gefällt mir gar nicht. Zu sehr gleicht es dem "Kanibalismus" finde ich. Wo wir auch beim Thema wären - wenn Menschenfleisch "gängig" wäre (evolutionär gesehen, sind auch wir "nur" Tiere).... wäre es auch kein Thema, so nehme ich an. Aber dies passt mit meiner Ideologie gar nicht zusammen. Aber auch kein Tier möchte sich bestimmt schlachten lassen. Und Pflanzen mögen bestimmt auch nicht gegessen werden. Gegenstände mit 'respekt' behandeln. Kuscheltiere auch. Das wäre ein neues Thema. "Gute Menschen - schlechte Menschen". Das führt zu weit. Noch... geht allerdings in die Richtung, finde ich.

Ich weiß es nicht mit diesem Wort. Das sind meine Gedankengänge. Den Begriff selbst, den mag ich nicht. Die Idee dahinter glaube ich schon (soweit ich es verstanden habe).

Nachtrag:
aber auch bei Vegetariern und Veganern träfe dieser Begriff zu, finde ich. Vielleicht auf einer anderen Weise.... nur wer seinen Standpunkt nur akzeptiert und keine andere Meinung zulässt, ist auch wenig "karnistisch". Wenn ich "Karnismus" mit "hinterfragend" assoziiere... oder gar als Synonym verwende....

Mein Freund nennt Leute, die Fleisch essen, immer "Carnivor", also Fleischfresser

Hallo Nikoletta,

erstmal herzlich Willkommen hier im Forum!



den Begriff höre ich auch ab und zu. Ich finde manchmal, er passt nicht so recht, denn Carnivore sind ja eigentlich "Nur"-Fleischesser. Andererseits ist auch "Allesesser" nicht ganz korrekt, weil die Leute ja auch keine Batterien essen.
Auch "Pflanzenesser" wäre so gesehen nicht korrekt, da Salz, Pilze, Mineralstoffe usw. nicht unbedingt pflanzlich sind.
Was macht man da nur... "Vegan" finde ich gut, weil es ein Kunstwort ist, das genau dafür steht, wofür es steht
Viele Grüße
Kilian

Aus dem gleichen Grunde, weshalb Kilian das Wort 'vegan' gut findet, bewerte ich die Schaffung des Wortes 'Karnismus' positiv, denn es beschreibt doch genau das, worum es dabei geht:

Der Begriff 'Karnismus' wurde von Melanie Joy für das Phänomen geprägt, dass der Mensch Tiere in zwei Gruppen einteilt, nämlich in fühlende, liebenswerte Lebewesen auf der einen Seite (gegenüber diesen er zur Empathie in der Lage ist) und seelenloses Fleisch (lat. carnis = Fleisch) auf der anderen (das er im Grunde nicht als Lebewesen mit Bedürfnissen ansieht, bzw. diese Tatsache ausblendet). Er abstrahiert diese Tiere ausschließlich als potentielle Nahrungsquelle. Über Karnismus ist erklärbar, warum viele Menschen einerseits z.B. Hunde und Katzen lieben, verhätscheln und ihr Wohlbefinden über das anderer Tiere stellen und andererseits das Leid, das den sog. Nutztieren (man beachte auch hier die Wortschöpfung!) permanent zugefügt wird, nicht hinterfragen, warum Menschen Tiere aus nicht logischen Gründen in zwei Klassen einteilen. Und je weniger ähnlich das Tier ihnen ist oder je weniger sie es begreifen, desto leichter gelingt Karnismus, siehe Vögel, Fische, Krustentiere, Weichtiere, Insekten etc.. So nebenbei: Menschen teilten und teilen auch Menschen ähnlich in 'schutzbedürftig' und 'rechtlos' ein …

Ich finde es gut, dass dieses menschliche Verhalten einen Namen bekommen hat, da es diese Begriffsbestimmung möglicherweise erleichtert, Menschen zum Nachdenken und idealerweise zum Umdenken zu bringen.


Als 'Carnivore' bezeichnet man in der Biologie übrigens keinen Nur-Fleischfresser, sondern tatsächlich ein Lebewesen, das sich ausschließlich, überwiegend oder auch teilweise von tierischen Organismen ernährt. Der Übergang zum 'Omnivoren' (Allesfresser, lat. omnis = alles) ist also fließend, bzw. ein Omnivore ist genaugenommen auch ein Carnivore. Ein 'Herbivore' (Pflanzenfresser, lat. herba = Kraut, Gras, ...) ernährt sich allerdings ausschließlich von Pflanzen, wozu auch Pilze gezählt werden, obwohl sie in mancher Hinsicht tierischen Organismen ähnlicher sind.